Es ist eine Weile her, dass man den Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) in der Öffentlichkeit gesehen hat. Dafür ist sein geheimes Alter Ego in aller Munde: Als Batman versucht er, der Kriminalität in Gotham City Einhalt zu gebieten. Dabei findet er in dem Polizisten James Gordon (Jeffrey Wright) einen treuen Verbündeten, der den maskierten Rächer immer wieder ruft, wenn er Hilfe braucht. Er ist es auch, der ihn zum neuesten Tatort mitbringt: Don Mitchell Jr. (Rupert Penry-Jones), langjähriger Bürgermeister der Stadt, wurde auf ebenso brutale wie bizarre Weise ermordet. Seltsam ist dabei die Nachricht, welche explizit für Batman dort hinterlegt wurde. Auf seiner Suche nach Antworten taucht Wayne tief in die Welt des Verbrechens ein, wo Leute wie Carmine Falcone (John Turturro) und Oswald Cobblepot (Colin Farrell) das Sagen haben. Dabei macht er die Bekanntschaft von Selina Kyle (Zoë Kravitz), die in einem berüchtigten Unterwelt-Club als Bedienung arbeitet und mehr über die Sache zu wissen scheint …
Vorfreude auf den Neuanfang
Auch wenn Superhelden-Filme auf Comic-Basis eine absolute Cash Cow sind, die regelmäßig die Kinokassen klingeln lassen: Bei der Flut an Adaptionen, die jedes Jahr veröffentlicht werden, ist es zunehmend schwierig, noch einen wirklichen Hype zu generieren. Klar, es gibt die Event-Filme à la Avengers: Endgame und Spider-Man: No Way Home, die mit ganz viel Fanservice gigantische Einspielergebnisse erkämpfen. Aber das funktioniert eben nur hin und wieder. Ein Beispiel, dass es auch anders geht, ist jetzt The Batman. An und für sich sollte es nichts Besonderes sein, wenn mal wieder jemand ins Fledermaus-Kostüm schlüpft. Kaum ein Comic-Held wurde schließlich von vergleichbar vielen Schauspielern bereits verkörpert. Und doch fand sich der Film auf zahlreichen Listen der am meisten erwarteten Titel des Jahres.
Das liegt einerseits am Regisseur. Wenn Matt Reeves (Cloverfield, Planet der Affen: Survival) einen Film dreht, dann sind zumindest die Freunde und Freundinnen des Genre-Kinos ganz Ohr. Denn das bedeutet meistens etwas Gutes. Und wenn dann noch ein solches Ensemble zusammenkommt, wie es bei The Batman der Fall ist, ist die Vorfreude groß. Colin Farrell als Pinguin und Paul Dano als Riddler sind bestimmt nicht die naheliegendsten Besetzungen, die einem so einfallen. Aber das machte die Sache so spannend. Vor allem aber das Engagement von Robert Pattinson war ein echter Coup. Der zu Beginn seiner Karriere als blasser Schönling verkannte Schauspieler hat sich zu einem der interessantesten seiner Generation entwickelt. Filme wie Good Time und Der Leuchtturm haben dazu beigetragen, dass er vom Mainstream-Publikum ebenso geschätzt wird wie von Fans ungewöhnlicher Indie-Projekte.
Starkes Ensemble und spannende Mördersuche
Die Besetzung ist dann auch eine der Stärken von The Batman. Pattinson ist eine interessante Mischung aus physischer Bedrohlichkeit – vor allem die ersten Psycho-Szenen mit dem dunklen Ritter sind eindrucksvoll – und gebrochenem Emo-Trauma. Ein Mann, der alles hat in dieser Welt und gleichzeitig völlig fremd in dieser ist. Und auch Farrell und Dano empfehlen sich hiermit für weitere Auftritte, obwohl oder weil sie kaum wiederzuerkennen sind. Etwas blass wirkt hingegen Zoë Kravitz mit ihrer Verkörperung der Catwoman. Während die Actionszenen mit ihr durchaus brauchbar sind, ist ihre Figur zu oft einfach nur da. Man hätte sie mehr oder weniger aus dem Film streichen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Das wird dann vor allem später zum Problem, wenn sie zum Love Interest des Helden erklärt wird, ohne dass dies vorbereitet wurde. Die Begegnung zweier kaputter Leute, die in ihrem Schmerz und ihrem Trauma zusammenfinden, war vor dreißig Jahren in Batmans Rückkehr deutlich besser geglückt.
Ebenfalls etwas gemischt sind die Ergebnisse einer überraschenden Neuinterpretation des Stoffes. The Batman ist an vielen Stellen einem Krimi und einem Thriller näher als einem üblichen Superhelden-Actionfilm. Vor allem Sieben wird nicht ohne Grund immer wieder als Vergleich herangezogen, wenn Batman zusammen mit Gordon einen irren Serienmörder jagt. Da sind einige schön perfide Ideen dabei, die erste Hälfte des Films ist richtig spannend. Die Ermittlungen sind jedoch recht unbefriedigend. Die Rätsel werden meistens so schnell gelöst, dass sie irgendwie überflüssig sind. Zum Ende hin wird es auch völlig willkürlich. Die Settings gleichen dann einem riesigen Wimmelbild, bei dem der Protagonist immer genau den nächsten Hinweis herauspickt, der dann noch nicht einmal ein Hinweis ist. Da wird dann immer nur so getan, als würde da wirklich an einer Lösung gearbeitet.
Weniger wäre mehr gewesen
Dafür wurde an anderen Stellen zu viel getan: Die Musik ist zu aufdringlich, die Dialoge neigen zum Pathos, da wollte man bei allem auf einmal überlebensgroß sein. Und dann wäre da noch das Finale, das völlig übertrieben und aus dem Nichts kommt, einfach nicht wirklich ins Geschehen passt. Da wäre schon einiges gewesen, was man ohne Verlust hätte streichen können, zumal The Batman mit einer Laufzeit von knapp drei Stunden völlig überdimensioniert ist. Das ist auch deshalb schade, weil Teile des Films zu den stärksten zählen, die das DC Comics Filmuniversum bislang hatte. Das Potenzial für einen wirklich großen Film wäre also durchaus da gewesen, wird aber durch das mal schlampige, dann wieder exzessive Erzählen nicht wirklich umgesetzt. Dennoch, gut ist diese Adaption durchaus und macht neugierig auf die diversen Fortsetzungen und Spin-offs, die bereits in Planung sind.
OT: „The Batman“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Matt Reeves
Drehbuch: Matt Reeves, Peter Craig
Musik: Michael Giacchino
Kamera: Greig Fraser
Besetzung: Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Paul Dano, Jeffrey Wright, John Turturro, Andy Serkis, Colin Farrell
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