Der Mann der die Welt aß
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Der Mann, der die Welt aß

„Der Mann, der die Welt aß“ // Deutschland-Start: 28. April 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Es ist Zeit für etwas Neues. Etwas, mit dem er sich so richtig verwirklichen kann. Und so beschließt der Mann um die 40 (Johannes Suhm), dass er sich selbstständig machen will. Dass ihm das nötige Startkapital dafür fehlt, ist ihm auch klar. Er hat ja nicht einmal genug Geld, um seiner Ex-Frau Lisa (Maja Schöne) den Unterhalt für die gemeinsamen Kinder zu zahlen. Aber es ist davon überzeugt, dass er es auftreiben kann, er kennt da genug Leute. Dummerweise kennen die ihn aber auch, weswegen sich das mit dem Leihen und Bürgen als schwierig herausstellt. Und dann ist da noch sein Vater (Hannes Hellmann), dessen Demenz immer stärker wird und damit auch für dessen Söhne zu einer Herausforderung …

Viele Gespräche, noch mehr Probleme

Als Schauspieler durfte man Johannes Suhm schon des Öfteren sehen, sei es vor der Kamera oder auf der Bühne. Unter anderem übernahm er eine größere Rolle in dem Kinderfilm Benjamin Blümchen. Wie so manch andere in seinem Berufsfeld versucht er sich aber gern zusätzlich auch mal an der Regie. Genauer drehte er vor einigen Jahren zwei Dokumentarfilme. Mit Der Mann, der die Welt aß wagte er sich das erste Mal an einen Spielfilm. Dabei betrat er hiermit aber nur bedingt wirkliches Neuland. Schließlich handelt es sich bei dem Drama um die Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Nis Momme Stockmann, bei dem Suhm als Schauspieler bereits mitgewirkt hatte.

Dass die Geschichte eigentlich auf einer Theaterbühne zu Hause ist, merkt man ihr nur zum Teil an. Die Settings sind eigentlich recht abwechslungsreich oder zumindest abwechslungsreich genug, dass man darüber nicht unbedingt auf die Idee kommen würde. Auffällig ist aber, dass Der Mann, der die Welt aß sehr dialoglastig ist. Eine wirkliche Handlung gibt es nicht. Wir begleiten den Protagonisten vielmehr von einem Ort zum nächsten, wo dann schon das nächste Gespräch wartet. Er hangelt sich von Figur zu Figur, oft weil er etwas von ihnen will. Manchmal gibt es aber auch einfach so Streit, ohne dass man immer genau wüsste, wo gerade das Problem ist. Vermutlich weil es die Leute selbst nicht so genau wissen.

Die Suche nach dem Halt

Suhm selbst sieht in seiner Hauptfigur den Prototypen des unzufriedenen Mannes, der an der Welt und den Ansprüchen an ihn gescheitert ist. Es ist nicht so, dass er ein schlechtes Leben führt. Aber wie das oft so ist: Es hätte ruhig noch mehr sein dürfen. Dass es sich dabei nicht um ein Einzelschicksal handelt, wird schon an der Namensgebung deutlich. Vergleichbar zu Vortex, wo Gaspar Noé einem namenlosen Ehepaar beim Sterben zusieht, gibt es hier bei den beiden Hauptfiguren keine identitätsstiftenden Namen. Sie haben lediglich Funktion, sind Vater und Sohn oder auch mal Bruder und Ehemann. Beim Vater kommt noch hinzu, dass er an Demenz leidet, wodurch ohnehin mehr und mehr von ihm verlorengeht. Das ist auch deshalb tragisch, da es offensichtlich viel Unausgesprochenes zwischen den beiden gibt, das aufgearbeitet werden müsste. Aber wie soll das gehen, wenn das alles verschwindet?

Diese Suche nach dem Halt ist gut gespielt, von Suhm wie auch Hannes Hellmann. Man darf nur eben nicht erwarten, dass diese Diskussionen zu einem verwertbaren Ende führen. Das Drama, welches bei den Hofer Filmtagen 2020 lief, ist keines, das am Ende die Welt erklärt und womöglich sogar Hinweise liefert, wie man das alles besser machen kann. Der Mann, der die Welt aß überzeugt mehr durch die Darstellung eines Lebensgefühls – oder auch des Mangels hiervon. Das ist nicht immer einfach, zumal die Hauptfigur nicht gerade als Sympathieträger durchgeht, weshalb selbst die kurze Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten zu einer Aufgabe wird. Aber es ist doch eben sehenswert als Geschichte des Scheiterns und des Suchens, eines ziellosen Herumirrens durch eine Welt, die sich mehr und mehr auflöst und einen damit alleine lässt.

Credits

OT: „Der Mann, der die Welt aß“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Johannes Suhm, Lena Lessing
Drehbuch: Nis Momme Stockmann
Vorlage: Nis Momme Stockmann
Musik: Dis Fig, Christian Naujoks, Perel
Kamera: Tobias Kaufmann
Besetzung: Johannes Suhm, Hannes Hellmann, Konrad Singer, Maja Schöne, Max Mauff, Michael Goldberg

Bilder

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Der Mann, der die Welt aß
Fazit
„Der Mann, der die Welt aß“ begleitet einen namenlosen Protagonisten, in dessen Leben nichts mehr wirklich glücklich macht. Der Versuch eines Ausbruches ist dabei tragisch, weil das Fundament fehlt. Gleiches gilt für die Auseinandersetzung mit dem demenzkranken Vater, der mehr und mehr verschwindet, obwohl noch so viel gesagt werden müsste.
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