Als Kommissarin Ria Larsen (Marlene Tanczik) nach einer tödlichen Geiselnahme wieder bei ihrer alten Arbeitsstelle auftaucht, empfängt man sie nicht unbedingt mit offenen Armen. Anstatt wie früher im Außendienst unterwegs zu sein, soll sie in einer kleinen Abteilung alte ungelöste Verbrechen beackern. Dabei könnte man ihre kriminologischen Fähigkeiten gerade gut gebrauchen, wurde doch die Leiche eines ermordeten und verstümmelten Mannes gefunden, die eine Wikingerkluft trägt. Doch sowohl ihr Chef Bergmann (Max Herbrechter) wie auch ihr Nachfolger Sellien (Christoph Glaubacker) wollen sie nicht dabeihaben. Und auch ihr früherer Partner Michael Brandt (Christoph Letkowski) tut sich ein wenig schwer damit, sie wieder zu integrieren. Lediglich die Ex-Kommissarin Elisabeth Haller (Charlotte Schwab) steht ihr hilfreich zur Seite und ermuntert sie zu eigenen Ermittlungen …
Mord und Meer
Kann es jemals genug TV-Krimis geben? Offensichtlich nicht, wenn es nach den öffentlich-rechtlichen Sendern geht, die parallel mehrere Dutzend von Reihen und Serien produzieren und dabei irgendwie noch neue starten. Kein Wunder, solange Millionen von Menschen einschalten. Nur braucht es dabei schon noch etwas, das die neuen Werke auch irgendwie von der Konkurrenz abhebt. Bei der ARD-Reihe Die Toten am Meer soll das mal wieder das Setting sein, wie bereits der Titel verrät. Grundsätzlich kann das schon funktionieren. Nur ist der maritime Schauplatz nun wirklich nichts, womit man heute noch Punkte für Originalität einsammelt. Ob Nord Nord Mord, Friesland oder die Ostfriesenkrimis, sie alle machen das. Von den diversen skandinavischen Importen wie Mord im Mittsommer ganz zu schweigen.
Dass es noch an einer eigenen Identität mangelt, liegt aber auch an den äußeren Umständen. Zwei Jahre ist es her, dass der Pilotfilm Die Toten am Meer im Ersten ausgestrahlt wurde. Erst jetzt gibt es mit Der Wikinger einen zweiten Teil. Das ist schon sehr lang, viele dürften mehrere hundert Krimis dazwischen bereits wieder vergessen haben, worum es damals ging. Hinzu kommt, dass Hauptdarstellerin Karoline Schuch nach nur einem Auftritt gegen Marlene Tanczik getauscht wurde. Das hilft nun wirklich nicht dabei, einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Inhaltlich knüpft der Film dabei durchaus an den Vorgänger an, setzt zum Teil voraus, dass man diesen kennt. Für den Fall an sich ist das zwar mal wieder egal, da der völlig eigenständig ist. Ein bisschen unpraktisch ist es aber schon, zumal der erste Film nicht in der Mediathek vorhanden ist.
Stimmungsvoll, aber wenig spannend
Kann man über diese Hindernisse hinwegsehen, erwartet einen ein zumindest solider Film. Das Meer-Setting, so abgenutzt es prinzipiell schon ist, ist trotz allem ein Pluspunkt. Wo andere Kollegen und Kolleginnen vor allem die Idylle dieser Landschaften betonen und mit den brutalen Verbrechen kontrastieren, da erfreut sich Regisseurin Michaela Kezele (Eine Liebe später) an den düsteren Aspekten der Gegend. Tatsächlich gelingen ihr und Kameramann Wolf Siegelmann (Tatort: Blinder Glaube) bei Die Toten am Meer: Der Wikinger immer wieder stimmungsvolle Aufnahmen: unheimlich, nicht ganz von dieser Welt, ein bisschen surreal. Das passt dann auch gut zu dem Mikrokosmos der Wikingerfans, die alten Zeiten, Ritualen und Traditionen hinterherschwärmen.
Leider geht der Film aber nicht näher darauf ein, sondern beschränkt sich darauf, wie in Der Alte: Der Mondkönig lediglich ein bisschen zu spotten. Für eine Geschichte, die sich zum Teil als Drama und Charakterporträt versteht, ist das ein bisschen wenig. Als Krimi ist das ebenfalls nicht so wahnsinnig interessant. Viel zu oft beschränkt sich das Drehbuch darauf, irgendwelche Konflikte innerhalb der Polizei einzubauen. Das ist oft zu gewollt, zudem nicht zielführend. Anstatt für Spannung zu sorgen, wird das schnell anstrengend. Aufgrund das Settings kann man sich Die Toten am Meer: Der Wikinger letztendlich zwar schon anschauen. Den Beweis, dass es eine weitere Krimireihe braucht, den bleibt der Film jedoch schuldig.
OT: „Die Toten am Meer: Der Wikinger“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Michaela Kezele
Drehbuch: Andreas Kanonenberg
Musik: Jens Langbein, Robert Schulte Hemming
Kamera: Wolf Siegelmann
Besetzung: Marlene Tanczik, Christoph Letkowski, Charlotte Schwab, Max Herbrechter, Christoph Glaubacker, Markus John, Jörn Grosse, Gunnar Graumann
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