La Panthère des Neiges Der Schneeleopard
© Paprika Film & Kobalann Productions, 2021

Der Schneeleopard

Der Schneeleopard
„Der Schneeleopard“ // Deutschland-Start: 10. März 2022 (Kino) // 2. September 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Nachdem Vincent Munier die letzten Jahre Polarwölfe in Nordkanada, Schneeeulen in der Antarktis und Rentiere in Sibirien dokumentarisch festgehalten hat, begibt er sich mit seiner Neuproduktion Der Schneeleopard auf die nächste langwierige Reise, um die seltene Großkatze in Tibet ausfindig zu machen. Begleitet wird er dabei von dem französischen Reiseschriftsteller Sylvain Tesson, dessen gleichnamiges Buch in Frankreich hochgelobt wird, in dem eine Abenteuergeschichte mit einer spirituellen Suche verbunden wird. Mit nur dem Nötigsten ausgestattet, portraitiert die Naturdokumentation eine spektakuläre Reise, die sich über tausend Kilometer erstreckt. Durch die schon fast unerträgliche Schönheit der Natur sowie die innige Freundschaft werden so die Lebensansichten der Wanderer umformuliert, angepasst, ja gar neu geschrieben.

In die Wildnis

Der menschliche Drang zur Natur wächst beständig und fördert Jahr für Jahr grandiose Produktionen zu Tage, in denen Menschen dem zivilisierten Leben eine Absage erteilen und in die Natur ziehen. Ähnlich wie in Into the Wild gibt es in Der Schneeleopard daher einmal mehr funkelnde Augen, wenn beispielsweise eine Tierherde entdeckt wird oder die Sonne den gefrorenen Boden am Morgen küsst. Entrückt von dem Leben in der Zivilisation und dem, wie sie es selbst sagen, „menschlichen Puppentheater“ geht es hier vordergründig um Naturverbundenheit, den unbändigen Drang nach Freiheit und das Animalische im Menschen, das nur darauf wartet geweckt zu werden. Warum jedoch ausgerechnet ein Schneeleopard? Darauf wird man neben der offensichtlichen Seltenheit dieser Spezies keine Antwort bekommen. Das ist aber auch nicht wichtig, da es in dem französischen Naturportrait, welches von ARTE mitproduziert wurde, mehr um die eigentliche Reise geht, die alles andere als geradlinig verläuft – sowohl im geographischen als auch spirituellen Sinne.

Ästhetisch

Dadurch, dass sich die Macher weniger als Foto- oder Naturjournalisten, sondern mehr als Ästhetiker begreifen, bekommt Der Schneeleopard eine grandiose Bildsprache spendiert, die in Kombination mit den dezenten Klängen von Nick Cave und Warren Ellis ihre volle Wirkung entfaltet. Aufgrund dieser Kombination entsteht eine herrliche meditative Stimmung, wodurch der Zuschauer schnell zur Ruhe kommt. Das filmische Festhalten der Natur, welche noch nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, steht dabei im Zentrum. Dass sich der Mensch von der Natur immer weiter entfernt, wird jedoch nur angekratzt. Statt dem „typischen“ Fußabdruck des Menschen, der in so ziemlich jeder Naturdoku Einzug erhält, liegt der Fokus auf der Schönheit, wofür Munier sogar schon Kritik einstecken musste. Um aber einmal fair zu bleiben, gibt es nicht schon genug Produktionen mit Bildern der Zerstörung?

Während in Der wilde Wald – Natur Natur sein lassen ein Interviewgast noch „erst kommt der Mensch und dann die Natur“ äußerte, so zeigt Der Schneeleopard das komplette Gegenteil. Ziemlich schnell wird man in der Hinsicht eines besseren belehrt und daran erinnert, dass die Sinne des Menschen im Vergleich mit der Tierwelt suboptimal konzipiert sind, gerade am Beispiel des miserablen Beobachtungs- und Geruchssinns. Wenn man den Schneeleopard als Krönung des Tierreiches dagegen betrachtet, so bringt dieser schon fast etwas Erhabenes mit.

Fremdhaftigkeit?

Muniers Dokumentation erweckt daher schon ein wenig den Eindruck, dass sich die Menschen in der puren Wildnis am falschen Ort befinden – zumindest aus heutiger Sicht. Paradoxerweise sehen aber auch genauso die verblüfften Augen der Tiere aus, denen die Dokumentarfilmer auf ihrer Reise begegnen. Beim Aufeinandertreffen der menschlichen und animalischen Blicke entstehen so große Momente. Was denken wohl diese ausdruckslosen Augen, fragt man sich. Doch hier kommt alles zusammen: Ein Funke Neugier, ein Hauch Angst und ein Quäntchen Fremdhaftigkeit, als kämen diese komischen Zweibeiner von einem anderen Planeten. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – besser kann man es nicht beschreiben.

Credits

OT: „La Panthère des Neiges“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Marie Amiguet, Vincent Munier
Musik: Nick Cave, Warren Ellis
Kamera: Vincent Munier, Sylvain Tesson

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir unterhalten uns zum Kinostart von Der Schneeleopard im Interview mit Vincent Murier über die Dreharbeiten und seine Einstellung zur Natur.

Vincent Munier [Interview]

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 2022 Bester Debütfilm Nominierung
Beste Dokumentation Sieg
Beste Musik Nick Cave, Warren Ellis Nominierung
Prix Lumières 2022 Beste Dokumentation Sieg
Beste Musik Nick Cave, Warren Ellis Nominierung

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Der Schneeleopard
Fazit
In „Der Schneeleopard“ machen sich zwei Männer in Tibet auf die Suche nach der seltenen Raubkatze. Die unwirklich schönen Bilder und der dezente Score verzaubern. Dazu gibt es viele philosophische Gedanken über den Menschen und die Natur.
Leserwertung57 Bewertungen
3.7