Die Luft zum Atmen TV Fernsehen arte Mediathek
© ZDF/arte/Manu Sawhney

Die Luft zum Atmen

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„Die Luft zum Atmen“ // Deutschland-Start: 8. April 2022 (arte)

Inhalt / Kritik

Miriam Maertens (Eva Meckbach) steht gerade auf der Bühne, als der so lange herbeigesehnte Anruf kommt: Eine neue Lunge ist da. Sofort wird sie ins Krankenhaus gebracht und auf die Operation vorbereitet. Ihre Familie, darunter die beiden ebenfalls schauspielernden Brüder Michael (Marc Benjamin) und Kai (Thomas Niehaus), steht fest an der Seite. Das hat sie immer getan, seit ihrer Kindheit, als die junge Miriam (Cloé Heinrich) erfuhr, dass sie an Mukoviszidose leidet. Die Prognosen waren damals schon schlecht. Doch davon wollte sich das lebenshungrige Mädchen nicht unterkriegen lassen. Und selbst in den späteren Jahren, als die Krankheit sie stark geschwächt hat, kämpft sie um ein selbstbestimmtes Leben …

Über das Leben mit einer schweren Krankheit

Wer sich einigermaßen im deutschen Schauspiel auskennt, dem dürfte der Name Maertens etwas sagen. Mehrere Generationen von ihnen standen wahlweise auf der Bühne, meist im Hamburger Umfeld, oder vor der Kamera. Aktuell dürfte Michael Maertens wohl der Bekannteste aus der Reihe sein, spielt immer wieder in TV-Filmen mit. Aber auch seine jüngere Schwester Miriam schaffte den Weg zu ihrem Traumberuf. Kürzlich war sie etwa in Rückkehr nach Rimini zu sehen. Bekanntheit erlangte sie aber auch auf eine weniger schöne Weise. So veröffentlichte sie 2018 ihre Autobiografie Verschieben wir es auf morgen: Wie ich dem Tod ein Schnippchen schlug, in der sie festhielt, wie es war mit der schweren Krankheit Mukoviszidose aufzuwachsen, die in den 1970ern mit einer sehr geringen Lebenserwartung verbunden war.

Wie dieser Kampf ausgeht, ist dabei natürlich kein Geheimnis. Auch wenn der Film mit dem ersehnten Anruf beginnt, dass eine Spenderlunge aufgetrieben wurde, ohne diese Miriam nicht mehr lange zu leben hat, und in der Situation niemand vorhersagen kann, ob die Operation gut ausgehen wird – das Happy End steht natürlich schon fest. Dennoch gelingt es Die Luft zum Atmen ganz gut, die Dramatik und Bedeutung dieser Szene zu verdeutlichen. Ein Trick: Das Publikum erfährt zunächst gar nichts über diese Geschichte. Wir wissen nicht, wer die Frau auf der Bühne ist, in welcher Beziehung sie zu den Leuten im Krankenhaus steht und welche Operation da ansteht. Regisseur Jophi Ries steigt mitten ins Chaos ein und überwältigt erst einmal die Zuschauer und Zuschauerinnen vor den Fernsehern, bevor er die notwendigen Informationen nachliefert.

Schematisch, aber emotional

Mit einer Ausnahmesituation zu beginnen, um im Anschluss dann die Vorgeschichte zu erzählen, ist in Filmen natürlich ein gern angewandter Trick. Zahlreiche Komödien oder auch Thriller nutzen diesen. Bei Die Luft zum Atmen wäre das nicht unbedingt notwendig gewesen, stört aber auch nicht weiter. Die Operation ist zwar der Höhepunkt der Geschichte, aber nicht der Mittelpunkt. Es geht bei dem deutschen TV-Drama nicht um die Frage, ob Miriam überlebt, sondern wie ihr Leben aussah. Zu diesem Zweck gibt es kurz nach dem turbulenten Einstieg bereits eine Rückkehr in die frühen Jahre von Miriam, als sie die niederschmetternde Diagnose erhält. Im Anschluss pickt sich der Film einzelne Stationen heraus, sowohl aus den Jugendjahren wie auch aus dem Erwachsenenalter. Dabei steht immer die Frage im Raum: Was kann und darf die Protagonistin? Konflikte mit der Familie, aber auch berufliche Schwierigkeiten, wechseln sich mit Szenen ab, die sich um die Behandlung der Krankheit drehen. Aber auch mit kürzeren Glücksmomenten.

Das Ergebnis ist zwangsläufig fragmentarisch, da werden zwischendurch Monate und Jahre übersprungen. Auch bei der Charakterzeichnung bleibt der Film notgedrungen etwas schematisch: 90 Minuten sind dann doch nicht genug, um allen Figuren gerecht zu werden. Zum Ausgleich wird dann und wann in den Dialogen etwas dicker aufgetragen, Die Luft zum Atmen ist nicht unbedingt ein Beispiel subtiler Erzählkunst. Wirksam ist das hier aber schon: Das auf arte ausgestrahlte Drama, welches beim Filmfest Hamburg 2021 Premiere ausgestrahlt wurde, hat immer mal wieder emotionale Momente, getragen von einem soliden Schauspielensemble. Dazu gibt es die immer wieder gern gehörte Botschaft, sich nicht unterkriegen zu lassen, so groß die Hindernisse im Leben auch manchmal wirken mögen.

Credits

OT: „Die Luft zum Atmen“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Jophi Ries
Drehbuch: Angelika Schwarzhuber, Christian Lex
Vorlage: Miriam Maertens
Musik: Hinrich Dageför, Stefan Wulff
Kamera: Peter Joachim Krause
Besetzung: Eva Meckbach, Cloé Heinrich, Janna Striebeck, Michael Wittenborn, Miriam Maertens, Peter Lohmeyer, Marc Benjamin, Anna Herrmann, Thomas Niehaus, Sebastian Zimmler

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Die Luft zum Atmen
Fazit
„Die Luft zum Atmen“ erzählt die Lebensgeschichte der Schauspielerin Miriam Maertens, die seit ihrer Kindheit gegen die Krankheit Mukoviszidose ankämpfen musste. Das Drama bleibt dabei notgedrungen fragmentarisch und gerade bei den Figuren etwas oberflächlich. Emotionale Momente gibt es dafür erwartungsgemäß einige.
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