Was weiß Connor Black (Jack Kesy) wirklich von der Geheimorganisation Cicada 3301? Das wüssten die Herren und Damen von dem Bundesgericht, vor dem er aussagen muss, nur zu gerne. Also erzählt der Barmann, wie er mehr oder weniger zufällig von den Internetaktivitäten erfahren hat. Davon, wie er den Kunstexperten Avi (Ron Funches) und die Bibliothekarin Gwen (Conor Leslie) dazu brachte, mit ihm gemeinsam die eigenartigen Rätsel lösen zu wollen, welche ihnen hinterlassen wurden und mit denen nach geeigneten Mitgliedern geworben wurde. Aber auch davon, wie alles komplett daneben ging und sie von einer misslichen Situation in die nächste stolperten …
Ein (Nicht-)Niemand und die geheime Organisation
Wenn Schauspieler und Schauspielerinnen den Regiestuhl für sich entdecken, darf man immer neugierig sein. Würden sie sich Rollen auf den Leib schreiben, die sie sonst nie bekommen würden und mit denen sie ihre eigenen Talente demonstrieren dürfen? Was auch immer Alan Ritchson dazu veranlasst hat, die Seiten zu wechseln, eines war es sicher nicht: Eitelkeit. Zumindest hat der Darsteller, der unter anderem in Ghosts of War und Above the Shadows mitgespielt hat, für sich selbst keine übermäßig schmeichelhafte Figur zurechtgeschrieben. So schlüpft der US-Amerikaner hier in die Rolle eines linientreuen, letztendlich aber überforderten NSA-Agenten, der regelmäßig von der Hauptfigur Connor vorgeführt und verspottet wird. Fürs eigene Ego ist das weniger förderlich.
Stattdessen setzt Ritchson, der gemeinsam mit Joshua Montcalm das Drehbuch geschrieben hat, auf das immer wieder reizvolle Motiv: Der unscheinbare Niemand zeigt es den großen Organisationen! Okay, Jack Kesy (Gnadenlos) sieht zu gut aus, um als Niemand durchzugehen. Aber Hollywood hatte schon immer eine etwas verquere Ansicht davon, was Alltag oder normal bedeutet. Und natürlich sind seine Fähigkeiten schon außergewöhnlich, von der Schlagfertigkeit ganz zu schweigen, weswegen das mit dem Mann von der Straße nicht richtig überzeugt. Andererseits ist Dark Web: Cicada 3301 nun wirklich kein Film, bei dem man Wert auf Plausibilität oder Alltäglichkeit legen sollte. Dafür ist das hier alles zu betont bescheuert und an den Haaren herbeigezogen.
Mehr Actionkomödie als Verschwörungsthriller
Das zeigt sich bereits früh, wenn Connor bei seinen Aussagen vor dem Gericht alles und jeden ins Lächerliche zieht. Ein Running Gag hierbei ist, wie er ganz offensichtlich die realen Ereignisse völlig uminterpretiert, aufbauscht oder anderweitig verfälscht. Die Anwesenden mag das ärgern, das Publikum darf dabei aber seine Freude haben. Vor allem dann, wenn diese Verfälschungen völlig absurd werden. Allgemein ist der Tonfall des Films deutlich humorvoll. Auch wenn das Thema Cicada 3301, deren Interneträtsel vor einigen Jahren für Aufruhr sorgte, sich für einen Mysterythriller anbieten würden: Dark Web: Cicada 3301 ist dann doch in erster Linie eine Actionkomödie, bei der es mehr um den groben Spaß geht, weniger um ausgeklügelte und überraschende Verschwörungstheorien.
Entsprechend sollte man seine Erwartungen an den Film anpassen: Ritchson mag es etwas alberner. Die Schnitzeljagd bleibt im Gegenzug etwas unter den Möglichkeiten und scheint oft nur ein Vorwand zu sein, um von einem Ort zum nächsten zu kommen. Lösungen fallen kommen zuweilen aus heiterem Himmel. Warum auch lange nachdenken oder suchen, wenn es einfacher geht? Darauf sollte man sich also schon einlassen können. Wer das kann, der darf hiermit schon seinen Spaß haben und der Chaostruppe zusehen, wie sie es gleichzeitig mit geheimen Hackern und Geheimdiensten aufnehmen. Anspruchsvoll ist dieser Spaß natürlich nicht, soll es auch gar nicht sein. Dark Web: Cicada 3301 ist eine gut gelaunte und temporeiche Odyssee, bei der selbst im Angesicht höchster Gefahr noch Witze gerissen werden.
OT: „Dark Web: Cicada 3301“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Alan Ritchson
Drehbuch: Alan Ritchson, Joshua Montcalm
Musik: Sergei Stern
Kamera: Michael Galbraith
Besetzung: Jack Kesy, Conor Leslie, Ron Funches, Kris Holden-Ried, Andreas Apergis, Alan Ritchson
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