Klara Sonntag Ein Tag im Leben TV Fernsehen Das Erste ARD
© ARD Degeto/Frank Dicks

Klara Sonntag: Liebe macht blind

Klara Sonntag Ein Tag im Leben TV Fernsehen Das Erste ARD
„Klara Sonntag: Liebe macht blind“ // Deutschland-Start: 18. März 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Bewährungshelferin ist es Klara Sonntag (Mariele Millowitsch) gewohnt, mit tragischen Geschichten zu tun zu haben. Diese geht ihr aber besonders nahe: Eda (Soma Pysall) wurde wegen Drogenschmuggels erwischt, ihr Sohn Robert (Sammy Schrein) droht ins Heim zu kommen. Das will Sonntag aber auf jeden Fall verhindern, weiß sie doch nur zu gut, was es heißt, als Kind im Heim leben zu müssen. Während sie nun versucht, den beiden zu helfen, gerät ihr eigenes Privatleben in eine Schieflage. So funktioniert das Zusammenleben mit Thomas (Bruno Cathomas) nicht so wirklich. Und dann wäre da noch ihr schwerkranker Vater Rudi (Christian Grashof), der aus dem Gefängnis entlassen werden soll – worauf sie aber keine Lust hat …

Zweiter Auftritt der Bewährungshelferin

Einem TV-Publikum dürfte Mariele Millowitsch in erster Linie durch die ZDF-Krimireihe Marie Brand. 30 Mal schlüpfte sie bislang in die Rolle der beliebten Kommissarin, zuletzt in Marie Brand und der überwundene Tod. Insofern ist es schon irgendwie interessant, dass sie nun offensichtlich eine zweite Reihe  etablieren möchte, in der sie eine Art Gegenstück spielt. In der ARD-Produktion Klara Sonntag geht es eben nicht darum, Verbrecher ins Gefängnis zu bringen, sondern vielmehr, diese irgendwie von diesem fernzuhalten. Ob der Plan aufgeht, bleibt abzuwarten. Dafür ist die Produktivität bislang noch zu gering: Ein knappes Jahr mussten die Zuschauer und Zuschauerinnen warten, bis es nach Kleine Fische, Große Fische eine weitere Geschichte mit der Titelprotagonistin gibt. Das ist ein bisschen wenig, um eine Fanbase aufzubauen.

Krimifans können sich die Reihe ohnehin sparen, basierend auf den ersten Filmen. So geht es zwar durchaus um kriminelle Machenschaften. Gerätselt werden muss aber nicht, stattdessen stehen die persönlichen Schicksale im Mittelpunkt. Klara Sonntag: Liebe macht blind ist ein Drama mit einigen wenigen humoristischen Momenten, die sich um Thomas und einen Hund drehen, um die sich Sonntag unfreiwillig kümmern muss. Das erinnert ein wenig an die Herzkino-Reihe Frühling, die sich ebenfalls um eine Kümmerin dreht. Im Vergleich zu den oft grotesk konstruierten Geschichten dort ist das hier aber harmonischer. Da stehen die Aktivitäten meistens zumindest in einem tatsächlichen Zusammenhang mit der Arbeit, anstatt ein Sammelsurium von Aufgaben zusammenzustellen, die dann statt eines Berufes ausgeübt werden.

Sympathisch unsouverän

Im Gegensatz zur Dorfkollegin, die – von der Liebe einmal abgesehen – immer schrecklich kompetent ist, in jeder Lebenslage, und deswegen auch schon mal die Mary Poppins von Frühling genannt wird, da ist Klara Sonntag zudem sehr viel weniger souverän. Zumindest privat hat sie so sehr mit ihrem eigenen Unvermögen zu kämpfen, teils Überreste ihrer traurigen Kindheit, dass sie nur bedingt als Vorbild durchgeht. Aber ist ja nicht zwangsläufig ein Nachteil. Es ist sogar irgendwie reizvoll, wenn es in Liebe macht blind zu offensichtlichen Widersprüchen in ihrer Figur kommt. Auf der einen Seite will sie allen helfen. Ihren sterbenden Vater lässt sie jedoch abblitzen, weil sie damit überfordert ist. Sie ist sich an der Stelle auch ihrer eigenen Grenzen bewusst, weiß selbst, dass sie damit nicht wirklich gut umgeht.

Das macht sie auf sympathische Weise nahbar, ist zudem resolut von Millowitsch gespielt. Richtig gut ist der Film aber nicht. Zwar stellt Klara Sonntag: Liebe macht blind eine Verbesserung zum ersten Teil da, ist in sich stimmiger. Die völlig an den Haaren herbeigezogene Nebenhandlung um den Vater wurde zudem auf ein akzeptables Maß heruntergestutzt. Es fehlt aber eine wirkliche Geschichte, die es wert wäre, erzählt zu werden. Oder überhaupt eine Geschichte, die im Mittelpunkt steht. Am ehesten ist das noch die um die Drogenschmugglerin und ihren Sohn. Interessant ist die aber nicht, zumal auch die Figur selbst farblos bleibt. Richtig ärgern muss man sich über das Drama nicht. Ein Grund einzuschalten lässt sich aber ebenfalls nicht finden.

Credits

OT: „Klara Sonntag: Liebe macht blind“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jeanette Wagner
Drehbuch: Sebastian Orlac
Musik: Ali N. Askin
Kamera: Birgit Gudjonsdottir
Besetzung: Mariele Millowitsch, Bruno Cathomas, Soma Pysall, Jasmin Schwiers, Thelma Buabeng, Christian Grashof, Sammy Schrein, Tobias Joch

Bilder

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Klara Sonntag: Liebe macht blind
Fazit
„Klara Sonntag: Liebe macht blind“ stellt im Vergleich zum ersten Teil als eine Verbesserung heraus, da der Film in sich stimmiger ist. Mehr als Durchschnitt ist er jedoch nicht, da einer interessanten Hauptfigur eine nichtssagende Geschichte gegenübersteht, die aus dem an und für sich vielversprechenden Szenario einer Bewährungshelferin nichts macht.
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