Mit harter Arbeit hat es Frank Skeffington (Spencer Tracy) bis an die Spitze geschafft. Viermal wurde der Sohn einer irischen Einwandererfamilie zum Bürgermeister gewählt. Und damit soll noch nicht Schluss sein, die Wahlkampagne für seine fünfte Amtszeit läuft auf Hochtouren. Doch dieses Mal will das alles nicht so recht funktionieren. Sein Gegenkandidat Kevin McCluskey mag zwar keine politischen Erfahrungen haben, wird aber von einflussreichen Leuten wie dem Zeitungsverleger Amos Force (John Carradine) und dem Bankier Norman Cass (Basil Rathbone) unterstützt. Und so beauftragt Skeffington seinen Neffen Adam Caulfield (Jeffrey Hunter), der als Sportreporter für Force arbeitet, ihn während seines Wahlkampfes zu begleiten und seine Arbeit festzuhalten, ahnt er doch, dass sich bald alles ändern wird …
John Fords vergessenes Politdrama
John Ford gehört ohne Zweifel zu den ganz großen Namen der Filmgeschichte. Bekannt ist er einerseits für seine Western wie das meisterhafte Der Mann, der Liberty Valance erschoss. Er drehte aber auch bedeutende Dramen wie Früchte des Zorns, für welches er einen seiner vier Regie-Oscars erhielt – bis heute hält der US-Amerikaner damit den Rekord. Aber nicht alle Werke des Filmschaffenden waren solche Erfolge. Das letzte Hurra enttäuschte seinerzeit an den Kinokassen, war am Ende gar ein Verlustgeschäft. In Deutschland ist das Drama um einen Bürgermeister im Wahlkampf trotz der großen Namen darin eher unbekannt. Nur selten wird es in unserem Fernsehen ausgestrahlt, und wenn dann in einer stark gekürzten Form. Der Film ist auch bis heute nicht auf DVD erhältlich: Wer ihn sehen will, ist auf Importe angewiesen. Und selbst die sind selten.
Dabei ist Das letzte Hurra durchaus sehenswert. Wenn der Film eine Zeit des Umbruchs in der US-amerikanischen Politiklandschaft dokumentiert, dann ist das aus heutiger Sicht natürlich antiquiert. Schließlich erschien er 1958, sowohl die Politik wie auch der Wahlkampf haben sich seither stark gewandelt. Über soziale Medien musste sich damals noch niemand Gedanken machen. Selbst Fernsehen und Radio spielen noch nicht die Rolle, die sie später innehaben würden. Tatsächlich bezieht sich der Titel auf einen Dialog zwischen Skeffington und seinem Neffen, der seinen Wahlkampf als letztes Hurra bezeichnet: Seine Methode, direkt zu den Menschen zu gehen und Kante zu zeigen, sei überholt. Stattdessen werden in Zukunft stromlinienförmige Bilder vorherrschen. Alles wird gleich sein, austauschbar, glatt und ohne Persönlichkeit.
Ambivalent und wehmütig
John Ford, der immer mal wieder gern den Blick zurück wandte, lässt seiner eigenen Nostalgie und Wehmut dann auch freien Lauf. Das letzte Hurra bedeutet nicht, eine neue Zeit zu begrüßen, sondern den Abschied von der alten Welt, wie er sie kannte. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass der Film alles verklärt. Skeffington selbst ist auch kein reiner Held, der um sein Erbe gebracht wird. Vielmehr beschreibt ihn die Adaption des Romans The Last Hurrah von Edwin O’Connor als einen machtbewussten Menschen, der ohne größere Hemmungen Menschen manipuliert und nicht vor perfiden Methoden zurückschreckt, um andere gefügig zu machen. Ob er tatsächlich die bessere Alternative zu dem Neuling ist, bleibt daher zweifelhaft. Umso mehr, da man über Letzteren nichts erfährt: Bis zum Schluss ist er der andere, von dem man zwar weiß, dass er einflussreiche Förderer hat, aber nicht, wer er ist und was ihn antreibt.
Stattdessen ist die Wahlkampftour eine einzige Bühne für Skeffington. Und damit natürlich auch für Hauptdarsteller Spencer Tracy (Das Urteil von Nürnberg): Er gibt seiner Figur eine Mischung aus Arbeiter-Brutalität und Warmherzigkeit mit, dazu einen bissigen Witz, der sich gerade in den letzten Szenen zeigt. Überhaupt finden sich in dem Film, vor allem im vollständigen Original, satirische Spitzen gegen Politik und Medien, dazu eine Kritik am Klassendenken. Punkte, die man heute in einer ähnlichen Form noch immer anbringen könnte. Insofern ist der Film deutlich aktueller, als man meinen könnte. Das letzte Hurra bleibt dabei jedoch ohne den Triumph, den der Titel impliziert. Stattdessen überwiegt das Nachdenkliche und die besagte Wehmut, wenn sich alles verändert und man selbst dazu degradiert wird, vom Seitenrand zuzusehen. Im Gegensatz zu anderen Politikerporträts, die davon handeln, wie große Krisen gemeistert und Hindernisse überwunden werden, erzählt Ford von einem Scheitern und Kontrollverlust.
OT: „The Last Hurrah“
Land: USA
Jahr: 1958
Regie: John Ford
Drehbuch: Frank Nugent
Vorlage: Edwin O’Connor
Kamera: Charles Lawton Jr.
Besetzung: Spencer Tracy, Jeffrey Hunter, Dianne Foster, Pat O’Brien, Basil Rathbone, Donald Crisp
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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BATFA | 1959 | Bester ausländischer Darsteller | Spencer Tracy | Nominierung |
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