Bislang dachte Helmut (Karl Fischer) eigentlich sehr gern an Rimini zurück. Dort war er seinerzeit als junger Mann mit seinen besten Freunden Peter (Rainer Bock) und Edgar (Bernhard Schütz) gewesen, hat seine Traumfrau kennengelernt und die gemeinsame Tochter Fritzi (Miriam Maertens) gezeugt. Als jedoch seine Frau stirbt, fällt ihm ein Brief in die Hände, der in ihm den Verdacht weckt, sie könne damals auch etwas mit Massimo (Enzo Salomone) gehabt haben. Ist am Ende er der Vater seiner Tochter? Um das ganz genau zu wissen, macht er sich zusammen mit seinen Kumpels auf den Weg an den Urlaubsort ihrer Jugend, um den unbekannten Nebenbuhler ausfindig zu machen. Das wiederum ruft Fritzi und Peters Frau Maria (Lena Stolze) auf den Plan, dem Trio zu folgen, bevor dieses etwas ganz Dummes anstellt …
War früher doch schön …
Je älter man wird, umso größer scheint die Rolle zu werden, welche die Vergangenheit einnimmt. Klar, es gibt zum einen mehr davon. Außerdem neigt man dazu, von der eigenen Jugend zu träumen. Damals war zwar alles nicht besser. Aber der Körper konnte mehr, Geist und Herz waren noch voll von Träumen, wie die Zukunft werden könnte. Das wissen natürlich auch Filmschaffende zur Genüge, weshalb es nicht wenig Titel gibt, in denen Menschen mittleren oder gehobenen Alters noch einmal in den Fußspuren von einst wandeln. Im deutschen Fernsehen liefen beispielsweise Der Sommer nach dem Abitur und Für immer Sommer 90, in denen jeweils männliche Protagonisten mit ihren Jugendtaten und damit ihrem aktuellen Ich konfrontiert werden.
Bei Rückkehr nach Rimini sind es erneut drei Männer, die auf einmal in ihre Jugend zurückversetzt werden, aus einem traurigen Anlass heraus. Wie so oft ist es der Tod einer Figur, die zum Katalysator wird. Das klingt eigentlich sehr dramatisch. Und tatsächlich wird der Film in den bekannten Datenbanken als Drama gelistet. Die ARD selbst spricht jedoch von einer Komödie. Die Wahrheit ist wohl irgendwo dazwischen. Vergleichbar zu vielen, viel zu vielen deutschen TV-Filmen – siehe etwa Mutter kündigt oder Mona & Marie – fehlt ein klares Konzept, was man erreichen wollte. Vielleicht auch die Idee, wie man ans Ziel kommt. So oder so, komisch ist hier gar nichts. Es gibt noch nicht mal wirkliche Versuche, so etwas wie einen Gag einzubauen oder Situationskomik.
Nostalgische Belanglosigkeit
Im Hinblick auf den ernsten Part sieht es ein wenig besser aus. Dankenswerterweise verzichtete man hier auf plumpe Manipulationen. Da wird nicht mit aller Gewalt versucht, irgendwelche Gefühle beim Publikum zu erzwingen. Stattdessen vertraut man darauf, dass die Geschichte für sich spricht. Das tut sie, zum Teil zumindest, der eine oder andere rührendere Moment ist schon dabei. Aber auch viel Leerlauf: An vielen Stellen bleibt Rückkehr nach Rimini einen Grund schuldig, warum man sich hierfür interessieren sollte. Die Figuren selbst sind recht einfach gezeichnet. Es gibt keine unerwarteten Situationen oder ungewöhnlichen Begegnungen, wie man sie bei einem Roadmovie normalerweise findet. Das hier ist oft so banal und nichtssagend, als müsste man gerade an einem der früher so gefürchteten Diaabende dabei sein, wenn andere ihre Urlaube minutiös zu rekreieren versuchen.
Das ist auch deshalb schade, weil da schon sehr viel Talent vor und hinter der Kamera stand. Regisseurin Sarah Winkenstette inszenierte zuvor beispielsweise den schönen Kinderfilm Zu weit weg. Bernhard Schütz demonstrierte vor einigen Wochen sein komisches Talent in Das Schwarze Quadrat. Rainer Bock ist sowieso einer der verlässlichsten Schauspieler, die Deutschland zu bieten hat. Und auch Hauptdarsteller Karl Fischer (Murer – Anatomie eines Prozesses) kann man nicht wirklich einen Vorwurf für seine Darbietung machen. Aber das bringt eben alles nichts, wenn das Drehbuch so langweilig ist. In Rückkehr nach Rimini mögen die Figuren alle erfüllt sein von Nostalgie und durch die Rückbesinnung auf das Gestern einen neuen Blick auf das Morgen gewonnen haben. Das unbeteiligte Publikum hat hingegen morgen schon vergessen, dass es den Film hier gesehen hat.
OT: „Rückkehr nach Rimini“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Sarah Winkenstette
Drehbuch: Kerstin Pistorius
Musik: Andrej Melita
Kamera: Peter Nix
Besetzung: Karl Fischer, Rainer Bock, Bernhard Schütz, Lena Stolze, Miriam Maertens, Larissa Sophie Römer, Enzo Salomone, Giorgio Gobbi
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)