Im Jahre 2304 plant Regulator Rogul (Hans-Michael Rehberg), vom Mars aus die Erde anzugreifen. Dort sieht man keine andere Lösung, als ein Team zurück in die Vergangenheit zu schicken, genauer gesagt ins Jahre 2004, in welchem ein UFO nahe Area 51 in Nevada abstürzte, was fünfzig Jahre später dazu führte, dass die Menschheit technologisch weit genug entwickelt war, den Mars überhaupt erst zu besiedeln. Die Lage ist allerdings derart hoffnungslos, dass nur noch die Mannschaft der Surprise für diesen gefährlichen Auftrag in Frage kommt. Kapitän Jürgen Thorsten Kork (Christian Tramitz), Mr. Spuck (Michael Bully Herbig) und Chefingenieur Schrotty (Rick Kavanian) sind jedoch kaum für ihren Mut oder ihre Kompetenz bekannt, sondern eher für ihre Vorliebe für Käse-Sahne-Torten und Miss-Waikiki-Wahlen …
Demokratisches Science-Fiction-Chaos
Dank des massiven Erfolgs von Der Schuh des Manitu – mit ein bisschen Statistikspielerei hat das Marketingteam es ja immerhin geschafft, ihn bis heute in den Köpfen der meisten Menschen als meistbesuchten deutschen Film aller Zeiten erscheinen zu lassen – konnte es nicht allzu lange dauern, bis Michael Herbig erneut Elemente aus seiner TV-Sendung Bullyparade auf die große Leinwand zu zerren. Dass letztendlich der Besatzung der Surprise diese Ehre zuteil wurde, war allerdings nicht alleine seine Entscheidung. Stattdessen wurde eine Abstimmung unter den Zuschauern durchgeführt, welches Projekt als nächstes angegangen werden sollte, bei welcher sich die Weltraumchaoten unter anderem gegen eine Fortsetzung zu Der Schuh des Manitu oder die Option „Bully, hör auf mit dem Scheiß“ durchsetzen konnten. War Der Schuh des Manitu eine Art deutsche Antwort auf Der wilde wilde Westen, gibt es diesmal einen Mix aus Star Trek, Star Wars und Zurück in die Zukunft.
Der große Erfolg des Kinodebüts sorgte wohl auch dafür, dass (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 ein opulentes Budget von neun Millionen Euro zugestanden wurde (zum Vergleich: Der Schuh des Manitu wurde für sieben Millionen Deutsche Mark produziert). Das ist zwar gerade einmal etwas mehr als ein Drittel von dem, was Jim Knopf und Lukas der Lokomoticführer zur Verfügung hatte (welcher dank Marketing als teuerster deutscher Film gehandelt wird, korrekterweise jedoch der teuerste deutschsprachige Film ist). Hier wurde das Geld allerdings deutlich klüger investiert und der Streifen sieht nicht wie eine halbherzig ausgeleuchtete Studioaufnahme aus, sondern – zumindest in den CGI-Szenen – wie eine Hollywoodproduktion. Die visuellen Effekte, welche wohl den Löwenanteil des Budgets für sich beanspruchten, sind mit einigen zu vernachlässigenden Ausnahmen absolut gelungen und können selbst im Jahre 2022 noch überzeugen. Würden heute jemandem, der den Film nicht gesehen hat, ohne erkennbaren Kontext ein paar Standbilder davon gezeigt, er käme wohl kaum auf den Gedanken, dass es sich dabei wirklich um eine deutsche Produktion handelte, eine aus dem Jahre 2004 zumal.
Zu viele Episoden in einem
Der Beginn von (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 ist sicherlich der stärkste Teil des Films. Die ersten fünfzehn bis zwanzig Minuten sind unterhaltsam, weisen ein gutes Pacing sowie eine solide Gagdichte auf und machen Lust auf mehr. Das „mehr“ zerfranst danach leider etwas. Statt eine stringente Geschichte zu erzählen, wird der Film eher episodenhaft, unterbricht sich auch selbst gerne einmal für einen etwas zu albernen Witz, der dann auch noch bis zum bitteren Ende durchgezogen wird. Die verschiedenen Epochen tun dem Streifen ebenfalls nicht den größten Gefallen, wobei das auch zum Teil daran liegt, dass die Weltraumszenen wohl wenig Budget für den Rest übriggelassen haben und die Sets im Vergleich etwas karg wirken. Der Film bleibt weiterhin gut genug, um nicht vorzeitig abzuschalten, hätte jedoch durchaus von einer gewissen Straffung profitiert.
Größtes Highlight ist aber definitiv Rick Kavanian als Regulator-Gehilfe Jens Maul, seiner zweiten von drei Rollen hier. Jede seiner Zeilen sitzt, seine eigenwilligen Grimassen und Geräusche tun ihr Übriges. Leider schien fast das ganze für Nebencharaktere vorgesehene Dialogkreativitätskontingent für ihn aufgebraucht worden zu sein. So bleibt von Sky du Mont in der Mittelalterepisode nichts Positives in Erinnerung (obwohl er Christoph Maria Herbst immerhin die Vorlage zu einer guten Line verschafft), während er in der Westernepisode zwar mit Souveränität erneut seine Rolle als Santa Maria aus Der Schuh des Manitu übernimmt, diese aber kaum etwas zum Film beiträgt, außer eben eine weitere gaghaft reingequetschte Referenz zu sein.
OT: „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“
Land: Deutschland
Jahr: 2004
Regie: Michael Bully Herbig
Drehbuch: Michael Bully Herbig, Alfons Biedermann, Rick Kavanian
Musik: Ralf Wengenmayr
Kamera: Stephan Schuh
Besetzung: Michael Bully Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Anja Kling, Til Schweiger, Sky du Mont, Hans-Michael Rehberg, Hans Peter Hallwachs, Reiner Schöne, Christoph Maria Herbst
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