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Tatort: Hubertys Rache

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„Tatort: Hubertys Rache“ // Deutschland-Start: 27. März 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) am Ufer des Rheins die Leiche eines Mannes untersuchen, ahnen sie noch nicht, dass dies nur der Anfang einer viel größeren Geschichte ist. So hat der ehemalige Lehrer Daniel Huberty (Stephan Kampwirth), der für seine Beziehung zu der damals noch minderjährigen Schülerin Jana Künitz (Mathilde Bundschuh) ins Gefängnis kam, das Schiff Agrippa in seine Gewalt gebracht und hält Besatzung wie Passagiere als Geisel. Sein Ziel ist es, Jahre später rehabilitiert zu werden. Zu diesem Zweck drängt er darauf, mit den Menschen zu sprechen, die er für seine Verurteilung damals verantwortlich macht – etwa die Staatsanwältin Dr. Svenja Poulsen (Christina Große). Geht man nicht auf seine Forderung ein, will er alle an Bord töten …

Keine Zeit für Rätsel

Üblicherweise läuft der typische Tatort so ab: Am Anfang des Films findet sich irgendwo eine Leiche, anderthalb Stunden später erhalten wir die Antwort, wer für diesen Tod verantwortlich ist. Aber es geht auch anders, wie das aktuelle Beispiel Hubertys Rache zeigt. Da gibt es zwar ebenfalls eine Leiche zu Beginn. Wer es war, wird aber bereits kurze Zeit später verraten. Und auch sonst wird recht früh alles mitgeteilt, was es über den Fall zu wissen gibt: Ein Mann fühlt sich zu Unrecht verurteilt, weswegen der Rest der Welt büßen soll. Wenigstens aber diejenigen, die irgendwie mit dem Fall zu tun haben. Statt anderthalb Stunden ein Verbrechen aufklären zu wollen, wird hier anderthalb Stunden lang gekämpft, dass ein weiteres Verbrechen verhindert wird.

Zumindest anfangs meint man noch, dass Tatort: Hubertys Rache einer dieser Filme ist, in denen jemand zu Unrecht verurteilt wurde und nur mit verzweifelten Mitteln die Wahrheit aufgedeckt werden soll. Schließlich gibt es bei Polizei und Justiz immer mal wieder Beispiele, dass aufgrund von Inkompetenz, Böswilligkeit oder anderer wenig schmeichelhafter Charaktereigenschaften die Falschen hinter Gitter kommen. Die Mittel mögen dann zweifelhaft sein, die Motivation jedoch nachvollziehbar. Nur hatte Drehbuchautorin Eva A. Zahn überhaupt kein Interesse daran. Es gibt hier keine überraschenden Entwicklungen, keine dunklen Geheimnisse, die enthüllt werden. Huberty klagt zwar, dass das alles ganz furchtbar unfair war, ihn für die Beziehung zur Schülerin zu verurteilen. Die Beziehung selbst bestreitet er jedoch nicht.

Zeit für Stillstand

Auch das hätte prinzipiell interessant sein können durch eine komplexe Figurenzeichnung, wenn eine innere Perspektive sich von der äußeren unterscheidet. Manche Leute leben dann doch in ihrer ganz eigenen Welt. Bei Tatort: Hubertys Rache läuft es aber lediglich darauf hinaus, dass die Titelfigur jammert und die anderen ihn beschimpfen. Wieder und wieder und wieder. Erkenntnisse gibt es keine, weder auf der einen, noch der anderen Seite. Tatsächlich gibt es in dem Film keine nennenswerte Entwicklung. Der Schauplatz ist notgedrungen immer gleich, wenn ein Großteil der Geschichte innerhalb des Schiffes spielt. Oft sogar im selben Raum. Umso wichtiger wäre es gewesen, anderweitig für Spannung zu sorgen, sei es durch die Dialoge, durch eine sich vertiefende Charakterisierung oder andere Elemente, die eine Form der Veränderung enthalten.

Aber nichts da. Im 1195. Film der ARD-Krimireihe wird gestritten und gemotzt, während das Publikum von Figuren gequält wird, eine unsympathischer als die andere. Zwischendurch versucht sich der Film an klassischen Thrillersituationen, wenn es darum geht, die Gefahr auszuschalten. Sonderlich überzeugend ist das Ergebnis aber nicht, allein schon, weil es immer wieder Beispiele gibt, dass sich jemand irgendwie dämlich verhält. Da wollte Tatort: Hubertys Rache dann doch mehr sein, als es das eigene Talent hergegeben hat. Das ist schade, weil das Setting eines Schiffes, das zum Ort einer Geiselnahme wird, eigentlich ganz gut ist. Aber das bringt eben nichts, wenn drumherum nichts Interessantes passiert und sich bald schon die Langeweile an Bord schleicht.

Credits

OT: „Tatort: Hubertys Rache“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Marcus Weiler
Drehbuch: Eva A. Zahn
Musik: Olaf Didolff
Kamera: Sten Mende
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Stephan Kampwirth, Christina Große, Anna Bachmann, Mathilde Bundschuh

Bilder

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Tatort: Hubertys Rache
Fazit
„Tatort: Hubertys Rache“ beginnt interessant, wenn ein verurteilter Verbrecher ein ganzes Schiff als Geisel nimmt und diejenigen zur Rechenschaft ziehen will, die ihm das eingebrockt haben. Danach wird es aber schnell langweilig, da weder die Geschichte noch die Handlung viel hergeben. Statt komplexer Figuren gibt es anderthalb Stunden lang Gejammer und Vorwürfe und missglückte Thrillermomente.
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