Tatort: Propheteus TV Fernsehen Das Erste ARD
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Tatort: Propheteus

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„Tatort: Propheteus“ // Deutschland-Start: 6. März 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) von einem Irren als Geisel genommen werden, glauben sie schon, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Dabei fing der Fall ganz normal und unspektakulär an: Ein Mann wird in seiner Wohnung erschlagen aufgefunden. Kommt vor, ist nicht ungewöhnlich. Umso ungewöhnlicher ist, dass der Verstorbene Teil einer Organisation ist, die fest an den Umsturz der Menschheit unter Zuhilfenahme außerirdischer Echsen glauben. Und während die beiden versuchen, aus dem Ganzen irgendwie schlau zu werden, bekommen sie Ärger mit Herr Muster (Melanie Reichert) und Frau Mann (Daniela Reichert) vom Verfassungsschutz, denen das alles sehr komisch vorkommt …

Aus skurril wird komplett irre

Dass man es bei der Münster-Ausgabe vom Tatort gern ein bisschen skurriler mag, ist bekannt. Seit nunmehr zwanzig Jahren blödeln sich Thiel und Boerne durch die eigenartigsten Fälle. Fans klassischer Krimis gefällt das eher weniger, was den Zuschauerzahlen aber nicht geschadet hat. Tatsächlich gehören die Fälle mit den beiden zu den meistgeschauten der ARD-Krimireihe. Und so wollte man im Jubiläumsjahr wohl ganz besonders viel Irrsinn bieten. Bei Des Teufels langer Atem taumelte der Polizist durch einen fiebrigen Drogentrip. Bei Propheteus, dem 41. Auftritt der beiden, scheint die komplette Welt verrückt geworden zu sein. Wer hier noch normal ist, kann man kaum noch sagen, das geht allenfalls noch in Relation zum noch bekloppteren Rest.

Dabei behandelt der 1192. Teil der Reihe ein durchaus ernstes Thema: Verschwörungstheorien. Die hat es natürlich schon immer gegeben. Menschen fanden schon vor Jahrhunderten Anzeichen dafür, dass die real zu beobachtende Welt nicht alles sein kann, sondern irgendwelche Mächte im Hintergrund alles manipulieren. Doch in den letzten Jahren wurden diese Menschen lauter und zahlreicher, können sich dank sozialer Medien sehr viel leichter finden. An obskuren Ansichten mangelt es nicht. Gerade die Corona-Pandemie kehrte das Schlechteste und Dümmste nach außen. Hoch oben im Kurs stehen auch Unterdrückungsfantasien, denen zufolge wir von oben kontrolliert werden sollen, eine kleine Schar Erleuchteter versteht sich als letzte Bastion der Menschheit. Auf letzteres Phänomen greift Drehbuchautorin Astrid Ströher (Saras Geständnis) zurück, wenn sie in Tatort: Propheteus die tatsächlich verbreitete Idee mitnimmt, dass Echsenwesen die Welt regieren.

Mehr Groteske als Gesellschaftsporträt

Ein gesellschaftlicher Belehrungskrimi, wie es ihn beim Tatort immer mal wieder gibt, ist aber nicht darauf geworden. Stattdessen macht man sich über die Vorstellung lustig, dass Reptiloiden in Wahrheit das Sagen haben. Zwar gibt es zwischendurch immer mal wieder Szenen, bei denen deutlich wird, dass die Geschichte eigentlich nicht zum Lachen ist. Die gehen im Getöse aber schnell unter: Propheteus begnügt sich nicht allein damit, dass die Mitglieder des Verschwörungsclubs in den rationalen Abgrund stürzen. Auch bei der Erzählstruktur geht es wirr zu, wenn ständig zwischen Zeitebenen gewechselt wird. Teilweise dient das dazu, die Vorgeschichte nach und nach offenzulegen, nachdem der Film mit einem Knall beginnt – ein immer wieder beliebtes Mittel. Es soll aber wohl auch den Eindruck verstärken, selbst die Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt zu verlieren.

Das ist streckenweise unterhaltsam, an anderen Stellen dafür anstrengend. Da ging es dann doch mehr darum, ein überdrehtes Chaos zu beschreiben, anstatt eine Geschichte zu erzählen. Viel Tiefgang sollte man sich daher nicht erhoffen, was Leute stören wird, die das Thema zu wichtig finden für eine Groteske. Auch als Krimi ist Tatort: Propheteus nicht unbedingt erste Wahl, da der entscheidende Hinweis ziemlich billig eingebaut wurde. Fans des Münster-Teams schauen natürlich trotzdem rein und bekommen das, was man realistisch erwarten konnte. Für die anderen ist zumindest das Motiv der Verschwörungstheorie exzentrisch genug, um dem Ganzen eine Chance geben zu können. Außerhalb von Mystery-Thrillern wird dieses schließlich recht selten verwendet.

Credits

OT: „Tatort: Propheteus“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Sven Halfar
Drehbuch: Astrid Ströher
Musik: Christian Biegai, Kerim König
Kamera: Timo Moritz
Besetzung: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, ChrisTine Urspuch, Mechthild Großmann, Björn Meyer, Claus D. Clausnitzer, Matthias Komm, Melanie Reichert, Daniela Reichert, Katharina Schmalenberg

Bilder

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Tatort: Propheteus
Fazit
„Tatort: Propheteus“ nimmt sich das immer bedeutender werdende Thema der Verschwörungstheorie an und macht daraus eine für das Münster-Team typische Groteske. Ob das angemessen, darüber kann man sich streiten. Richtig viel Tiefgang hat das hier nicht, der Krimipart ist zudem Nebensache. Streckenweise ist der spöttische Trip aber recht unterhaltsam.
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