Passion Simple
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Passion Simple

Passion Simple
„Passion Simple“ // Deutschland-Start: 9. Dezember 2021 (Kino) // 24. März 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich ist Hélène (Laetitia Dosch) eine starke, unabhängige Frau, die es gewohnt ist, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Von ihrem Mann lebt sie getrennt, kümmert sich aber nach wie vor um den gemeinsamen Sohn, wenn sie nicht gerade an ihrer Doktorarbeit sitzt. Doch mit der Unabhängigkeit ist es vorbei, als sie Aleksandr (Sergei Polunin) kennenlernt und sich hoffnungslos in ihn verliebt. Während der verheiratete russische Diplomat in ihr nur eine Affäre sieht, mit der er ein wenig Spaß haben kann, steigert sie sich mehr und mehr in ihre Gefühle hinein. So sehr, dass sie sich irgendwann ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kann …

Eine Frau, verloren im Leben

In ihren autobiografisch gefärbten Büchern setzte sich Annie Ernaux immer wieder damit auseinander, was es bedeutet, als Frau durchs Leben zu gehen und wie sich das anfühlte. Das Ganze waren dann nicht unbedingt Gute-Laune-Werke. Es fehlt der aufmunternde Kitsch, den sogenannte Frauenromane gern mal ausmachen, wenn am Ende trotz aller Widrigkeiten alles gut ausgeht und unsere Heldin in den Armen eines starken Mannes landet. Einen solchen gibt es in Passion Simple, die Adaption eines mittlerweile rund 30 Jahre alten Werkes, auch. Zumindest verkauft er sich selbst so mit all seinen Tätowierungen. Eigentlich ist der Russe in seiner diplomatischen Tätigkeit für Verständigung zuständig. Im Film merkt man davon nicht viel.

Stattdessen ist Aleksandr mehr der Schlägertyp, dem Hélène ziemlich egal ist, der es aber dennoch nicht lassen kann, über sie bestimmen zu wollen. Das Schlechteste aus zwei Welten also. Warum die Protagonistin ausgerechnet ihm verfallen ist, wird dabei nicht klar. Muss aber auch nicht: Passion Simple führt vor Augen, dass Gefühle letzten Endes doch irrational sind oder zumindest sein können. Dass man manchmal jemandem verfällt, obwohl so ziemlich alle auf den ersten Blick sehen können: Daraus wird nichts. Das ist am Ende für alle eine unangenehme Situation. Für Hélène, die leidet wie ein Hund. Für Aleksandr, der überhaupt keinen Bock auf das ganze Drama hat. Aber auch für das Publikum, das sich zwischenzeitlich fragen darf: Warum genau sollte ich mir das anschauen wollen?

Haltloser Wahnsinn

Das gilt prinzipiell natürlich für viele Geschichten, die sich mit dysfunktionalen Beziehungen befassen. Wir werden nicht zusammen alt zum Beispiel erzählte ebenfalls von einem wenig liebenswürdigen Mann, der eine Affäre hat, die zu einem nicht nachvollziehbaren hin und her wird. Wo es dort aber zumindest zarte Versuche gab, das Ganze zu beenden, da geht Hélène all in. Sie ist sich für keine Demütigung zu schade. Eine der erschütterndsten Szenen zeigt, wie sie ihrem Liebsten bis nach Russland folgt, in der Hoffnung, ihn dort irgendwie sehen zu können. Das ist erbärmlich, aber doch auch irgendwie eindrucksvoll. Es gelingt Regisseurin und Drehbuchautorin Danielle Arbid an der Stelle, den haltlosen Wahnsinn einer solchen Obsession aufzuzeigen.

Ansonsten ist der Film aber auf irritierende Weise unpersönlich und ohne Emotion. Passion Simple pflegt zu sehr den Blick von außen, ist immer nah an der Protagonistin dran und bleibt doch auf Distanz. Nur selten erhält man einen tatsächlichen Einblick in das, was in ihr drinnen geschieht. Das macht es, zusammen mit dem widerwärtigen Verhaltens ihres hässlichen Beaus, recht schwierig, da immer wirklich teilzuhaben. Das ist auch deshalb bedauerlich, weil der Film, der auf einer Reihe von Festivals zu sehen war, keine wirkliche Geschichte zu erzählen hat. Es ist mehr die Momentaufnahme eines inneren Zerfalls. Das ist dann ohne Zweifel sehr traurig, zumal Laetitia Dosch (Little Lesson of Love) mit weit aufgerissenen Augen ins Verderben rennt. Es bleibt von der großen persönlichen Tragik aber nicht so wahnsinnig viel zurück.

Credits

OT: „Passion Simple“
Land: Belgien, Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Danielle Arbid
Drehbuch: Danielle Arbid
Vorlage: Annie Ernaux
Kamera: Pascale Granel
Besetzung: Laetitia Dosch, Sergei Polunin, Caroline Ducey, Lou-Teymour Thion, Grégoire Colin

Bilder

Trailer

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Passion Simple
Fazit
„Passion Simple“ folgt einer Frau, die sich in eine Affäre mit einem verheirateten Mann verrennt, der eigentlich gar nichts von ihr wissen will. Das ist streckenweise beeindruckend und veranschaulicht, wie man sich in einer irrationalen Obsession verlieren kann. So richtig mitfühlen ist hier aber nicht.
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