We Students Nous, étudiants
© Makongo Films

Inhalt / Kritik

Bildung ist der Weg in die Zukunft, das wird immer wieder betont. Aber was genau heißt das? Wie soll es ganz konkret weitergehen? Das wissen die Protagonisten in We, Students! selbst noch nicht genau. Klar ist nur, dass sie etwas verändern wollen, dass sie ihr Land prägen wollen. Land bedeutet in dem Fall die Zentralafrikanische Republik, ein vergleichsweise kleiner Staat mit rund 4,7 Millionen Einwohnern. Zu diesen gehören auch Nestor, Aaron und Benjamin, die an der Universität der Hauptstadt Bangui Wirtschaft studieren. Rafiki Fariala, Regisseur des Dokumentarfilms, ist mit den dreien befreundet und begleitet sie während ihres Alltags.

Eine wirkliche Zukunftsvision bietet der Film dabei nicht. Anders als etwa Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen oder Träum weiter! Sehnsucht nach Veränderung, bei denen wir Leute kennenlernen, die konkrete Zukunftsvisionen entwerfen, bleibt das hier deutlich vager. Die jungen Männer nehmen zwar für sich in Anspruch, dass sie jetzt das Sagen haben und nicht mehr die Alten, die vor ihnen das Land bestimmten. Dabei geht es aber weniger darum, die Gesellschaft wirklich voranzutreiben. Die Motivationen sind deutlich persönlicher: Sie wollen einfach ein besseres Leben für sich. Das ist absolut legitim, Dokumentarfilme müssen auch nicht „groß“ sein. We, Students! ist vielmehr das Porträt eines Lebensabschnittes, der eine Art Zwischenstation darstellt. Man ist bereit, die nächste Phase zu beginnen, ist aber noch nicht ganz da.

Persönliche Einblicke

Auch wenn der Titel das irgendwo impliziert, geht es in dem Film nur zum Teil um das Studieren. Stattdessen wechselt We, Students! immer wieder ins Persönliche, zeigt die Jungs beispielsweise beim Feiern. Ein größerer Abschnitt befasst sich beispielsweise mit einer ungewollten Schwangerschaft. Zumindest an den Stellen kommt dann auch ein kultureller Aspekt hinein, der sich etwa um Selbstbestimmungsrechte von Frauen dreht. Hinzu kommt der Vorwurf einer Vergewaltigung, wenn die Freundin minderjährig ist. Dass an diesen Stellen die Kamera weiter mitläuft, bei einer Vernehmung durch die Polizei, ist bemerkenswert. Vielleicht auch ein wenig befremdlich. Fariala hält sich aus der Sache jedoch raus, kommentiert weder den konkreten Fall, noch verrät er mehr über die allgemeine Lage im Land.

Überhaupt kommen Frauen hier praktisch nicht zu Wort, was bedauerlich ist. We, Students! ist dann doch nicht das Porträt einer Generation, sondern nur eines sehr spezifischen Teils davon. Da ist der Titel etwas hoch gegriffen. Zum Teil ist der Dokumentarfilm, der bei der Berlinale 2022 Premiere feierte, dennoch sehenswert. So bekommt man hierzulande wirklich nur selten Bilder aus der Zentralafrikanischen Republik. Und auch wenn man sich darüber streiten kann, wie repräsentativ das hier alles ist, so bekommt man doch zumindest ein Gefühl dafür, was es heißt, als junger Mensch dort zu leben und auch mit widrigen Umständen zu kämpfen. Das ist nicht unspannend, auch wenn eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung wünschenswert gewesen wäre. So bleibt eine Art Momentaufnahme, die aufgrund des persönlichen Schwerpunkts eher an der Oberfläche bleibt.

Credits

OT: „Nous, étudiants !“
Land: Zentralafrikanische Republik, Frankreich, Demokratische Republik Kongo, Saudi-Arabien
Jahr: 2022
Regie: Rafiki Fariala
Drehbuch: Rafiki Fariala
Musik: Rafiki Fariala
Kamera: Rafiki Fariala

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2022

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We, Students!
Fazit
„We, Students!“ folgt drei Studenten in der Zentralafrikanischen Republik. Der Dokumentarfilm ist dabei bewusst persönlich gehalten. Das vermittelt einerseits ganz gut das Gefühl, wie es ist, an der Schwelle zum eigenen Leben zu stehen. Eine wirkliche Auseinandersetzung findet aber nicht statt, die gesellschaftliche Komponente ist nur eine Randerscheinung.
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