Der dritte Teil muss härter, größer, besser werden als die beiden vorhergehenden Filme! Das denken sich auch John Milton (Lance Henriksen) und Roman Bridger (Scott Foley), die als Produzent bzw. Regisseur von Stab 3 agieren, dem dritten Teil jener Filmreihe, die auf den „Woodsboro-Morden“ in Sidney Prescotts Heimatstadt basiert. Die Dreharbeiten finden in Hollywood unter strenger Geheimhaltung statt. Doch dann werden mehrere Mitglieder der Besetzung nacheinander ermordet. Das ruft nicht nur den früheren Polizisten Dewey Riley (David Arquette) auf den Plan, der als Berater auf dem Filmset arbeitet. Auch seine Ex-Frau, die Reporterin Gale Weathers (Courteney Cox), eilt natürlich sofort zum Filmstudio, um von dort zu berichten. Und obwohl Sidney (Neve Campbell) sich eigentlich zurückgezogen hatte, um ein ruhiges Leben zu führen, wird auch sie bald wieder in die Ereignisse hineingezogen. Die drei alten Freunde treffen in Hollywood nicht nur aufeinander, sondern auch auf ihre Alter Egos aus der Besetzung von Stab 3. Vor allem Gale ist davon sichtlich irritiert, kann sie es doch gar nicht ertragen, dass ihr auf einmal eine Doppelgängerin (Parker Posey) an den Fersen hängt. Zumal ja überall der unbekannte Mörder lauern kann und wirklich jeder verdächtig ist…
Ein Konzept stößt an seine Grenzen
Das Konzept der Scream-Reihe, den Kern an Hauptfiguren in jedem Film mit einer neuen Gruppe von Nebencharakteren zu umgeben, ist an sich ziemlich clever. Denn so gibt es Film für Film immer wieder genug mögliche Mordopfer, ohne dass Sidney, Dewey oder Gale ins Gras beißen müssen. Leider funktioniert dieses Konzept jedoch in keinem der Scream-Sequels so schlecht wie in Scream 3. Denn damit man mit diesen neuen Figuren mitfühlen kann, müssen sie vor allem glaubwürdige, dreidimensionale Charaktere sein. Die Nebencharaktere bleiben dieses Mal jedoch von wenigen Ausnahmen abgesehen äußerst farblos. Überwiegend ist das nicht den Schauspielern anzulasten, die ihre Sache wie zum Beispiel Emily Mortimer wirklich gut machen. Das Drehbuch von Ehren Kruger, der dieses Mal für Kevin Williamson übernahm, liefert ihnen ganz einfach wenig gutes Material. Regisseur Wes Craven und die Produzenten des Films haben offen darüber gesprochen, dass während der Dreharbeiten Szenen häufig noch am Drehtag um- oder ganz neu geschrieben wurden. Diese Inkonsistenz und die mehrmaligen Richtungswechsel in der Handlungs- und Figurengestaltung merkt man dem Film leider deutlich an.
Dabei ließe sich aus der Idee, das bereits mit Scream 2 begonnene Film-im-Film-Konzept noch weiter zu führen, ja eigentlich recht viel machen. Die Doppelung der Hauptfiguren durch ihre Stab-Alter Egos sowie die Rückkehr zu Schauplätzen und Szenen der früheren Filme in Form von Filmsets gäbe eine endlose Reihe an Möglichkeiten für Meta-Spielereien her. Davon macht das Drehbuch aber zu wenig Gebrauch. Der Witz und die Aha-Effekte verpuffen recht schnell. Scream 3 verkommt immer mehr zu einem herkömmlichen Slasher-Film, dem das Doppelbödige der ersten beiden Teile (und auch der nachfolgenden Sequels) über weite Strecken fehlt. Eine der seltenen Ausnahmen bildet eine Szene, in der einer der Nebendarstellerinnen von Stab 3 genau jenes Schicksal widerfährt, das auch für ihre Film-im-Film-Rolle vorgesehen war. Dabei verschwimmen die Realitäten auf gelungene Weise.
Zwischen Spannung und Routine
Es ist dennoch nicht alles schlecht: Auf Altmeister Wes Craven ist auch im dritten Anlauf noch Verlass. Die Szenen, in denen der (oder die?) Mörder seine Opfer verfolgt und niedermetzelt, sind nach wie vor spannend inszeniert und sorgen immer wieder für einen steigenden Puls. Allerdings ist wohl in keinem anderen Film der Reihe so vorhersehbar, wer unter der Ghostface-Maske steckt. Positiv hervorzuheben ist wiederum die Beziehung zwischen Gale und Dewey. Die beiden sind mittlerweile wieder getrennt und haben sich voneinander entfremdet (während Courteney Cox und David Arquette tatsächlich kurz vor den Dreharbeiten geheiratet hatten). Ihre erste Begegnung nach langer Zeit fühlt sich real an und ist gefühlvoll geschrieben und gespielt.
Auch dieses Mal gibt es wieder eine Szene, in der die Regeln erklärt werden – in diesem Fall die Regeln eines dritten und die Trilogie abschließenden Films. Nicht nur muss dabei alles noch größer und extremer ausfallen, es müssen auch neue Informationen über bekannte Figuren oder Ereignisse aus früheren Filmen ans Licht kommen, die in der Rückschau für Verblüffung sorgen. Das gelingt hier eher mäßig, was gar nicht so sehr an der geringen Glaubwürdigkeit der geschilderten Fakten liegt (denn darum geht es in einer Slasher-Reihe wie Scream eigentlich eher selten). Vielmehr trauen sich sowohl die Regie als auch einige Darsteller nicht, hier wirklich aufs Ganze zu gehen. Die Mörder aus den vorangegangenen Filmen waren jedenfalls in ihrer Emotionalität und Verrücktheit nachvollziehbar und glaubwürdig. Dagegen wirkt der Täter nach der Enthüllung seiner Identität dieses Mal allzu zahm und farblos, sodass dem Zuschauer viel zu viel Zeit bleibt, um über Logiklöcher nachzudenken.
Ein nicht zu Ende gedachtes Finale
Scream 3 bietet immer wieder viele Ansätze, um richtig gut zu sein, lässt viele davon jedoch nahezu wirkungslos verpuffen. Die Inszenierung ist immer wieder nervenzerreißend und man fiebert zumindest mit den bekannten Figuren mit. Dafür bleiben aber die meisten Nebenfiguren enttäuschend blass. Die Dialoge sind längst nicht so clever und rasant wie noch in Teil eins und zwei. Insgesamt wirkt hier vieles einfach viel zu gezwungen und nicht zu Ende gedacht. Das macht insgesamt immer noch Spaß, hat aber eben immer wieder auch Leerläufe. Parker Posey als Double von Gale und Patrick Dempsey als von Anfang an verdächtig wirkender Polizist sind die einzigen neuen Charaktere, die wirklich Eindruck hinterlassen (wenn man von dem skurrilen Gastauftritt von Carrie Fisher einmal absieht). Damit bildet Scream 3 den schwächsten Teil der mittlerweile auf fünf Filme angewachsenen Reihe.
OT: „Scream 3“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Ehren Kruger
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Peter Deming
Besetzung: Neve Campbell, David Arquette, Courteney Cox, Patrick Dempsey, Parker Posey, Emily Mortimer, Scott Foley, Deon Richmond, Lance Henriksen, Liev Schreiber
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