Im Leben von Katharina (Valerie Niehaus) geht es drunter und drüber. Erst taucht ihre Jugendliebe Juri (Dirk Borchardt) wieder auf, der zum Ende der DDR aus dem Land geflohen war, wieder auf und bringt ihre Gefühle durcheinander. Dann erfährt ihr Sohn Paul (Sebastian Schneider), dass nicht Georg (Max Hopp) sein Vater ist, sondern Yuri, und er so sein ganzes Leben lang mit einer Lüge gelebt hat. Und nun dass: Jemand hat die Akte vor ihre Tür gelegt, die einen Hinweis liefert, wer sie damals an die Stasi verraten hat, was zu Juris Republikflucht geführt hat. Einen Verdacht hat sie schon, um wen es sich handelt: Ausgerechnet ihre beste Freundin Sybille (Susanna Simon), die jetzt mit Juri zusammen ist, muss es gewesen sein …
Ein alter Konflikt
Eine große Bedingung gibt es bei jedem Film und jeder Reihe, die im Rahmen des ZDF-Sonntagabendslots Herzkino ausgestrahlt wird: Da müssen große Gefühle im Spiel sein. Bei Nächste Ausfahrt Glück suchte man sich hierfür ein etwas unerwartetes Szenario: Ausgerechnet die DDR wurde als Hintergrund für eine Reihe dramatischer Geschichten ausgewählt. Als Idee ist das interessant. Dass in dem Bereich noch vieles ist, das nicht wirklich aufbereitet wurde, ist klar. Ähnlich zu einzelnen Nebensträngen in der Serie ZERV – Zeit der Abrechnung geht es darum, welche Auswirkungen das Regime damals auf das Leben einfacher Leute hatte und welches Unrecht ihnen dabei zugefügt wurde. Hier ist es eine junge Liebe, die brutal auseinandergerissen wurde.
Nachdem es letztes Mal in Der richtige Vater um die Vaterschaft Pauls ging und das bis heute nicht ganz geklärte Verhältnis zwischen Katharina und Yuri, rückt dieses Mal das zwischen ihr und Sybille in den Mittelpunkt. Das ist ebenfalls nicht ganz einfach, da ausgerechnet sie mit Yuri zusammengekommen ist, was für niemanden aus der Clique wirklich funktioniert. Nächste Ausfahrt Glück: Song für die Freiheit zeigt also ein kleines Pulverfass, welches mitten in der idyllischen Gemeinde herumsteht und nur darauf wartet, dass es endlich explodiert. Das tut es, mehrfach, mal ein bisschen stärker, mal etwas schwächer. Ruhige Minuten sind in dem vierten Film der Reihe rar gesät. Stattdessen stehen Konflikte an der Tagesordnung.
Unglaubwürdig bis zum Schluss
Dass das nicht unbedingt die glaubwürdigste Situation ist, das ist klar. Aber Glaubwürdigkeit steht beim Herzkino tendenziell weiter unten auf der Prioritätenskala. Das Publikum will dort lieber bewegende Momente. Man darf Nächste Ausfahrt Glück: Song für die Freiheit an diesen Stellen auch durchaus bewegend finden. Eine junge Liebe, die vorzeitig beendet werden musste? Das ist der Stoff, der für einen höheren Taschentuchverbrauch prädestiniert ist. Umso mehr wenn wie schon bei den vorherigen Teilen mittels Flashbacks das junge Paar gezeigt wird, als es noch glücklich zusammen war, bevor das Schicksal unbarmherzig zuschlug. Ein bisschen billig ist das schon. Aber man hat das alles noch viel schlimmer in diesem Segment gesehen, Regisseurin Esther Gronenborn (Das Leben ist kein Kindergarten: Umzugschaos) verzichtet auf übermäßige Manipulationen.
Tatsächlich interessant ist der Film deswegen aber nicht. Die Geschichte kommt lange nicht vom Fleck, alles dreht sich hier im Kreis. Zum Schluss wird das alles dafür dann sehr plötzlich aufgelöst, ohne dass wirklich viel dafür getan werden musste, was natürlich die Frage provoziert: Und wozu dann die ganze Aufregung? Wenn denn wenigstens die Figuren genug hergeben würden, dass die inhaltlichen Schwächen weniger ins Gewicht fallen. Aber auch in der Hinsicht ist Nächste Ausfahrt Glück: Song für die Freiheit nicht unbedingt eine Sternstunde des deutschen Fernsehens. Die Charaktere sind weder komplex noch sympathisch, was es zunehmend schwieriger macht, sich für ihre jeweiligen Schicksale zu interessieren.
OT: „Nächste Ausfahrt Glück: Song für die Freiheit“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Esther Gronenborn
Drehbuch: Carolin Hecht
Musik: Freya Arde
Kamera: Yoliswa von Dallwitz
Besetzung: Valerie Niehaus, Dirk Borchardt, Ernst Stötzner, Max Hopp, Susanna Simon, Winnie Böwe, Fabian Gerhardt, Ulrike Krumbiegel, Sebastian Schneider, Runa Greiner
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