A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani
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A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani

A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani
„A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ // Deutschland-Start: 31. März 2022 (Kino) // 31. August 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Aufgrund seiner hohen Schulden sitzt Rahim Soltani (Amir Jadidi) schon seit einiger Zeit im Gefängnis. Die Zeit im Gefängnis ist an dem gelernten Maler und Familienvater nicht spurlos vorübergegangen und er sucht fieberhaft nach einem Weg, seine Strafe zu verkürzen oder etwas Geld aufzutreiben. Als er eines Tages für zwei Tage Urlaub erhält und seine Familie besuchen darf, bekommt er eine einmalige Gelegenheit, denn seine Geliebte Farkondeh (Sahar Goldoost) hat an einer Bushaltestelle eine Tasche gefunden, in der sich mehrere Goldmünzen befinden. Ein Besuch bei einem Goldhändler bringt aber Ernüchterung mit sich, denn der Gewinn reicht beim besten Willen nicht aus, um Rahims Schulden zu bezahlen, sodass er beschließt, den Fund zu melden. Nach einiger Zeit meldet sich die Besitzerin der Tasche bei Rahims Schwester und ihrem Mann. Mehr noch als der Fund an sich, ist die Gefängnisleitung wie auch Angehörige der Familie Soltani beeindruckt von der selbstlosen Tat Rahims. Schließlich werden gar die Medien auf ihn aufmerksam und es wird eine Spendengala organisiert, welche ihm helfen soll, seine eigenen Schulden zu bezahlen. Lediglich sein Gläubiger, sein Schwager Bahram (Mohsen Tanabandeh), ist nicht überzeugt von der Heldentat und vermutet, Rahim würde die Situation ausnutzen, um seinen eigenen Namen reinzuwaschen und andere Menschen für seine Zwecke einzuspannen.

Nur ein kleiner Fehler

Da er mit seinem letzten Film, der spanischen Koproduktion Offenes Geheimnis, nicht an den Erfolg seiner vorherigen Filme Nader und Simin – Eine Trennung und The Salesman anknüpfen konnte, kehrte Regisseur Asghar Farhadi mit A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani zurück in seine Heimat, den Iran. Der Film gewann bei den Filmfestspielen in Cannes den Großen Preis der Jury und war der iranische Beitrag für die Oscarverleihung in der Kategorie Bester Fremdsprachiger Film. Wie bei seinen anderen Geschichten faszinieren Farhadi in erster Linie Menschen, die kleine Fehler begehen, Unachtsamkeiten und Missverständnisse, die schließlich eine fatale Eigendynamik entwickeln.

Im Falle von Rahim Soltani scheint dieser Fehler jedoch schon begangen worden zu sein, hat er sich doch Geld geliehen, konnte dies nicht mehr zurückzahlen und zerstörte damit nicht nur seine Ehe, sondern auch das Verhältnis zu seinem Schwager, dessen Frust und Enttäuschung keine Grenzen zu kennen scheinen. Amir Jadidi spielt einen Mann, der, wie der Titel anzeigt, in erster Linie wieder seine Ehre wiederhaben will, nicht den Blick nach unten richten muss, wenn er seiner Familie, insbesondere seinem Sohn entgegentritt. „Du hast so ein reines Herz“, wird ihm bescheinigt und es ist durchaus schier unmöglich einen Fehler in diesem Mann zu finden, der doch eigentlich alles richtig machen und sich bessern will. Die Ehre und der Ruf eines Menschen oder einer ganzen Familie sind hohe Werte in einer Kultur wie dem Iran, sodass bereits der kleinste Fehltritt fatale Folgen haben kann.

Das Unglück eines Helden

Wie in seinen vorherigen Geschichten erzählt Farhadi von der Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft. Als Repräsentant jener Werte wie Ehre, Heldenmut und Respekt macht sich der Protagonist angreifbar, vor allem, wenn er das Unmögliche verlangt, nämlich die Vergangenheit ungeschehen zu machen und auf diesem Fundament ein neues Leben aufzubauen. In Verbindung mit der fatalen Eigendynamik der sozialen Medien startet jedoch die Erinnerung an seine Fehler, baut ein Gerücht auf dem nächsten auf, sodass seine Geschichte, die gestern noch jeden überzeugt hat, in der Gegenwart Risse bekommt und zu seinem Verhängnis wird. Die Moral der Gesellschaft wird zu einem Fallstrick, in den sich Rahim verwickelt, was man als Zuschauer verfolgt und dabei schon ahnt, inwiefern sich der Held unschuldig schuldig macht oder sich immer tiefer in seiner eigenen Geschichte verfängt.

In über zwei Stunden verfolgt Farhadi den für ihn üblichen realistischen Ansatz, der vom Schicksal des Individuums immer wieder Rückschlüsse zulässt auf gesellschaftliche Zusammenhänge. Das hat durchaus seinen Reiz, vor allem schauspielerisch, ist aber bei weitem nicht so komplex, wie es scheint und wird unnötig aufgebläht sowie verkompliziert.

Credits

OT: „Ghahreman“
Land: Iran, Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
Musik: Alaric Jans
Kamera: Ali Ghazi
Besetzung: Amir Jadidi, Mohsen Tanabandeh, Sahar Goldoost, Fereshteh Sadr Orafaie, Sarina Farhadi

Bilder

Trailer

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A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani
Fazit
„A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ ist eine schauspielerisch sehr überzeugendes Drama um Werte wie Ehre, Respekt und Ansehen innerhalb der iranischen Gesellschaft. Asghar Farhadi gelingt eine überzeugende Geschichte, die durchaus ihre Stärken hat, aber unnötig kompliziert daherkommt und etwas arg überlang ist.
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