Silence Breakers
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Silence Breakers
„Silence Breakers“ // Deutschland-Start: 24. März 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Wenn es darum geht, die Wahrheit über einen Konflikt zu erfahren, sind die Aussagen und Berichte von Soldaten unerlässlich, ergeben sie doch meist ein sehr viel persönlicheres, aber auch authentischeres Bild. Ausgesandt von Staaten und deren politischer Führung müssen sie auf den Schlachtfeldern dieser Welt ihren Dienst vollziehen, nicht selten verbunden damit, dass sie den ultimativen Preis bezahlen müssen und ihre Verwandte daheim zurücklassen, die um die trauern.

Doch auch ohne diesen direkten Konflikt hinterlässt dieser Spuren bei den vielen Männern und Frauen, welche die Uniform eines Landes anziehen, wenn sie teils tagelang in ihrer Kaserne verbringen oder gar nicht erst an der Front eingesetzt werden, sondern beispielsweise als Wachpersonal eingesetzte werden oder in anderen Funktionen tätig sind. Was sie erleben, sehen und wie es sie selbst verändert, bleibt oft im Verborgenen, weil sie es selbst für sich zunächst verarbeiten müssen, es zu intim ist, sie in einem anderen, hässlich Licht zeigt oder eben weil es anders ist als das Narrativ der Politik. Nicht selten hat man erlebt, wie gerade Soldaten Repressalien erdulden mussten, eben weil sie mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen sind, wie die Biografie Chelsea Mannings oder Edward Snowdens verdeutlichen.

Gerade aus diesem Grund haben sich viele Reporter wie auch Organisationen diesen Geschichten verschrieben, sowie dem Schutz derer, die sie erzählen. Nicht selten waren oder sind ihre Anstrengungen begleitet von Bestrebungen, sie zu diskreditieren oder anderweitig zum Schweigen zu bringen, was sie aber meist keineswegs stoppt. Einer dieser Organisationen ist die NGO Breaking the Silence, die sich, seit ihrer Gründung im Jahre 2004, dem Aufzeichnen und Auswerten der Aussagen ehemaliger israelischer Soldaten widmet, um der Öffentlichkeit ein Bild von Konflikten wie denen im Westjordanland, im Gazastreifen oder den Golanhöhen zu geben, was dem offiziellen Narrativ widerspricht oder es ergänzt. In ihrer insgesamt dritten Dokumentation Silence Breakers, die bereits auf Festivals wie der DOK Leipzig 2021 gezeigt wurde, begleitet Regisseurin Silvana Landsmann die Mitarbeiter der Organisation bei ihrem Alltag, der nicht nur gesäumt ist von der Sichtung von Aufnahmen und der Kontaktaufnahme mit ihren Quellen, sondern eben auch der Kritik seitens des israelischen Staates, dessen Vertreter in der Vergangenheit mehrmals Breaking the Silence angriffen oder diskreditieren wollten.

Unsichtbare Mauern

Neben den bereits erwähnten Aktivitäten der Organisation gehört auch die Aufklärung der Öffentlichkeit auf andere Weise zu ihrer Arbeit, beispielsweise mittels Touren durch Hebron und andere nach wie vor besetzte Gebiete, wo die Mitarbeiter alles andere als willkommen sind. Was zunächst wie eine Touristentour aussieht, wird somit schnell zu einer ganz anderen Angelegenheit, als ein Mitarbeiter von Breaking the Silence, selbst einstiger Soldat in der israelischen Armee, von Anwohnern verbal angegangen wird, sodass ein reibungsloser Ablauf, trotz der Präsenz von Soldaten, nahezu unmöglich ist. Während um ihn herum martialische Lieder gesungen werden und er beleidigt wird, konkurriert der beleibte Mann mit den Umstehenden und schreit förmlich gegen sie an, um doch noch so etwas wie eine Routine in seine Tour zu bringen, auch wenn dies bereits nach wenigen Minuten nicht mehr einzuhalten ist.

Diese Eröffnungsszene, die hier nur verkürzt dargestellt ist, mag metaphorisch für das Ansinnen der Organisation, aber auch der Dokumentation an sich dienen, welche mehrerer solcher Erlebnisse festhält und begleitet. Das Berichten einer alternativen Wahrheit steht über allem anderen, auch der eigenen Gesundheit, wie es scheint, denn jeden Moment, so scheint es, könnte die Lage eskalieren, erst recht in einem Konflikt, in dem Eskalation die neue Normalität geworden zu sein scheint.

Abgesehen von solchen Situationen, zeigen teil sehr lange Einstellungen die langwierige Arbeit der Organisation. Bevor es wieder hinaus auf die Straßen Hebrons oder Tel-Avivs geht, zeigen Telefonate und die Sichtung von Aufnahmen, was auch ein Aspekt von Breaking the Silence ist, welche sich ebenso als Archiv dieser Geschichten ansieht. Parallel zeigt Archivmaterial aus TV-Sendungen oder Kabinettssitzungen im israelischen Parlament, welche Diskussionen die NGO auslöst, welche ebenso – man bemerke die Ironie – in einer Kakofonie des Schreiens und Brüllens enden. Doch es sind nicht nur die äußeren Konflikte, die Silence Breakers zeigt, denn ebenso spielen die internen Streitigkeiten eine Rolle, wenn es darum geht, wie sehr man in das Leben von Menschen eingreift und welche Verantwortung man für eben jene ehemaligen Soldaten hat, welche einem ihre Geschichte erzählt haben.

Credits

OT: „The Good Soldier“
Land: Israel, Deutschland, Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Silvina Landsmann
Kamera: Silvina Landsmann

Bilder

Trailer

Filmfeste

DOK Leipzig 2021

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Fazit
"Silence Breakers" ist eine interessante und aufrüttelnde Dokumentation über die Wahrheit über einen Konflikt sowie den Kampf um ein Narrativ. Mittels eines sehr sachlichen und distanzierten Blickes erlaubt Silvana Landsmann ihrem Zuschauer einen Blickt in die Arbeit der NGO Breaking the Silence, ihrer Konflikte intern sowie der politischen Diskussionen, die sie entfacht.
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