Ten
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Ten

Ten
„Ten“ // Deutschland-Start: 24. Februar 2012 (DVD)

Inhalt / Kritik

Im Zentrum von Ten steht eine junge Frau (Mania Akbari), die auf verschiedenen Fahrten durch Teheran gezeigt wird. Wie der Titel bereits andeutet, werden wir Zeuge von zehn verschiedenen Fahrten, bei denen sie mehrmals ihren Sohn (Amina Maher) zum Schwimmen bringt oder diesen von seinem Vater abholt und zu seiner Großmutter bringt. Die Beziehung zu ihm ist alles andere als einfach und geprägt von der Scheidung von ihrem Mann, für der ihr Sohn ihr die Schuld gibt. Das zeigt sich in seinem Trotz und seinem Ärger, wenn ihm seine Mutter etwas sagen will. Auf einer weiteren Fahrt begrüßt sie ihre Schwester, die ebenfalls von ihrem Mann geschieden ist und eine ähnlich schwierige Phase mit ihrem Sohn durchmacht. Weitere Fahrten bringen sie mit einer alten Frau zusammen, die zu einem Mausoleum gebracht werden will, wo sie für ihren verstorbenen Mann und Sohn beten will, oder mit einer Prostituierten, mit der sie über ihre Arbeit spricht, was zu einem heftigen Streit führt, will sich ihre neue Mitfahrerin doch nicht belehren lassen.

Nach dem großen kritischen Erfolg seines Filmes Der Wind wird uns tragen, der auf den Filmfestspielen in Venedig 1999 mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde, traute sich der iranische Filmemacher Abbas Kiarostami bei seinem nächsten Projekt an sein bisher ambitioniertestes. Während einer Forumsdiskussion auf dem Melbourne International Film Festival erklärte der Regisseur, dass die Handlung ursprünglich auf Geschichten bestand, die sich um die Figur eines Psychiaters drehten, der, weil seine Praxis gerade renoviert wird, seine Patienten in seinem Auto empfängt. Bereits in seinen vorherigen Filmen, beispielsweise Wo ist das Haus meines Freundes? oder Der Geschmack der Kirsche, hatte Kiarostami sein Talent für poetische Bilder gezeigt, welche sich an der reichen Kultur und der Landschaft seiner Heimat, dem Iran orientieren. Doch zugleich greift er Themen auf, die in seiner Heimat durchaus als Tabu angesehen werden und teilweise dazu führten, dass seine Filme erst gar nicht im Iran gezeigt wurden. Egal, ob es sich um das Thema Tod und Sterbehilfe handelt wie in Der Geschmack der Kirsche oder um die eigene Geschichte wie in Quer durch den Olivenhain, Kiarostami hat mehrmals Konzepte aufgegriffen, die dem Zuschauer einen Einblick in eine Gesellschaft offenbarte, innerhalb der sich vieles hinter verschlossenen Türen abspielt. Dabei greift Kiarostami mehr als einmal auf die subtile Andeutung zurück oder sein Improvisationstalent. Ein Beispiel ist das Ende von Der Geschmack der Kirsche, welches nicht gedreht werden konnte und bei dem er auf eine Aufnahme bei den Dreharbeiten zurückgriff, um diesen fertigzustellen.

Das Auto als Schutzraum

Im Gegensatz zu dem bereits erwähnten Der Wind wird uns tragen ist im Falle von Ten eine andere Form der Reduktion zu sehen, die noch viel weiter geht. Neben der Narration geht dies auch auf den Inszenierungsstil über, der sich auf zwei Kameraperspektiven beschränkt, welche wahlweise Akbaris Figur oder ihren jeweiligen Beifahrer einfangen, wobei auch diese Perspektive in den meisten Episoden vermieden wird. Wie später bei seinem Kollegen Jafar Panahi, der in seinem Film Taxi Teheran eine ähnliche Ästhetik nutzt, führt diese Form der Reduktion zu einer besonderen Intimität der Situation generell, bei denen die Beifahrer sich der Fahrerin gegenüber öffnen und teils sehr intime Details von ihrem Leben preisgeben. Das fällt besonders bei den Familienmitgliedern – die Schwester oder der Sohn der Fahrerin – auf. Das Auto, oder vielmehr der filmische Raum, wird zu einem Schutzraum, der eine solche Konversation, eine solche Intimität erlaubt.

Neben den erwähnten Aspekten kommt noch ein Element der Improvisation hinzu. Akbaris Figur scheint spontan auf die Aussagen ihrer jeweiligen Spielpartner zu reagieren, wobei es zu Eskalation, wie beim Sohn, oder zu ungemein berührenden Momenten kommt, wie bei der Begegnung mit der alten Frau oder der letzten Fahrt mit ihrer Schwester. Immer mehr wird man auf die Diskrepanz zwischen der Öffentlichkeit außerhalb des Fahrzeugs und dem Fahrzeuginneren aufmerksam, der die genannten Reaktionen der Fahrgäste zu verstärken scheint. Das kontrollierte Äußere fällt auf einmal ab und zeigt eine gewisse Offenheit und Unverblümtheit, mit der Themen wie Ehe, Tod, Rollenbilder und Scheidung verhandelt werden.

Credits

OT: „Dah“
Land: Iran, Frankreich
Jahr: 2002
Regie: Abbas Kiarostami
Drehbuch: Abbas Kiarostami
Musik: Howard Blake
Kamera: Abbas Kiarostami
Besetzung: Mania Akbari, Amina Maher, Kamran Adl, Roya Akbari, Roya Arabshahi, Amene Moradi, Mandana Sharbaf, Katayoun Taleizadeh

Trailer

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Ten
Fazit
„Ten“ ist ein abwechslungsreicher und interessanter Episodenfilm. Mit erzählerischer wie formaler Reduktion inszeniert Abbas Kiarostami ein filmisches Experiment, das seinen Zuschauer fasziniert, unterhält und bisweilen gar berührt.
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