Nach einem missglückten Einsatz in Berlin wird der israelische Spion Ari Ben-Sion (Jonathan Rhys Meyers) nach Damaskus geschickt. Dort soll er im Auftrag des Mossad-Bosses Miki (John Hurt) einen Wissenschaftler ausfindig machen, der von den Syrern gefangen gehalten wird. Zu diesem Zweck sucht Ari den Kontakt zum ehemaligen SS-Offizier Franz Ludin (Jürgen Prochnow), wobei er sich als deutscher Geschäftsmann mit dem Namen Hans Hoffmann ausgibt. Verkompliziert wird die Geschichte jedoch durch die Journalistin Kim Johnson (Olivia Thirlby), die Gefallen an ihm findet. Aber auch Suleiman Sarraj (Navid Negahban), die für den syrischen Geheimdienst arbeitet, gefährdet die Mission …
Eine Zeit des Umbruchs
Auch wenn im Weltgeschehen zwangsläufig eine große Dynamik herrscht, viele vermeintliche Wahrheiten tagtäglich auf den Kopf gestellt werden, eines ist gleich geblieben: das Bedürfnis des Publikums nach spannenden Spionagegeschichten. Nachdem die alten Szenarien rund um den kalten Krieg lange nicht mehr wirklich opportun waren, brauchte es andere, neue. Oder eben alte. Bei dem 2017 produzierten Thriller Die Damaskus Verschwörung – Spion zwischen den Fronten schnappte man sich den bereits 1977 veröffentlichten Roman Damascus Cover von Howard Kaplan, verlegte die Handlung aber ins Jahr 1989. Das klingt erst einmal ein wenig seltsam, erklärt aber zumindest, warum noch immer von Nazis die Rede ist. Oder vielleicht auch nicht, nicht alles hier ergibt am Ende wirklich Sinn.
Wobei das zeitliche Setting natürlich schon interessant ist. Regisseur und Co-Autor Daniel Zelik Berk erzählt von einer Welt, die gerade im Umbruch ist: Die Berliner Mauer ist gefallen, die Sowjetunion macht enorme interne Wandlungen durch, niemand weiß mehr so recht, wer da noch Freund, wer Feind ist. Für eine Spionagegeschichte ist das ein dankbares Umfeld, wo es traditionell darum geht, dass der Held oder die Heldin nicht genau weiß, wem zu trauen ist. In Die Damaskus Verschwörung – Spion zwischen den Fronten mangelt es dann auch nicht an verdächtigen Figuren. Da kommen praktisch alle irgendwie in Frage für Intrigen. Zumal da noch jemand anderes aus Israel irgendwo in den Schatten unterwegs sein soll. Grundsätzlich ist da also vieles möglich.
Viel Liebe, wenig Spannung
Umso ernüchternder ist das Ergebnis. Ein Problem ist, dass man mal wieder nicht auf eine Liebesgeschichte verzichten wollte, weshalb da noch die Figur der Journalistin Kim hineingeschoben wurde. Klar, das ist bei solchen Filmen keine Seltenheit. Bond kommt ja ebenfalls keinen Film lang ohne Frau aus, oft müssen sogar mehrere dran glauben. Bei Die Damaskus Verschwörung – Spion zwischen den Fronten wird dieser Nebenaspekt aber wohl zu Zwecken der weiteren Psychologisierung stärker in den Fokus gerückt. Das macht die Charaktere aber nicht interessanter, weder Ari noch Kim. Es führt nur dazu, dass die eigentliche Geschichte viel zu oft in den Hintergrund rückt, da geht dann einfach nichts mehr voran.
Das bedeutet auch, dass die Spannungskurve nie die Hochphase erreicht, die man von einem solchen Agententhriller erwarten kann und darf. Tatsächlich ist der Film sogar recht langweilig, das Gefühl einer konstanten Gefahr – eigentlich ein Merkmal dieser Geschichten – stellt sich nie ein. Dabei wird nicht nur das Szenario vergeudet, auch mit dem prominenten Ensemble fängt Berk nicht genug an. Jürgen Prochnow und John Hurt, der hier ein letztes Mal vor der Kamera stand, werden verschwendet. Jonathan Rhys Meyers (The Survivalist – Die Tage der Menschheit sind gezählt, American Night) versucht zwar, das Beste aus seiner Rolle des grenzüberschreitenden Agenten zu machen. Richtig fesselnd ist das aber auch nicht. Wirklich ärgern muss man sich über Die Damaskus Verschwörung – Spion zwischen den Fronten nicht. Höhere Ansprüche als das sollten bei einem solchen Film aber eigentlich schon drin sein.
OT: „Damascus Cover“
Land: UK
Jahr: 2017
Regie: Daniel Zelik Berk
Drehbuch: Daniel Zelik Berk, Samantha Newton
Vorlage: Howard Kaplan
Musik: Harry Escott
Kamera: Chloë Thomson
Besetzung: Jonathan Rhys Meyers, Olivia Thirlby, Jürgen Prochnow, Igal Naor, Navid Negahban, John Hurt
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