Auf seinen neuesten Fall hätte der Privatdetektiv Ferdinand Zankl (Michael Ostrowski) gut und gern verzichten können. Als der Schneider Adil Bahdari (Husam Chadat) bei ihm auftaucht und mit der Suche beauftragt, seinen vermissten Sohn zu finden, ist das normalerweise eine Geschichte nach Zankls Geschmack. In diesem Fall ist das jedoch heikel, hatte er den Vermissten doch selbst in Notwehr getötet und entsorgt, um Frederike Bader (Marie Leuenberger) zu schützen. Nun müssen Zankl und die im Rahmen des Zeugenschutzprogrammes untergetauchte Polizistin einen Weg finden, den Verfolger zu beschäftigen, ohne sich dabei zu verraten. Währenddessen beschäftigt Frederikes Tochter Mia (Nadja Sabersky) etwas anderes: Die angehende Journalistin will unbedingt in der Passauer Drogenszene verdeckt recherchieren, ahnt dabei nicht, in welche Gefahr sie sich begibt …
Verfolgt von der Vergangenheit
Zu jung zu sterben endete gleich in zweifacher Hinsicht mit einem Knaller. Nicht nur, dass die Bäckerin Roswitha Hertel (Bettina Mittendorfer), die für Mia eine zweite Mutter war, brutal niedergestochen wurde. Am Ende tauchte auch noch der Vaters des Mannes auf, den Zankl und Bader auf dem Gewissen haben. Zumindest der zweite Handlungsstrang versprach dabei viel Spannung. Würden es die zwei schaffen, sich aus dieser gefährlichen Situation zu befreien? Weiß der besagte Auftraggeber, dass er dem Mörder seines Sohnes gegenübersteht? Oder war es nur Zufall? Eine Woche später läuft nun Der Fluss ist sein Grab, der vierte Teil der ARD-Krimireihe Ein Krimi aus Passau und gibt dem neugierigen Publikum eine Antwort. Zumindest teilweise.
Dieses potenzielle Katz-und-Maus-Spiel ist auch noch der gelungenere Teil des Films. So gibt es hier durchaus Szenen, bei denen Regisseur Andreas Herzog (Die Toten von Marnow) ganz gut mit der Ungewissheit spielt, was der Fremde denn nun im Schilde führt. Auch die Momente, in denen Zankl und Bader sich zu verraten drohen, werden zur Erzeugung von Spannung genutzt. An diesen Stellen ist Der Fluss ist sein Grab. Ein Krimi aus Passau zwar ein sehr konstruierter, zumindest aber noch solider Thriller. Klar, man weiß bei diesen Filmen immer, dass das gar nicht wirklich böse ausgehen kann. Sonst hätte sich ja das mit den Fortsetzungen erledigt. Aber wem es gelingt, sich der Illusion hinzugeben, dass es hier wirklich um etwas geht, kann sich mit dem Film schon seine Zeit vertreiben.
Zu viel gewollt
Dem gegenüber steht der deutlich schlechtere Strang um Mias Alleingänge. Schon die Ausgangslage, dass die junge Frau den Angriff auf Frau Hertel nutzt, um ganz allein in der Drogenszene zu ermitteln – entgegen der Vorgaben ihres Chefs –, überzeugt nicht so recht. Die Art und Weise, wie sie dennoch Erfolg hat und in nur wenigen Minuten auf einmal tief in die Unterwelt eintaucht, ist noch einmal ein ganzes Stück schlimmer. Richtig schlecht wird es jedoch zum Ende hin, wenn Der Fluss ist sein Grab. Ein Krimi aus Passau auf einmal die großen Geschütze auffahren will und mehr wie die Parodie eines Thrillers wirkt. Erschwerend kommt hinzu, dass Mia eine schrecklich nervige und letztendlich ziemlich verantwortungslose bis dämliche Figur ist, was den Daumendrück-Faktor deutlich senkt. Auch wenn es hier besonders gefährlich wird, spannend ist das nicht.
Die Geschichte um den dubiosen Schneider enttäuscht letztendlich aber auch. Während das zwischendurch wie gesagt recht solide ist, wird es zum Schluss komplett unsinnig. Der Fluss ist sein Grab. Ein Krimi aus Passau wollte an der Stelle wohl recht tragisch sein, was aber nach hinten losgeht und zudem die Frage provoziert: Sind die denn alle irgendwie doof? Das ist schade um das an und für sich interessante Szenario und die Figuren, die durchaus etwas hergeben. In der Form ist das aber zu wenig. Für die Zukunft braucht die Reihe dringend bessere Drehbücher, denen es gelingt, die Ideen auch wirklich zu verwerten.
OT: „Der Fluss ist sein Grab. Ein Krimi aus Passau“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Andreas Herzog
Drehbuch: Michael Vershinin
Musik: Manu Kurz
Kamera: Wolfgang Aichholzer
Besetzung: Marie Leuenberger, Michael Ostrowski, Nadja Sabersky, Husam Chadat
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