The Weekend Away Netflix
© Ivan Sardi/Netflix

The Weekend Away

The Weekend Away Netflix
„The Weekend Away“ // Deutschland-Start: 3. März 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Die Freude war groß, als sich Beth (Leighton Meester) in den Flieger nach Kroatien setzte, um ihre beste Freundin Kate (Christina Wolfe) zu treffen. Ein bisschen zusammen Spaß haben und dabei den Alltag vergessen, das war der Plan. Ihr Mann Rob (Luke Norris) wird währenddessen zu Hause bleiben und sich um die gemeinsame Tochter kümmern, damit Beth auch einmal Zeit für sich hat. Da die Ehen der beiden derzeit ein wenig kriseln, beschließen sie, das Beste aus dem Abend zu machen und zu einem Club zu gehen, wie in den guten alten Zeiten. Als Beth am nächsten Tag wieder zu sich kommt, ist jegliche Euphorie jedoch bereits wieder Vergangenheit. Nicht nur dass sie sich kaum an den Abend mehr erinnern kann. Kate ist zudem spurlos verschwunden und reagiert auf keine Nachrichten von ihr …

Die ganz gewöhnliche Ausnahmesituation

Es gehört zu den im Thrillergenre immer wieder gern genommenen und etablierten Szenarien: Eine bislang unbescholtene, ziemlich gewöhnliche Person gerät auf einmal in eine richtig gefährliche Situation, aus der sie sich nun befreien muss, oft verbunden mit der Suche nach den Tätern und nach Beweisen für die eigene Unschuld. Der unsichtbare Dritte von Hitchcock ist einer der Klassiker, die darauf zurückgreifen. Gern wird das Szenario noch so abgewandelt, dass besagte Person sich in einem fremden Land aufhält, siehe etwa The Cold Light of Day. Das verstärkt das Gefühl der Isolation, der Protagonist bzw. die Protagonistin müssen fast ganz allein die Situation irgendwie lösen. Wenn der Netflix-Thriller The Weekend Away auf diese Tricks zurückgreift, ist die List an Vorbildern und Inspirationen entsprechend lang. Warum auch nicht, solange es funktioniert?

Problematisch wird es aber, wenn es eben nicht funktioniert. Der US-Film ist sogar ein Paradebeispiel dafür, dass ein bloßes Zusammenkopieren geklauter Bestandteile komplett in die Hose gehen kann. Das fängt schon damit an, dass The Weekend Away dieses Gefühl des Ausgeliefertseins zu keiner Zeit wirklich zu erzeugen versteht. Beispielsweise kann in dieser Version Kroatiens jeder perfekt Englisch sprechen. Das ist praktisch für Beth, die nicht unbedingt die cleverste Person ist, die auf diesem Planeten wandelt. Es ist auch praktisch für die Zielgruppe, welche offensichtlich keinen Gefallen daran findet, Untertitel zu lesen oder anderweitig das eigene Gehirn benutzen zu müssen. Täte es das, würde es nämlich merken, dass das hier alles ganz furchtbarer Quatsch ist.

Unkomische Zeitverschwendung

So etwas kann Spaß machen, wenn dies mit einer entsprechenden Komik verbunden ist. Oft findet man in diesem Segment Filme, die so schlecht und dumm sind, dass es schon wieder Spaß macht. The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window wiederum nutzte das, indem es die inhaltlichen Entgleisungen solcher Geschichten nur minimal abwandelte, um sich darüber lustig zu machen – als Parodie, die von nicht wenigen gar nicht als solche erkannt wurde. The Weekend Away ist aber keine Parodie. Und leider ist der Film auch nicht so unfreiwillig komisch, dass man sich deswegen anderthalb Stunden Zeit dafür nehmen könnte oder sollte. Es gibt allgemein nichts, was den Verzicht auf kostbare Lebenszeit rechtfertigen würde.

Sicher, es gibt ein paar schöne Aufnahmen aus dem europäischen Land. Richtig viel lokales Flair hat das zwar nicht, dafür hätte sich jemand dort auskennen müssen. Aber es reicht doch für einen kleinen Kurzurlaub, der mit heimischer Mörderjagd verbunden ist. Der Rest von „The Weekend Away“ ist bestenfalls mäßig, oftmals nicht einmal das. So versucht Sarah Alderson, die sowohl den gleichnamigen zugrundeliegenden Roman wie auch die Drehbuchadaption geschrieben hat, das Publikum mit diversen Wendungen und falschen Fährten in die Irre zu führen. Wenn diese aber entweder völlig bescheuert oder völlig überflüssig sind, dann bringt das relativ wenig. Das ist in etwa so, als würde eine künstliche Intelligenz auf Basis anderer Filme etwas verfassen, ohne zu verstehen, was es da genau tut.

Viel gemacht, wenig erreicht

Das hat zum einen zur Folge, dass sich Figuren völlig dämlich verhalten, selbst dann wenn das Drehbuch gerade meint, irgendwie clever zu sein. Einige Punkte sind willkürlich oder bestehen aus den billigsten Plot Points, die man sich so einfallen lassen kann – siehe die konkrete Auflösung des Geheimnisses. Außerdem versucht sich The Weekend Away ganz im Stil von Schundromanen an großen Überraschungen und schmutzigen Geheimnissen, verfängt sich dabei aber in der Klischeefalle. Das Ergebnis ist ein Thriller, der zwar ständig in Bewegung ist, dabei aber furchtbar langweilt. Er ist es nicht einmal wert, dass man sich über ihn aufregt. Da das Ganze schauspielerisch ebenso wenig zu Begeisterungsstürmen verleitet, kann man sich das hier völlig sparen und bei einem der offensichtlichen Vorbilder bleiben. Oder man geht raus spazieren: Die Chance, dabei auf etwas Interessantes zu treffen, ist ungleich höher.

Credits

OT: „The Weekend Away“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Kim Farrant
Drehbuch: Sarah Alderson
Vorlage: Sarah Alderson
Musik: Daniel Wohl
Kamera: Noah Greenberg
Besetzung: Leighton Meester, Christina Wolfe, Luke Norris, Amar Bukvic, Ziad Bakri

Bilder

Trailer

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The Weekend Away
Fazit
„The Weekend Away“ beginnt mit zwei Freundinnen, die gemeinsam einen kurzen Trip ins Ausland machen wollen, von denen eine aber spurlos verschwindet. Das Szenario an sich ist bekannt, die konkrete Umsetzung stümperhaft. Vieles hier ist schwach zusammengeklaut oder schlecht erfunden. Nicht einmal die schönen Bilder können den trotz vieler Wendungen sterbenslangweiligen Möchtegern-Thriller noch retten.
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