Für Libby McClean (Romane Denis) geht ein Traum in Erfüllung, als sie eine Stelle in dem angesagten Modeladen Canadian Cotton Clothiers bekommt. Zumindest fast. Eigentlich sind die Leute fies zu ihr, sie muss ihre eigene Arbeitskleidung kaufen und bekommt nicht einmal Prozente dafür. Aber für die Teenagerin ist das zu verschmerzen, darf sie doch endlich einmal dazugehören. Während Store Manager Craig (Brett Donahue) den großen Tag vorbereitet, an dem die neue Kollektion in den Handel kommt, will Jemma (Hanneke Talbot) nicht länger warten und schnappt sich eine der begehrten Jeans. Der Clou: Sie passen sich an die Körperformen derjenigen an, die sie tragen. Das fühlt sich anfangs richtig gut an, bis sie bemerkt, dass die Hose ein Eigenleben hat. Doch da ist es bereits zu spät …
Frauenhorror mal anders
On nun Master von Mariama Diallo, Censor von Prano Bailey-Bond oder Relic – Dunkles Vermächtnis von Natalie Erika James, in den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Horrorfilmen gegeben, die von Frauen inszeniert wurden und in denen ein großer Schwerpunkt auf der Psychologie der Hauptfiguren stand. Dafür gab es oft sehr gute Kritiken, beim Publikum wurden die eher nachdenklichen Filme jedoch zuweilen gemischt aufgenommen. Zu abgehoben, lautet da manchmal das Urteil. Zu wenig eigentlicher Spaß. Aber da gibt es ja noch Elza Kephart, die mit Slaxx bewiesen hat, dass auch weibliche Horrorfilme das Ziel der Unterhaltung verfolgen und sich an klassischen Tugenden orientieren können.
Genauer steht der Film in der Tradition von Slashern, wie sie seit Jahrzehnten schon gedreht werden. Der Unterschied: Hier treibt eben nicht ein wahnsinniger Mann sein Unwesen, sondern eine Jeans, die ein mörderisches Eigenleben entwickelt haben. Das klingt absurd und soll es natürlich auch sein. Kephart nutzt das absonderliche Szenario, um damit Spaß zu haben. Erinnerungen an Trash-Urgesteine wie Angriff der Killertomaten werden wach, bei denen ebenfalls Objekte zu Mördern werden, die eigentlich gar nicht die Voraussetzungen dafür haben. Dafür ist sie aber sehr geschickt und einfallsreich. Es gibt in Slaxx einige Todesszenen, die gleichermaßen brutal wie grotesk sind. Die richtige Stimmung vorausgesetzt lässt sich hiermit schon ein vergnüglicher Videoabend veranstalten.
Horror, Komödie, Gesellschaftskritik
Kephart und ihre Co-Autorin Patricia Gomez wollten aber mehr bieten als reine Unterhaltung. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie viel die beiden in einen nur 75 Minuten langen Film gepackt haben. Anfangs geschieht auch das eher humorvoll, wenn Slaxx sich als Satire auf hippe Unternehmen versteht, die sich selbst als nachhaltig feiern und einen unsinnigen Slogan nach dem anderen raushauen, dabei aber nicht sonderlich an den Menschen interessiert sind. Nicht mal den eigenen. Auch bei den Themen Schönheitswahn und Influencer-Oberflächlichkeit bleibt es bei der überdreht-augenzwinkernden Tonalität. Später wird die Geschichte jedoch zunehmen ernster und bitterer, wenn der Film auf einmal auch „richtig“ gesellschaftskritisch werden will.
Als Idee ist das interessant, bei der Umsetzung hapert es jedoch ein wenig. So ist Subtilität nicht gerade eine der Stärken. Die Horrorkomödie, die auf dem Fantasia Film Festival 2020 Premiere feierte, ist schon ein bisschen sehr plakativ geworden. Auch bei den Figuren wäre mehr Feinschliff schön gewesen, mehr als billig zusammengeschusterte Stereotypen sind hier nicht rausgesprungen. Da klafft der eigene Anspruch und das Ergebnis schon ein wenig auseinander. Dennoch ist Slaxx schon ein netter Film geworden, der mit einem originellen Szenario und dem einen oder anderen witzigen Einfall positiv auffällt. Ein Publikum, das auf der Suche nach einem eher absonderlichen Genrevertreter ist, schaut hier rein, auch wenn das mit der Balance nicht so ganz hinhaut.
OT: „Slaxx“
Land: Kanada
Jahr: 2020
Regie: Elza Kephart
Drehbuch: Patricia Gomez, Elza Kephart
Musik: Delphine Measroch
Kamera: Steve Asselin
Besetzung: Romane Denis, Brett Donahue, Sehar Bhojani, Stephen Bogaert, Kenny Wong, Tianna Nori
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