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Bis zum letzten Tropfen

Bis zum letzten Tropfen
„Bis zum letzten Tropfen“ // Deutschland-Start: 16. März 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Die Zeiten sind schlecht für Martin Sommer (Sebastian Bezzel), Bürgermeister von Lauterbronn. Der Ort ist hübsch und idyllisch, weshalb man sich dort ein schönes Leben machen kann. Wirtschaftlich ist die Lage jedoch sehr viel weniger erfreulich, es fehlt an Arbeit, es fehlen Perspektiven. Eine solche scheint sich nun aber aufzutun, als der Getränkehersteller PureAqua ein Angebot macht. Dessen Repräsentant Rainer Gebhard (Ulrich Tukur) wirbt dafür, dem Unternehmen die Entnahmerechte für das Grundwasser zu übertragen. Davon gibt es schließlich reichlich. Im Gegenzug würden neue Arbeitsplätze entstehen, die das Überleben des Ortes sichern sollen. Für Sommer ist die Entscheidung damit gefallen, zumal auch Julia Roland (Karoline Schuch), Referentin für Wasser im Umweltministerium, grünes Licht gibt. Doch gleichzeitig formiert sich Widerstand. Vorne mit dabei: Martins Tochter Ava (Hannah Schiller), die hinter dem Ganzen unlautere Machenschaften vermutet …

Wasser als rare Ressource

Rohstoffe waren schon immer hart umkämpft. Ob es nun Bodenschätze wie verschiedene Metalle oder auch Erdöl ist, so mancher Krieg wurde auch deswegen begonnen, um an die wertvollen Ressourcen zu kommen. Seit einiger Zeit schon warnt die Wissenschaft davor, dass in Zukunft eine andere Ressource umkämpft sein könnte und sogar zu neuen Kriegen führen könnte: das Wasser. In einigen Regionen dieser Welt ist es schon jetzt ein teures Gut. Hierzulande verhallen die Warnungen bislang noch weitgehend ungehört. Die Vorstellung, dass nicht beliebig viel aus dem Wasserhahn kommen könnte, ist für die meisten zu abstrakt. Genau an der Stelle setzt das Drama Bis zum letzten Tropfen, das im Rahmen des ARD-Events #unserWasser ausgestrahlt wird.

Der Film zeigt dabei jedoch keine düstere Zukunftsvision über ausgetrocknete Landstriche, wie man sie beispielsweise aus Endzeitfilmen kennt. Stattdessen siedelt Regisseur und Drehbuchautor Daniel Harrich (Der blinde Fleck – Täter. Attentäter. Einzeltäter?) seine Geschichte in der Gegenwart an. Noch ist da alles in Ordnung, zumindest auf den ersten Blick. Lauterbronn sieht aus wie ein ganz normales Dorf, das von Landwirtschaft lebt, ist voll von Grün und Naturlandschaften. Die drohende Gefahr lauert unter der Oberfläche, wo sie niemand sieht. Wo sie aber auch niemand sehen will. Aus den Augen, aus dem Sinn lautet das Motto, zumindest bei denjenigen, die das Sagen haben. Zwar wird auch in Bis zum letzten Tropfen protestiert. Diese Leute werden jedoch ignoriert, diffamiert, zur Not mittels Medienrummel und hübscher Prospekte mundtot gemacht.

Miese Unternehmen, verantwortungsloses Volk

Der Film ist daher eine doppelte Anklage. Die eine trifft die üblichen Verdächtigen, wenn Unternehmen kräftig absahnen und dabei schamlos lügen. Dass sie die Welt zugrunde richten, ist ihnen bewusst – aber auch ziemlich egal. Unterstützt werden sie von der Politik, die im Zweifelsfall selbst die Hand aufhält. Moral ist schön und gut, Macht ist aber besser. Während Bis zum letzten Tropfen an diesen Stellen nicht übermäßig subtil ist und sich mit einem eher billigen „die da oben“ aus der Verantwortung zu stehlen scheint, trifft die zweite Anklage die einfachen Menschen, die ohne groß nachzudenken Tag für Tag selbst Wasser verschwenden. Rasen wässern und Auto waschen ist dann doch ein ziemlicher Luxus, wenn gleichzeitig andere nichts mehr zu trinken haben, weil es nicht für alle reicht oder weil der Klimawandel die Grundlagen geraubt hat.

Als Thema ist das alles ohne Zweifel sehr wichtig. Der Denkanstoß fürs Publikum ist überfällig, Stoff für Diskussionen gibt es genug. Neben den Schwarzweiß-Zeichnungen irritiert aber, wie zum Ende hin alles richtig dramatisch wird. Anstatt sich auf das Thema zu verlassen, wird auch da zugespitzt und auf unnötige Weise aufgebauscht. Das Drama ist ernst genug, da hätte es das nicht gebraucht. Es reicht aber auch mit diesen Schwächen zumindest für einen soliden Film mit guten schauspielerischen Leistungen. Vor allem Ulrich Tukur als skrupelloser Unternehmer wertet Bis zum letzten Tropfen auf, wenn er voller Genuss den ungenierten Bösewicht gibt und damit ein ideales Feindbild abgibt. Vor allem dann, wenn er im unerwarteten Moment auch noch den Spiegel zückt und dem Publikum daheim vorhält.

Credits

OT: „Bis zum letzten Tropfen“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Daniel Harrich
Drehbuch: Daniel Harrich
Musik: Jörg Lemberg
Kamera: Michael Praun
Besetzung: Sebastian Bezzel, Ulrich Tukur, Hannah Schiller, Karoline Schuch, Michael Roll, Sebastian UrbanskI, Neda Rahmanian, Michaela May

Bilder



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Bis zum letzten Tropfen
Fazit
„Bis zum letzten Tropfen“ ist ein Drama, welches am Beispiel Wasser skrupellose Unternehmen und die Politik ins Zielfeuer nimmt, aber auch die Verantwortung der einfachen Bevölkerung betont. Das ist nicht immer ganz subtil, zum Ende wird zudem unnötig dramatisiert. Das Thema selbst ist jedoch zweifelsfrei wichtig, zudem ist der Film gut besetzt.
Leserwertung181 Bewertungen
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von 10