Der Anruf All the Old Knives Amazon Prime Video
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Der Anruf

Der Anruf All the Old Knives Amazon Prime Video
„Der Anruf“ // Deutschland-Start: 8. April 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Als 2012 eine islamistische Gruppe ein Flugzeug in seine Gewalt bringt und zu einer Landung in Wien zwingt, tut das CIA alles dafür, um die Terroristen auszuschalten. Doch am Ende kommt es zu einer Katastrophe, sämtliche Geiselnehmer, Crew-Mitglieder und Passagiere sterben dabei. Jahre später wird CIA-Agent Henry Pelham (Chris Pine) mit der Aufgabe betreut, die Ermittlungen noch einmal aufzunehmen. Denn es muss damals einen Maulwurf in den eigenen Reihen gegeben haben, der die Bemühungen des Geheimdienstes zunichtemachte. Und so trifft sich Pelham mit seiner ehemaligen Liebhaberin Celia Harrison (Thandiwe Newton), die damals ebenfalls fürs CIA arbeitete, sich inzwischen aber aus dem Spionage-Geschäft zurückgezogen hat. In einem gemütlichen Essen soll er herausbekommen, was seinerzeit wirklich geschehen ist …

Dauerbrenner Spionage

Auch wenn sich die Weltordnung in den letzten Jahren mehrfach geändert hat und damit die Frage, wer Freund, wer Feind ist, einem kontinuierlichen Wandel unterworfen ist: Geschichten um Geheimagenten und Spione erfreuen sich ganz unabhängig von den äußeren Rahmenbedingungen großer Beliebtheit. Während Fans noch auf den nächsten Auftritt von Hunt warten und Bond erst einmal eine größere Pause einlegt, sind es vor allem Serien, die das Bedürfnis nach solchen Geschichten befriedigen. Ob Slow Horses: Ein Fall für Jackson Lamb, Hamilton: Undercover in Stockholm oder Spy City, sie alle setzen auf den Reiz im Geheimen ermittelnden Männer, die irgendwelchen Verschwörungen auf der Spur sind. Insofern kommt der Amazon Prime Video Film Der Anruf zu einem guten Zeitpunkt, die prominente Besetzung mit Chris Pine (The Contractor) garantiert ebenfalls Aufmerksamkeit.

Gleichzeitig weckt ein solcher Film natürlich Erwartungen, die erfüllt werden müssen. Erwartungen, die Der Anruf aber gar nicht erfüllen will. Während die oben genannten Serien und auch die bekannten Filme auf eine Mischung aus geheimer Ermittlung und rasanter Action setzen, da ist die Adaption des gleichnamigen Romans recht statisch. Genauer besteht die Geschichte von Olen Steinhauer, der seine eigene Vorlage in ein Drehbuch umwandelte, praktisch ausschließlich aus Dialogen. Der Hauptdialog ist dabei der in dem Restaurant, in dem Henry und Celia zusammensitzen und über die Vergangenheit sprechen. Unterbrochen wird diese Unterhaltung, die sich zunehmend in eine Befragung verwandelt, von einigen Flashbacks. Aber auch diese bestehen meistens darin, dass sich zwei Leute unterhalten.

Edel, aber distanziert und träge

Für ein Publikum, das Agentengeschichten vor allem mit Handlung gleichsetzt, wird hier daher überrascht, vermutlich auch enttäuscht. Dass der Film von einer Geiselnahme handelt, bei der am Ende über hundert Menschen tot sind, wird zwar verraten und mehrfach angesprochen. Tatsächlich zu fühlen ist aber weder die Katastrophe selbst noch der Versuch, diese zu wiederholen. Der Anruf ist ein seltsam distanzierter Thriller, der sich offensichtlich überhaupt nicht für den Fall an sich interessiert. Im Mittelpunkt steht die Frage, wer die Geiselnehmer informiert haben könnte über den kommenden Einsatz. Das hat dann mehr von einem Krimi, wenn verschiedene Verdächtige abgearbeitet werden, um unter diesen den Richtigen oder auch die Richtige zu finden.

Grundsätzlich hätte auch das spannend sein können. Große Verschwörungen mit zahlreichen falschen Fährten, daraus kann man schon einiges machen. Zumal bei diesem Berufsfeld grundsätzlich allen misstraut werden sollte, sind doch alle darin trainiert, sich zu verstellen und im Geheimen zu agieren. Die Auflösung ist dabei auch durchaus überraschend, sofern man sich nicht daran stört, dass sie nicht so wirklich überzeugend ist. Es ist vielmehr der Weg dorthin, der enttäuscht. So gelingt es Regisseur Janus Metz Pedersen (Borg/McEnroe – Duell zweier Gladiatoren) einfach nicht, aus dieser Spurensuche tatsächliche Spannung zu generieren. Die falschen Fährten sind irgendwie schon vorbei, noch bevor es richtig los geht. Es sind auch gar nicht so wahnsinnig viele, zumindest nicht genug, um damit den kompletten Film füllen zu können. Das Drumherum ist dabei schon recht edel, weswegen zumindest das Auge einiges zu tun bekommt. Aber das reicht nicht aus, um dauerhaft gegen die Langeweile bestehen zu können, die sich hier unweigerlich breit macht. Selbst die Tragik, die im Mittelpunkt der Geschichte sitzt, kommt kaum zum Tragen. Statt echter Anteilnahme gibt es hier nur ein Schulterzucken.

Credits

OT: „All the Old Knives“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Janus Metz Pedersen
Drehbuch: Olen Steinhauer
Vorlage: Olen Steinhauer
Musik: Jon Ekstrand, Rebekka Karijord
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Besetzung: Chris Pine, Thandiwe Newton, Laurence Fishburne, Jonathan Pryce

Bilder

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Der Anruf
Fazi
„Der Anruf“ hat ein eigentlich reizvolles Szenario, wenn der Maulwurf hinter einer tödlichen Geiselnahme gefunden werden sollen. Trotz prominenter Besetzung, einem edlen Drumherum und einer überraschenden Auflösung: Mehr als Durchschnitt ist der Thriller nicht, der einen trotz aller Tragik und Brisanz ziemlich kalt lässt.
Leserwertung143 Bewertungen
4.8
5
von 10