Eine alte Legende besagt, dass das Foto der nackten Kaiserin Sisi auf dem Totenbett mit einem Fluch verbunden ist: Wer auch immer es ansieht, der muss einen frühen Tod sterben. Für Sonderermittler Alexander Haller (Philipp Hochmair) ist das natürlich völliger Quatsch, weshalb er auch kein Problem damit hat, den neuen Fall zu übernehmen. So wurde tatsächlich ein Mann im Zusammenhang mit der Original-Fotoplatte ermordet. Nikolai Falk (Andreas Guenther), der dem ehemaligen Polizisten dabei zur Hand geht, ist da schon vorsichtiger, befürchtet er doch, das nächste Opfer werden zu können. Die Spurensuche führt dabei unter anderem zu dem Kunsthändler Wolfgang Gansmeir (David Rott), der ein finanzielles Interesse an dem Verkauf der Platte haben könnte. Aber vielleicht liegen die Gründe für den Mord auch im Privatleben von Charlotte Binder (Julia Hartmann) verborgen, der Ehefrau des Verstorbenen …
Lokale Geschichten aus Österreich
Eines muss man den Kreativen hinter Der Wien-Krimi: Blind ermittelt lassen: Sie geben sich schon große Mühe, ein wenig lokales Flair zu erzeugen. Wo andere regional fokussierte Krimis, sei es nun Kroatien, die Bretagne oder Bozen, sich damit begnügen, einfach nur in den Urlaub zu fahren und mit Postkartenidylle die jeweiligen Filme zu bewerben, da wird bei dem österreichischen Donnerstagabend-Krimi schon einiges dafür getan, dem Publikum wirklich etwas zu bieten. Beim letzten Film Tod im Prater ging es zu dem gleichnamigen Vergnügungspark, stimmige Bilder inklusive. Die nackte Kaiserin wiederum, der inzwischen siebte Teil der ARD-Krimireihe, verweist auf die legendäre Kaiserin Elisabeth von Österreich, die als Sissi später zu Filmruhm kam.
Während diese lokalen Elemente der Reihe immer gut standen, ist das inhaltlich irgendwie immer recht ernüchternd. Die Fälle ergeben teilweise überhaupt keinen Sinn. Es wird keine nennenswerte Arbeit in die Ermittlung investiert, die irgendwie trotzdem immer erfolgreich enden. Als Krimifan taugen die Ausflüge zu unseren Nachbarn im Süden daher eher weniger, auch wenn die Szenarien an sich teilweise recht originell sind. Letzteres darf man auch über Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Die nackte Kaiserin sagen. Das Bild einer nackten toten Frau, das selbst den Tod bringt? Das kommt innerhalb des Krimigenres wirklich nicht besonders häufig vor. Wobei das Publikum natürlich weiß, dass es nicht der Fluch gewesen ist, der zu dem Todesfall führte. Da muss schon irgendein Mensch eingegriffen haben, das ist ungeschriebenes Gesetz im Krimi.
Bemüht locker
Ein bisschen ist die Idee daher schon vergeudet, wenn zumindest diese Erklärung von vornherein ausgeschlossen werden kann. Man hat hier nie wirklich das Gefühl, dass es da irgendwie bedrohlich sein könnte. Statt ominöser Ahnung gibt es lieber ein bisschen Cosplay, wenn ein Ball rund um die Kaiserin bzw. König Ludwig veranstaltet wird – ein größerer Queer-Faktor inklusive. Das ist nicht ganz verwunderlich, da die Reihe immer mal wieder betont locker und humorvoll sein will. Da ist Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Die nackte Kaiserin keine Ausnahme. Von Anfang an wird beim Drehbuch viel auf die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Hauptfiguren vertraut. Zeitweise geht es mehr um die als um den Fall an sich.
Wem dieser Hang zum Schlagabtausch zuvor gefallen hat, der wird das hier wohl erneut mögen. Aber es ist schon ziemlich bemüht, geradezu verzweifelt locker, was natürlich ein Widerspruch in sich ist. In den vorangegangenen Teilen war das streckenweise unerträglich. Ganz so schlimm ist es bei Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Die nackte Kaiserin nicht, zumindest in der Hinsicht ist der Film also eine Verbesserung, zumal bei den Episodenfiguren einige bekanntere Gesichter dabei sind, die für Ablenkung sorgen. Aber nicht verbessert genug: Es ist nach wie vor anstrengend, mit den beiden unterwegs zu sein. Zu anstrengend, um den nicht überragenden Inhalt auszugleichen.
OT: „Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Die nackte Kaiserin“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Katharina Mückstein
Drehbuch: Nils-Morten Osburg
Musik: Iva Zabkar
Kamera: Michael Schindegger
Besetzung: Philipp Hochmair, Andreas Guenther, Jaschka Lämmert, Michael Edlinger, Julia Hartmann, Anna Böttcher, David Rott, Ron Iyamu
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