Deutschland, kurz nach der Wende: Matti Adler (Henning Baum) hat genug von allem, von seiner Arbeit, dem Alltag, von Deutschland allgemein. Da hat er einen Einfall. Warum nicht nach Mallorca gehen und dort einen Biergarten aufmachen? Schließlich boomt es in der Gegend, alle wollen sie mittlerweile dorthin. Damit ließe sich jede Menge Geld machen. Außerdem tut ihm ein kleiner Tapetenwechsel ganz gut. Seine Frau Sylvie (Sandra Borgmann) ist von dem Unternehmen jedoch weniger überzeugt. Während sie anfangs zumindest noch mit dem Gedanken spielt, sie könnten mit den beiden Kindern dort ein neues Leben aufbauen, steht für sie später fest: Das ist eine Schnapsidee. Dummerweise hat Matti zu dem Zeitpunkt das Haus in der Heimat aber bereits verkauft, ohne ihr etwas davon zu sagen. Und das ist nicht das einzige Ärgernis, denn so genial die Idee eines Biergartens erschien, gerade zu Zeiten der Fußballweltmeisterschaft, so schwierig ist es, diese in die Tat umzusetzen …
Die Suche nach dem Glück
Eines muss man Der König von Palma lassen: Die RTL+ Serie sorgt anfangs doch für jede Menge Verwirrung. Zunächst einmal lässt der Titel natürlich auf eine dieser vielen oft unsäglichen Ballermann-Komödien schließen, bei denen es Deutsche auf die Insel verschlägt, wo sie sich komplett volllaufen lassen und ihnen lauter peinliche Dinge geschehen. Stattdessen beginnt die Geschichte damit, dass sich Henning Baum in einer Wohnung versteckt und von irgendwelchen Typen verfolgt wird. Da darf man durchaus glauben, der Schauspieler hätte zu seiner früheren Karriere in Krimiproduktionen zurückgefunden, sei es Der letzte Bulle oder Mit Herz und Handschellen. Warum er da kauert und wer die Typen sind, wird hier noch nicht klar. Man weiß ja nicht einmal, wen er selbst verkörpert.
Erst anschließend wird klar, dass Der König von Palma eine Aussteigergeschichte ist um eine Familie, die ihr Glück im Ausland versucht. Auch das würde die unterschiedlichsten Genres ermöglichen, die Gefahr einer Komödie ist noch nicht ganz gebannt. Stattdessen ist die Serie jedoch überwiegend im Dramabereich angesiedelt. Einen großen Anteil daran hat das Familiendrama. Dass der Haussegen bei Familie Adler ein wenig schief hängt, das ist kein Geheimnis. Das wissen alle, sogar der kleine Sohn. Die neue schöne Umgebung ändert daran relativ wenig. Im Gegenteil, durch die beruflichen Probleme, welche der Biergarten so mit sich bringt, werden die persönlichen noch weiter verstärkt. Denn wenn das Leben schon mal schief geht, dann darf ruhig alles schief gehen.
Zwischen Familiendrama, Zeitporträt und Krimi
Das ist alles durchaus solide. Zumindest in der ersten Hälfte der sechs Folgen, welche die erste Staffel ausmachen, ist Der König von Palma eine Art Slice-of-Life-Serie, die zwischen den beiden Themenkomplexen schwankt. Erst im weiteren Verlauf erhöht sich das Tempo in Vorbereitung auf das große Finale, welches in der ersten Staffel schon angekündigt wurde. Das Familiendrama wandelt sich auf diese Weise zunehmend in einen Krimi. Ob es diese schon eher absurde Zuspitzung inklusive krimineller Machenschaften nun unbedingt gebraucht hätte, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Zwar wird die Serie nicht so reißerisch wie andere RTL+ Produktionen wie etwa Einsatz in den Alpen: Der Armbrustkiller. Aber es lenkt doch von dem ab, was zunächst die Serie ausmacht und auch auszeichnet. Man hat hier das Gefühl, dass keiner wirklich wusste, was man hiermit genau erreichen wollte.
Der interessantere Aspekt von Der König von Palma ist, wie die Serie neben der eigentlichen Geschichte auch eine Art Zeitporträt sein will. Genauer soll abgebildet werden, wie das war nach der Wende, als plötzlich alles anders wurde und keiner so recht wusste, was mit der Situation anzufangen ist. Da gibt es viel Diskussionen um West und Ost, dazu historische Aufnahmen und Unmengen alter Poplieder. Leider wurden die nicht konsequent aus dieser Zeit genommen, da ist schon einiges aus den frühen 80ern dabei. Für die Partymeile auf Mallorca passt das, für die Darstellung dieser konkreten Phase jedoch weniger. Zwischendurch weiß man schon gar nicht mehr, in welcher Zeit wir uns bewegen. Aber dafür gibt es immer wieder Verweise auf die zeitgleich stattfindende Fußball-WM, die zum Flair beitragen. In der Summe ist das alles durchaus ordentlich und ein etwas anderer Blick auf die Urlaubsinsel, selbst wenn zum Zwecke der billigen Unterhaltung einiges etwas unglücklich geopfert wurde.
OT: „Der König von Palma“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Damian John Harper
Drehbuch: Veronica Priefer, Yves Hensel, Johannes Kunkel
Musik: Martin Rott
Kamera: Friede Clausz
Besetzung: Henning Baum, Sandra Borgmann, Pia-Micaela Barucki, Irene Rindje, André M. Hennicke, Lea Selinger, Milo Eisenblätter, David Lifschitz, Malik Blumenthal, Sönke Möhring
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