Janet Jackson
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Janet Jackson.

Janet Jackson
„Janet Jackson.“ // Deutschland-Start: 11. März 2022 (Sky)

Inhalt / Kritik

Als eine der einflussreichsten Frauen in der Unterhaltungsindustrie und als vielfach ausgezeichnete (u.a. fünf Grammies) Künstlerin kann Janet Jackson eine lange und äußerst erfolgreiche Karriere vorweisen. 1966 geboren, begann sie bereits Mitte der Siebziger Jahre, gemeinsam mit ihren Geschwistern aufzutreten. Es folgten Fernseh- und Filmrollen, schließlich die Veröffentlichung zweier Alben auf Druck und unter der Kontrolle ihres Vaters (und Managers), bevor sie sich schließlich freikämpfte und 1986 mit dem Album Control selbst die Kontrolle übernahm. Von nun an hatte sie das Sagen und bestimmte selbst über die künstlerische Ausrichtung ihrer Karriere. Mit den sozialen und politischen Botschaften ihrer Lieder, künstlerisch bahnbrechenden Musikvideos und aufwändigen Bühnenshows brach sie nicht nur Rekorde, sondern wurde auch zum Vorbild für nachfolgende Generationen von Künstlerinnen und Künstlern.

Es scheint also eine Mammutaufgabe, diese über vier Jahrzehnte andauernde Karriere in vier Episoden von je etwa 40 Minuten Länge erzählen zu wollen – und tatsächlich ist das Ergebnis nur bedingt befriedigend. Auch hier geht es wieder um Kontrolle, in diesem Fall Jacksons Kontrolle darüber, wie ihre eigene Geschichte erzählt wird. Über die Mitglieder des Jackson-Clans ist schon so viel geschrieben und erzählt worden, dass Janet Jackson das Bedürfnis hatte, ihre eigene Sicht auf die Dinge darzustellen, wie sie zu Beginn der ersten Episode erklärt. Diese Dokumentation stellt also so etwas wie Jacksons offizielle Autobiographie in Filmform dar und den Versuch, die Deutungshoheit zurückzugewinnen. Neue Interviews mit der Sängerin wechseln sich dabei mit teilweise unveröffentlichten Aufnahmen aus allen Phasen ihrer Karriere ab. Zusätzlich kommen Prominente wie Whoopi Goldberg, Samuel L. Jackson, Questlove sowie einige von Jacksons Geschwistern zu Wort.

Die Anfänge einer Künstler-Dynastie

Die erste Episode arbeitet sich zunächst kurz an den schon so oft erzählten künstlerischen Anfängen der Jackson-Familie und ihren ersten Erfolgen ab. Interessanter wird es anschließend, als es um Janets eigenen Einstieg ins Unterhaltungsgeschäft geht. Als Jüngste von neun Brüdern und Schwestern sei sie von ihrem Vater wie selbstverständlich ebenfalls ins Showbusiness gedrängt worden, obwohl sie eigentlich Wirtschaftsrecht studieren wollte, erzählt sie. Die Aufnahmen ihrer ersten Auftritte und die Ausschnitte aus ihren frühen Fernsehrollen zeigen dabei eine Janet Jackson, die selbst viele ihrer Fans heute nicht kennen dürften. Wie sie aus heutiger Sicht über ihre Erfahrungen und ihre Gefühle während dieser Lebensphase spricht, wirkt offen und ehrlich.

Aber kaum wird es interessant, ist auch schon die erste Folge vorbei. Es muss ja weitergehen, es gibt so viel zu erzählen. Also widmet sich die nächste Episode dem Ausbrechen aus der Kontrolle des Vaters, dem Beginn der über Jahrzehnte währenden Zusammenarbeit mit dem Produzenten-Duo Jimmy Jam & Terry Lewis und schließlich dem großen Durchbruch als ernstzunehmende Künstlerin. Erneut bekräftig Jackson dabei, wie wichtig es ihr stets sei, in all ihre Projekte ihre eigene Philosophie einfließen zu lassen und ihre eigene Sichtweise zu übermitteln. Viel mehr erfährt man über ihre kreativen Prozesse allerdings nicht, denn statt wenigstens ein paar Details dazu zu liefern, wie die Künstlerin Songs schreibt und aufnimmt, Bühnenshows entwirft oder sich Konzepte für Musikvideos überlegt, widmet sich die Dokumentation zu einem Großteil Jacksons Privatleben und den Männern an ihrer Seite. Diese haben zwar wie etwa Réne Elizondo Jr. oder Jermaine Dupri regelmäßig auch künstlerisch mit ihr zusammengearbeitet, dennoch ist es immer wieder frustrierend, wie viel Raum die Doku-Serie ihnen letztendlich einräumt (freilich meist ohne auf die künstlerischen Aspekte zu sprechen zu kommen).

Ein tabuisierter Skandal

Dass niemand immer und über alles die Kontrolle behalten kann, gibt auch Jackson zu. Sie erzählt vom teilweise schwierigen Verhältnis zu ihrer Familie, zerbrochenen Liebesbeziehungen und ihrer Neigung, sich mit Essen zu beruhigen, wenn sie deprimiert ist. Den größten Kontrollverlust stellte schließlich 2004 ihr Auftritt beim Superbowl dar, als Justin Timberlake ihr etwas zu viel von ihrem Kostüm von der Brust riss und sich ganz Amerika anschließend darüber aufregte, eben jene kurz live im Fernsehen erblickt zu haben. Dass Jackson anschließend von der anstehenden Grammy-Verleihung ausgeladen wurde, ihre Songs und Videos von vielen Radiostationen und TV-Sendern nicht mehr gespielt wurden und ihre Karriere aufgrund einer Nichtigkeit einen beachtlichen Knick bekam, all das wird zwar erwähnt. Die Chance, die Doppelmoral der amerikanischen Medien und Gesellschaft in Bezug etwa auf Sex und Gewalt im Fernsehen offenzulegen, wird aber vergeben. Auch auf die sexistischen Strukturen in Medien und Unterhaltungsindustrie wird kaum eingegangen und etwa die Frage, warum Justin Timberlakes Image und Karriere unter dem Vorfall nicht gelitten hat, nicht weiterverfolgt.

Aber gut, vielleicht will Jackson die weniger angenehmen Teile ihrer Vergangenheit ruhen lassen und sich vor allem an das Gute erinnern. Genau das scheint dann auch der Zweck dieser Dokumentation zu sein: die Künstlerin Janet Jackson mit all ihren Erfolgen erneut ins öffentliche Bewusstsein zu rücken (schließlich wird voraussichtlich dieses Jahr das noch vor der Corona-Pandemie angekündigte, aber seitdem verschobene neue Album erscheinen). Wer sich mit Jacksons Lebenslauf bisher nicht beschäftig hat, wird hier viel Neues finden und einen guten Überblick bekommen. Wirklich in die Tiefe geht die Dokumentation aber leider nicht und bietet für langjährige Fans abseits einiger nie zuvor gesehener privater Aufnahmen nicht allzu viel Neues oder bisher Unbekanntes.

Credits

OT: „Janet Jackson.“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Benjamin Hirsch
Kamera: Marcos Durian

Trailer

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Janet Jackson.
Fazit
In vier Folgen wird Janet Jacksons gesamte Karriere im Schnelldurchlauf abgehandelt. Dabei werden alle relevanten Stationen und Ereignisse angesprochen, in die Tiefe geht die Dokumentation aber an keiner Stelle.
Leserwertung1 Bewertung
9.4