Seit seiner Entlassung aus dem Militärdienst hat sich Joseph Smith (Jason Statham) versteckt, wird er doch wegen eines Kriegsverbrechens in Afghanistans gesucht. Auf den Straßen lebt er seine Tage dahin, sucht immer nach dem nächsten Drink und schläft in den dunklen Seitengassen Londons. Als er sich eines Abends gegen Schutzgeldeintreiber wehrt, gelingt es ihm zwar einen Angreifer abzuwehren, doch dann muss er schwer verwundet die Flucht antreten, die ihn schließlich in die verlassene Wohnung eines Fotografen. Da dieser für ein halbes Jahr in Übersee lebt, bleibt Smith in der Wohnung. Zurück in den Straßen sucht er nach seiner Freundin Isabel, jedoch zunächst ohne Erfolg, bis er von der Nonne Cristina (Agata Buzek), die eine Suppenküche für Obdachlose leitet, einen Hinweis darauf bekommt, dass Isabel jener Bande in die Hände gefallen ist, die ihn bereits vor ein paar Tagen in der Straße angegriffen hat. Entschlossen, sie aus deren Fängen zu befreien, nutzt Smith von nun an die Wohnung, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, macht jeden Morgen sein Training und schwört gar Alkohol und Drogen ab. Parallel nimmt er einen Job in einem chinesischen Restaurant an, dessen Betreiber von den Kampffähigkeiten seines neuen Angestellten schnell so überzeugt ist, dass er Smith dem Boss eines Menschenhändlerrings vorstellt, für den Smith von nun an als Handlanger arbeiten soll.
Kolibris und Kriegsverbrechen
Von der Oberfläche her wirkt Redemption – Stunde der Vergeltung wie einer jener Filme, die Jasons Statham im Laufe seiner Karriere schon mehrmals gedreht hat, jedoch merkt man schon bald, dass Regisseur und Drehbuchautor Steven Knight sehr viel mehr im Sinn hat als handwerkliche solide Actionkost zu zeigen. Knight, der bereits die Vorlagen zu David Cronenbergs Tödliche Versprechen – Eastern Promises geliefert hat und mit No Turning Back wenige Jahre nach Redemption einen wirklich großen Wurf als Drehbuchautor und Regisseur hinlegte, verlangt seinem Hauptdarsteller durchaus sehr viel mehr ab als Kampfszenen, denn in Redemption hat Statham ein der wenigen Gelegenheiten geboten bekommen, einmal andere Seiten von sich als Schauspieler zu zeigen. Dabei könnte man glatt die konfuse Handlung vergessen.
Für den internationalen Markt spielt die Auslegung des Films, der sich mehr als eine Mischung aus Thriller und Drama versteht, freilich keine Rolle, was man anhand des ideenlosen Titels bereits sieht. Eigentlich ist der ursprüngliche Titel Hummingbird, unter dem Redemption dann auch in Knights und Stathams Heimat lief, sehr viel geeigneter. Wer auf Action hofft, wird diese bei der Geschichte bisweilen schmerzlich vermissen. Der ausnahmslos bei Nacht gedrehte Film wirkt wie ein Gang in die gequälte Seele Joey Smiths, der am liebsten sich in dieser Dunkelheit auflösen würde, nicht mehr existieren will. Die im Drogenrausch erscheinenden Kolibris (engl. hummingbirds) sind der einzige Farbklecks in dieser Welt, doch zugleich immerwährende Erinnerung an jene Bluttat während des Krieges, wegen der Smith flieht, vor dem Gesetz wie auch sich selbst.
Der lange Weg der Sühne und Vergebung
Im direkten Vergleich zu Homefront, den Statham ebenfalls 2013 drehte, oder den überlauten Blechorgien in Fast & Furious 6, ist Redemption ein Film, der andere Töne anschlägt und mehr als einmal die Frage stellt, ob die erhoffte Rache des Protagonisten wirklich jenen Seelenfrieden ihm geben kann, den er sich von ihr verspricht. Neben Stathams toller Darstellung dieses innerlich zerrissenen Menschen sind es zudem Knights Inszenierungsstil sowie die Bilder von Kameramann Chris Menges, die dem Zuschauer einen Einblick in diese Person geben, ihre Dunkelheit und ihre Schuld, die sie andauernd mit sich trägt. Auch das Zusammenspiel mit Schauspielerin Agata Buzek liefert einige gelungene Szenen.
Eher weniger gelungen ist die Handlung an sich, die sich mehr als einmal verfährt und in einer Sackgasse zu stecken scheint. Knights Film hält sich viel zu lange an Nebenschauplätzen auf, welche die Handlung unnötig aufplustern und sehr träge machen. Etwas mehr Action oder – vielleicht noch besser – ein konsequenterer Schnitt hätten Wunder gewirkt.
OT: „Hummingbird“
Land: UK
Jahr: 2013
Regie: Steven Knight
Drehbuch: Steven Knight
Musik: Dario Marianelli
Kamera: Chris Menges
Besetzung: Jason Statham, Agata Buzek, Vicky McClure, Benedict Wong, Youssef Kerkour, Victoria Bewick, Christian Brassington
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