Auf einer Tour durch das spanische Toledo ist die erste Station einer kleinen Gruppe Touristen ein Wandgemälde mit einer schrecklichen Teufelsfratze, welche die junge Lisa Reiner (Elke Sommer) zutiefst verstört. Nachdem sie sich bei ihrer Freundin entschuldigt hat, irrt sie durch die Straßen der Stadt, in denen sie schließlich auf den geheimnisvollen Leandro (Telly Savalas) trifft, dessen Gesichtszüge frappierende Ähnlichkeit mit jener Darstellung des Teufels auf dem Marktplatz hat. Als Lisa dies bemerkt, will sie zu ihrer Freundin und der Gruppe zurückkehren, kann jedoch den Weg zurück nicht finden, bis sie letztlich von dem Ehepaar Francis und Sophia Lehar (Eduardo Fajardo, Sylva Koscina) und deren Chauffeur (Gabriele Tinti) aufgelesen wird. Allerdings ist die Freude über diese unerwartete Hilfe nur von kurzer Dauer, denn schon bald können sie aufgrund eines Motorschadens nicht mehr weiter und schaffen es so gerade noch in eine Villa, die von einer blinden Gräfin (Alida Valli) und ihrem Sohn Maximilian (Alessio Orano) bewohnt wird. Zudem trifft Lisa dort auf Leandro, der sich als Butler der Gräfin zu erkennen gibt und sogleich seine Hilfe anbietet bei der Reparatur des Autos sowie beim Zubereiten des Abendessens, zu dem die Gäste natürlich herzlich eingeladen sind.
Das Haus des Exorzisten
Nachdem er mit Baron Blood einen kommerziellen Erfolg für sich verbuchen konnte, gab Produzent Alfredo Leone Regisseur Mario Bava für sein nächstes Projekt komplette künstlerische Freiheit, sodass dieser sich für Lisa und der Teufel entschied, eine Geschichte, die viele der Themen des bisherigen Werkes des Filmemachers verband. Beim Publikum kam der Film jedoch gar nicht an und erste Vorführungen verliefen geradezu desaströs, sodass Leone schließlich gar Bava ansprach, ob man für den US-amerikanischen Markt den Film nicht umschneiden und einige Szenen nachdrehen könne. In diesen sollte der von Elke Sommer gespielte Charakter einem Exorzismus unterzogen werden, in der Hoffnung, von dem Erfolg von William Friedkins Der Exorzist profitieren zu können.
So lässt es sich erklären, dass es zwei Schnittfassungen des Filmes gibt, zum einen Lisa und der Teufel und Das Haus des Exorzisten, welche bei den gängigen Veröffentlichungen des Filmes mittlerweile meist beide enthalten sind. Dass man sich an einem gängigen Trend orientiert, ist gerade im europäischen Kino kein Sonderfall. Gerade italienische Produzenten großes Geschick darin bewiesen, Filme umzubenennen oder anderweitig zu versuchen, vom Erfolg eines Zombie – Dawn Of The Dead, Der weiße Hai oder eben Der Exorzist zu profitieren. Während jedoch Das Haus des Exorzisten ein solider Abklatsch des Originals ist, ist Lisa und der Teufel ein ganz anderer Film, der ironischerweise eine Art Gegenpol zu eben jenem Kino bildet, für welches beispielsweise Friedkins Film steht. Zum einen bedient Bavas Film jene Gothic-Elemente, vom Setting bis hin zu den Kostümen, welche das Kino des Regisseurs ausmachen, doch zugleich scheint er über die Grenzen dieses Genres hinauszugehen. Ähnlich wie bereits Bavas Beiträge zum italienischen Giallo La ragazza che sapeva troppo und Blutige Seide befolgt auch Lisa und der Teufel die Konventionen, verlässt diese aber immer wieder, vermischt diese mit traumähnlichen-surrealen Elementen, welche dem Film eine fast schon labyrinthische Struktur geben.
Zwischen Tod und Traum
Ausgelöst durch die Begegnung mit dem Teufel, in diesem Falle der Figur, die Telly Savalas spielt, der durch seinen fast ständigen Lutscher im Mundwinkel den Grundstein für seine Rolle als Kojak legte, wird Lisas Gang durch die Stadt zu einem Pfad mitten hinein in ein dunkles Herz, oder vielmehr einer dunklen Vergangenheit. Das Kulissenhafte des Settings ist mitnichten eine Art Meta-Verweis, sondern erscheint vielmehr jene Isolation und Eingeschlossenheit der Figuren zu betonen, die gefangen sind in einer Vergangenheit, die sie mehr im Griff hat, als ihnen lieb ist. Savalas spielt Leandro als eine Art Puppenspieler, der mit einer diebischen Freude Personen gegeneinander ausspielt, diesen (tödliche) Fallen stellt oder generell mit ihrer Wahrnehmung spielt. Sommers Figur wird dabei zu einem Spielball von jener fehlgeleiteten Annahme, sie sei die Geliebte des Sohnes der Gräfin, was sie immer weiter in die Dunkelheit führt, welche sie droht zu verschlingen.
Dabei wäre der Verweis auf einen Exorzismus-Plot, wie es Das Haus des Exorzisten versucht, kommerziell vielleicht sinnig, aber künstlerisch vor allem banal, wird dadurch doch gerade jenes traumhafte Element, welches durch die Kameraarbeit von Cecilio Paniagua sowie die wunderschöne Musik Carlo Savinas noch verstärkt wird, auf eine andere Ebene gestellt, was es erklärbar und damit oberflächlich macht. In Lisa und der Teufel wird dies der zentrale Aspekt eines dunklen Strudels, Bavas Version von Alice im Wunderland, wenn man so will, bei dem es für die Protagonistin kein Entkommen mehr gibt und sie sich, wie der Zuschauer, nur treiben lassen kann.
OT: „Lisa el il diavolo“
Land: Italien, Deutschland, Spanien
Jahr: 1974
Regie: Mario Bava
Drehbuch: Marioa Bava, Alfredo Leone
Musik: Carlo Savina
Kamera: Cecilio Paniagua
Besetzung: Telly Savalas, Elke Sommer, Sylva Koscina, Alessio Orano, Gabriele Tinti, Kathy Leone, Alida Valli, Eduardo Fajardo
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