Seitdem seine Familie bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, ist Arthur Bretnik (Aaron Eckhart) nicht mehr derselbe. Wenn er nicht gerade zusammen mit seinem Freund Jimmy Cleats (Tommy Lee Jones) an ihrem Podcast arbeitet, bei der es um Verschwörungstheorien geht, verdient der ehemalige Polizist sein Geld als Privatdetektiv. Eines Tages meldet sich seine Hörerin Elsa Viceroy (Katheryn Winnick) bei ihm, um ihn als solchen zu engagieren. Genauer soll er in Kleinstadt Wander, New Mexico den Tod ihrer Tochter untersuchen, den Elsa für einen Mord hält, bei dem etwas vertuscht werden sollte. Nach einigem Zögern lässt sich Arthur auf den Auftrag ein und tritt die Reise nach Wander an. Aber schon bald gerät die Sache außer Kontrolle, da er fest davon überzeugt ist, dass er nun selbst verfolgt wird …
Ein Verschwörungstheoretiker auf Mördersuche
Sie sind überall! Das gilt nicht nur für die Leute, die im Geheimen die Strippen ziehen und unsere Welt aus den Schatten heraus beherrschen. Es gilt auch für die Leute, die diesen Blödsinn glauben und in einem Anflug von massiver Selbstüberschätzung als einzige Wahrheit verkaufen wollen. Da Verschwörungstheorien in den letzten Jahren richtig viel Zulauf erfahren haben, man sich jetzt nicht mehr im kleinen Kreis trifft, sondern dank sozialer Medien einen öffentlichen Kult daraus gemacht hat, verwundert es nicht wirklich, wenn immer mehr Filme dieses Thema aufgreifen. Tatort: Propheteus tat dies kürzlich in Form eines humorvollen Krimis, wenn innerhalb der Szene ein rätselhafter Mord geschieht. Bei Wander – Die Verschwörung ist real geht man einen Schritt weiter, indem es die Verschwörungstheoretiker selbst sind, die den Mord aufklären wollen.
Auch das böte sich an und für sich für eine Komödie an, das Szenario hat zumindest jede Menge Potenzial für humoristische Szenen. Zumindest anfangs könnte Wander auch als Satire auf die entsprechenden Leute durchgehen, wenn die zwei bei dem Podcast alles Mögliche erzählen. Nur meinte Drehbuchautor Tim Doiron die Sache dann doch ernst. Nicht allein, dass Arthur eine tragische Vorgeschichte hat – schließlich darf bei einem Hollywood-Streifen niemand einfach nur verrückt sein. Er versucht zudem, der Geschichte eine Art gesellschaftlicher Relevanz zu geben. Über Umwege jedoch. Es geht ihm dabei weniger um eine kritische Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien als solchen, sondern will diese für andere Aussagen nutzen. Richtig überzeugend ist das aber nicht, da die Verbindungen ein bisschen holprig zusammengestückelt sind.
Einiges zu sehen, nichts zu sagen
Größere Erwartungen an den Inhalt sollte man deshalb besser nicht haben. Das gibt der Film nicht her. Stattdessen legt Regisseurin April Mullen (88, Below Her Mouth) den Fokus auf die Spannung. Zum Teil funktioniert das ganz gut. Wie bei vielen Thrillern rund um nicht wirklich zuverlässige Protagonisten und Protagonistinnen weiß man hier nicht, wie weit man Arthur trauen kann. Sind seine Erlebnisse tatsächliche Erlebnisse oder doch nur das Ergebnis seiner Psychose? Schließlich sind das schon recht seltsame Entdeckungen, die er da in Wander macht. Einige davon sind auch sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt. Da sind immer wieder Passagen dabei, die toll bebildert sind oder eine reizvoll-surreale Atmosphäre erzeugen. Das Potenzial für einen packenden Verschwörungsthriller war also durchaus da.
Nur, so richtig geklappt hat das am Ende dann doch nicht. Nur weil eine Geschichte verworren ist, ist sie nicht automatisch gut. Tatsächlich hat Wander sogar ausgesprochen wenig zu erzählen, zu wenig für einen ganzen Film. Die anfängliche Neugierde wird nicht belohnt. Zwar wird zum Ende hin ein höherer Gang eingelegt, tatsächlich spannend wird es dadurch aber nicht. Auch der große Einsatz von Aaron Eckhart, der nach einem Zwischenhoch inzwischen nur noch B-Ware wie World Invasion: Battle Los Angeles oder The Core – Der innere Kern abliefert, kann daran nichts ändern. Es ist einem irgendwann einfach egal, was nun real und was eingebildet ist. Das passt dann zwar auch zu recht flexibel nicht-denkenden Verschwörungstheoretikern. Interessant ist es weniger.
OT: „Wander“
Land: Kanada, USA
Jahr: 2020
Regie: April Mullen
Drehbuch: Tim Doiron
Musik: Alexandra Mackenzie
Kamera: Gavin Smith, Russ De Jong
Besetzung: Aaron Eckhart, Katheryn Winnick, Heather Graham, Tommy Lee Jones, Raymond Cruz
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