Die Erben der Erde netflix
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Die Erben der Erde – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Hugo Llor (Yon González) hat es nicht unbedingt leicht gehabt in seinem Leben. Nachdem sein Vater spurlos auf dem Meer verschwunden ist, nahmen ihn der Nobelmann Arnau Estanyol (Aitor Luna) und dessen Frau Mar (Michelle Jenner) unter ihre Fittiche. Sie fanden für ihn sogar eine Arbeit in einer Schiffswert. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, das Spanien des späten 14. Jahrhunderts ist von großen Veränderungen geprägt. Ein Machtkampf zwischen dem König und dessen Sohn steht an, welcher auch für Familie Estanyol alles verändern wird. Denn nun haben plötzlich andere das Sagen und nutzen diese Macht zu eigenen Zwecken. Als Bernat Estanyol (Rodolfo Sancho), der Sohn der Familie, in seine Heimat zurückkehrt und von der Tragödie erfährt, beschließen er und Hugo, dass sie Rache üben wollen. Doch es wird noch viel geschehen, bevor sie die Gelegenheit dazu haben werden …

Überfrachtet und dick aufgetragen

Mit seinen historischen Romanen feierte der spanische Autor Ildefonso Falcones größere Erfolge, schaffte es hierzulande bis auf die Spiegel Bestsellerliste. Und auch die Netflix-Serie Kathedrale des Meeres, welche auf einem seiner Bücher basierte, erfreute sich größerer Beliebtheit. Wer sich selbst zu den Fans derselben zählt, darf sich freuen, da auf dem Streamingdienst mit Die Erben der Erde die Fortsetzung ansteht. Zwar wird in dieser eine neue Geschichte erzählt, bei der Hugo im Mittelpunkt steht und nicht die Familie Estanyol wie beim letzten Mal. Theoretisch kann man deshalb auch quereinsteigen. Man muss sich aber darauf einstellen, zunächst erst einmal überfordert zu sein, wenn Regisseur Jordi Frades noch nicht einmal versucht, das Setting und Szenario genauer zu beschreiben. Da gab es offensichtlich die Annahme, das Publikum wird das auch so schon wissen.

Es ist aber nicht allein der holprige Einstieg, der für das Gefühl sorgt, dass das hier ein bisschen viel ist. Es ist auch die Geschichte selbst, welche nicht unbedingt mit Zurückhaltung glänzt. Falcones ist ganz offensichtlich ein großer Freund von Intrigen und maximal angelegten Fehden, wenn hier andauernd alles getan wird, um den anderen das Leben schwer zu machen. Und manchmal mehr als das. Wendungen und konstante Änderungen des Status Quos sind Teil des Konzepts. Durch die diversen Zeitsprünge und Ortswechsel wird Die Erben der Erde noch ein bisschen mehr aufgeblasen. Selbst wer „nur“ eine Zusammenfassung der Geschichte liest, darf sich von dem inhaltlichen Wechselspielchen erschlagen fühlen.

Hübsch, aber nervig

Natürlich: Geschichten etwas mehr Komplexität zu verleihen und nicht bloße Oberflächenberieselung anzustreben, ist nicht verwerflich. Solche Serien gibt es schon mehr als genug. Doch bei Die Erben der Erde wird überfrachtet mit komplex verwechselt. Vieles von dem, was hier so eingeworfen wird, bringt den Inhalt nicht wirklich weiter, macht ihn höchstens umständlich. Dazwischen finden sich zwar immer mal wieder interessantere Punkte, etwa zum Umgang des Christentums mit dem Judentum. Optisch hat die Serie sowieso einiges zu bieten. Die historische Geschichte lockt mit diversen Schauplätzen zwischen idyllisch und düster, wenn dreckige Städte auf malerische Weinberge treffen. Und natürlich ist die Welt mal wieder von zahlreichen attraktiven Menschen bevölkert, die selbst im größten Morast noch hübsch anzusehen sind.

Während man sich das noch gefallen lassen kann, ist der Hang zur Seifenoper und überlebensgroßem Melodram schon anstrengend. Richtig nervig ist aber vor allem die Musik, deren Aufdringlichkeit die schlimmsten deutschen oder amerikanischen Schnulzen locker überholt. Da gibt es kaum eine Minute, in der mal nicht furchtbar auftragenden und hochdramatischen Klänge den Eindruck erwecken, dass gerade die Welt untergeht. Das wäre als gelegentliche Akzentuierung noch vertretbar gewesen, aber nicht in einer derartigen Dauerbeschallung. Das darf einem natürlich gefallen. Wer mit solchen plumpen Manipulationen aber nichts anfangen kann, wird kaum das Ende der acht Folgen überleben. So stimmig das Setting der Serie auch ist, bei Die Erben der Erde fehlt mal wieder jegliches Feingespür, stattdessen gibt es grobes Holzhammerdrama.



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Die Erben der Erde – Staffel 1
Fazit
Setting und Szenario von „Die Erben der Erde“ sind eigentlich interessant, wenn es im Spanien des späten 14. Jahrhunderts zu Machtverschiebungen kommt und damit brutalen Folgen. Die Adaption des Romans kennt aber keine Zurückhaltung, ist inhaltlich überladen bis zur Seifenoperschmerzgrenze. Von der unerträglich aufdringlichen Musik ganz zu schweigen, welche jede Folge trotz ansprechender Bilder zu einer Tortur macht.
Leserwertung147 Bewertungen
4.6
4
von 10