Der Partyschreck The Party
© Koch Films

Der Partyschreck

Der Partyschreck The Party
„Der Partyschreck“ // Deutschland-Start: 30. Januar 1969 (Kino) // 4. März 2021 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In Hollywood als unbekannter Darsteller eine Rolle zu ergattern, ist so gut wie unmöglich, erst recht, ohne Beziehungen zu den Studiobossen. Doch trotz allem hast es der indische Schauspieler Hrundi V. Bakshi (Peter Sellers) geschafft, in einer großen Produktion eine Rolle zu bekommen. Jedoch stiftet der übereifrige und tollpatschige Bakshi nur Chaos am Set, was letztlich kulminiert in einer zu früh ausgelösten Explosion, welche eine wichtige Kulisse unrettbar zerstört, wonach ihn der Regisseur vom Drehort jagt. Beim Gespräch mit dem wütenden Studioboss General Fred R. Clutterbuck (J. Edward McKinley) kommt es anschließend zu einem Missgeschick und versehentlich landet Bakshis Name auf der Gästeliste einer Party im Hause des Studiochefs. Dort angekommen versucht sich Bakshi auf seine Art bei den Gästen beliebt zu machen, sich an Gesprächen zu beteiligen und irgendwie Beziehungen zu der Elite Hollywoods zu knüpfen. Aber ohne Erfolg. Selbst die Begegnung mit Western-Star „Wyoming Bill“ Kelso (Denny Miller) endet fast in seinem Desaster.

Da sich keiner so recht um den Inder kümmert und ihn bald schon viele einfach nur ignorieren, freundet Bakshi sich schließlich mit Michèle (Claudine Longet) an, die, wie er, versucht in Hollywood Fuß zu fassen. Schon bald droht die Party zum Fiasko zu werden, nicht zuletzt dank der vielen Katastrophen, deren Verursacher Bakshi sowie ein nicht minder tollpatschiger Kellner ist, der eine gefährliche Vorliebe für Alkohol hat.

Wie ein (falscher) Inder Hollywood zerstört

Neben ihren Kollaborationen für die Filme der Der rosarote Panther-Reihe zählt auch der gegen Ende der 1960er Jahre gedrehte Der Partyschreck zu einem jener Werke von Regisseur Blake Edwards und Darsteller Peter Sellers, welches heutzutage unter Filmfans einen gewissen Kultstatus hat und nicht selten als eine der besten Komödien des Jahrzehnts genannt wird. Dabei war die Prämisse durchaus riskant und basierte auf der losen Idee eines indischen Schauspielers, der auf einer Hollywood-Party Chaos stiftet, wie Sellers in Interviews erklärte. Viele der denkwürdigen Szenen, wie auch das Ende, entstanden so eher spontan, basierten auf Ideen des Regisseurs oder Darstellers. Herausgekommen ist eine Geschichte, die sehr viel über die Zeit aussagt, in der sie entstand, insbesondere über das marode Studio-System Hollywoods, welches hier nach Herzenslust zerstört wird.

Nicht nur die Figur des Hrundi V. Bakshi, sondern auch das eigentliche Setting, das Anwesen des Studiobosses, ist inspiriert von den Werken eines Jacques Tati wie auch dessen Figur des Monsieur Hulot. Was bei Tati aber in eine Kritik in die Moderne, von Technikversessenheit und ihren schlimmsten Entgleisungen mündete, ist bei Edwards vielmehr noch ein Bild eines Establishment, in dem ein Mensch wie Bakshi ein Außenstehender sein muss. Jedoch wird er nicht zum Ziel von Spott und Häme, vielmehr wird er, samt der Katastrophen, die er auslöst, bis zu einem gewissen Punkt ignoriert, und erst dann geahndet, wenn es bereits zu spät ist. Bereits die ersten Szenen, in denen Bakshi quasi im Alleingang ein ganzes Filmset zerstört, enthalten die Essenz von Der Partyschreck, denn nur jemandem, der sich sicher sein kann, vollkommen ignoriert zu werden, kann es gelingen, ein solch selbstgefälliges und erfolgsverwöhntes Monster wie Hollywood zu Fall zu bringen.

Interessant sind hierbei nicht nur jene Szenen, welche die besonders schlimmen Katastrophen oder Fehltritte Bakshis zeigen, sondern eben die Folgen und die Reaktionen. Eine Entschuldigung des Inders, wenn auch etwas übertrieben höflich vorgetragen, wird zur Kenntnis genommen aber gar nicht wirklich registriert, genauso wie seine Beteuerungen, keinen Alkohol vertragen zu können, was naturgemäß darin mündet, dass man ihm eben diesen fast schon aufzwingt. Die Entgleisung wird vorbereitet, die Katastrophe vorbereitet, sodass eben jenes Establishment sich ironischerweise sein eigenes Grab schaufelt. Edwards zeigt sich als genauer Beobachter einer Gesellschaft, die sich aufgrund ihres Reichtums und ihrer Werte als unangreifbar betrachtet, aber gerade dadurch zu Fall gebracht wird.

Die wahre Party

Auch wenn gerade das Ende arg konventionell geraten ist, wie Seller selbst zugab, glänzt Sellers abermals als eine Figur, die aus der Beobachterposition zum Auslöser von Peinlichkeiten und Katastrophen wird. Allerdings lässt sich eine Rolle wie Hrundi V. Bakshi nicht einfach im Rahmen kultureller Missverständnisse und Fehlurteile erklären, welche die Auslöser für die Komik darstellen, denn es ist letztlich auch ein gewisser Hang zur Bösartigkeit, den man auch bei Bakshi sehen kann. Sellers’ Figur erfüllt nicht zuletzt auch eine gewisse Freude an dem Ausmaß der Zerstörung, die er anstiftet (wenn auch nicht immer absichtlich), wie man beispielsweise an der herrlichen Eskalation der Badezimmer-Szene sieht, die in der absoluten Zerstörung der Örtlichkeit mündet. Ein Tanz im Schaumbad, heiter und selig lächelnd, im Arm mit der naiven Michèle, gleicht einem Freudentanz darüber, dieses ganze Heuchlertum aus Neureichen, Schreibtischtätern und verhinderten Intellektuellen endlich überwunden zu haben.

Credits

OT: „The Party“
Land: USA
Jahr: 1968
Regie: Blake Edwards
Drehbuch: Blake Edwards, Tom Waldman, Frank Waldman
Musik: Henry Mancini
Kamera: Lucien Ballard
Besetzung: Peter Sellers, Claudine Longet, Natalia Borisova, Jean Carson, Marge Champion, Herb Ellis, J. Edward McKinley, Denny Miller, Gavin MacLeod, Steve Franken

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Partyschreck
Fazit
„Der Partyschreck“ ist eine wunderbar überdrehte Satire auf das alte Hollywood, über Falschheit und Ignoranz. Wenn auch das Ende nicht ganz passt, so schufen Peter Sellers und Regisseur Blake Edwards eine Film, der wegen seiner zahlreichen Szenen und dem schieren Grad der Eskalation unvergessen bleibt.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10