Eigentlich war Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) gerade mit ihrem regelmäßigen Workout beschäftigt, als sie von unbekannten Männern angegriffen wird. Dabei stellt sich schnell heraus, dass dies im Zusammenhang mit Lorenz Degen (Anatole Taubman) stehen muss. Vor vielen Jahren hatten Kohr und Anton Mehringer (Herbert Knaup) diesen ins Gefängnis gebracht, von wo aus er nun geflohen ist. Dabei sinnt der Verbrecher auf Rache und hat es auf das Leben der beiden abgesehen, da er sie persönlich verantwortlich macht. Aber da ist noch mehr, denn Degen ist noch hinter einer anderen Sache her, die mit dem damaligen Fall zusammenhängt. Und um daran zu kommen, schreckt die zur lebenslangen Haft verurteilte Unterweltgröße vor nichts zurück …
Mehr als nur ein Krimi
Wem deutsche TV-Krimis zu träge und zu bieder sind, für den hat das ZDF seit einigen Jahren Sarah Kohr im Angebot. 2014 trat die toughe Polizistin das erste Mal auf, durfte in mehreren Filmen demonstrieren, dass Frauen auch mal richtig zulangen können. Oft sind die Geschichten mehr im Thrillerbereich angesiedelt, als dass sie klassische Krimis sind. Das sorgt für Abwechslung, das Ergebnis schwankte jedoch mitunter. Während Schutzbefohlen beispielsweise ein solider Genrebeitrag war um den Schutz eines wichtigen chinesischen Geschäftsmannes, da enttäuschte zuletzt Stiller Tod. Die Giftgasthematik war zwar brisant, der Film selbst langweilte eher mit dem aufgedrängten Drama. Geister der Vergangenheit, der siebte Teil der Reihe, siedelt sich jetzt im Mittelfeld an.
Actionreich geht es mal wieder los. Noch bevor wir überhaupt wissen, was das Thema des Films ist, sehen wir, wie sich die Titelheldin mit irgendwelchen Männern prügelt. Wer diese sind und weshalb sie da sind, ist zunächst nicht klar. Erst später legt Sarah Kohr: Geister der Vergangenheit die Karten auf den Tisch. So richtig viel Sinn ergibt das Ganze zwar auch im Nachgang nicht. Aber es gibt doch Lisa Maria Potthoff (Eine riskante Entscheidung) die Gelegenheit, sich als tatkräftige Polizistin in Szene zu setzen. Auch später wird es die eine oder andere brenzlige Situation geben, bei der sie ihre Nervenstärke unter Beweis stellen muss. Degen wird als skrupelloser Verbrecher beschrieben, der im Zweifel auch über Leichen gehen würde. Und dabei ist es ihm egal, ob das Mann, Frau oder Kind ist.
Wenig interessante Geschichte
Das ist durchaus widerwärtig von Anatole Taubman gespielt, der hiermit beweist, dass er auch Schurkenrollen kann. Nur: So richtig interessant ist seine Figur nicht, das ist nicht mehr als das Stereotyp des brutalen Verbrecherkönigs. Eine Hintergrundgeschichte gibt es auch nicht. Mehr Arbeit investierte der regelmäßige Drehbuchautor Timo Berndt auf der Seite der Guten, die in Sarah Kohr: Geister der Vergangenheit gar nicht so eindeutig gut sind. Zumindest stellt der Film ein paar knifflige Fragen zur Verhältnismäßigkeit, an denen sich die Zuschauer und Zuschauerinnen beteiligen können. Wie weit darf man gehen bei der Bekämpfung von Verbrechen? Welchen Preis bin ich am Ende bereit zu bezahlen? Die Jagd auf Degen bedeutet gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld und Verantwortung.
Das passt dann alles grundsätzlich schon. Von den vereinzelten Grenzüberschreitungen einmal abgesehen fehlt es in Sarah Kohr: Geister der Vergangenheit aber an nennenswerten Einfällen. Ein Großteil der Geschichte läuft stur nach Fahrplan, selbst die Wendungen sind da vorgegeben. Und das hat natürlich Folgen: Wenn vorher immer bereits feststeht, was als nächstes geschieht, hält sich die Spannung notgedrungen eher in Grenzen. Schlecht ist der Film deswegen nicht, er tut genau das, was er tun soll. Aber eben nicht mehr. So sehr sich der Film von anderen Produktionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens unterscheiden mag, die sonst auf dem Programmplatz laufen: Innerhalb des Thriller-Genres ist das hier nicht wirklich erwähnenswert. Viel zurück bleibt von dem Film nicht.
OT: „Sarah Kohr: Geister der Vergangenheit“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Bruno Grass
Drehbuch: Timo Berndt
Musik: Boris Bojadzhiev
Kamera: Gavin Smith, Russ De Jong
Besetzung: Lisa Maria Potthoff, Herbert Knaup, Stephanie Eidt, Anatole Taubman, Golo Euler, Cooper Dillon, Torsten Michaelis, Corinna Kirchhoff, Hedi Kriegeskotte
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