Seit einigen Jahren schon lebt Sam (Zach Avery) in Paris und versteckt sich dort vor den Gangstern, die ihn damals brutal überfallen und seine Freundin Georgia (Samara Weaving) getötet haben. Zumindest dachte er, dass sie getötet wurde. Doch dann meint er sie eines Tages wiedergesehen zu haben, als Schauspielerin in einem Hollywood-Film. Zwar nennt sie sich jetzt Lauren, auch ihr Aussehen hat sich verändert. Dennoch ist Sam sich sicher, dass es sich bei der Frau um Georgia handeln muss. Und so reist er zurück in seine Heimat Los Angeles, wo er bald von Kat (Carly Chaikin) unterstützt wird, die er noch aus Schulzeiten kennt. Ganz so einfach wie gedacht, ist das Ganze aber nicht. Denn wie soll er an die Schauspielerin herankommen? Und selbst wenn es ihm gelingen sollte, in ihre Nähe zu kommen: was dann?
Von der Vergangenheit eingeholt
Das Gefühl, von der eigenen Vergangenheit eingeholt zu werden, dürften die meisten schon einmal gemacht haben. In Thrillern wird dieses gern genutzt, um damit ein Element der Bedrohung einzuführen, das vom einem Moment zum nächsten in das Leben des Protagonisten oder der Protagonistin einbricht. Der Film Doppeltes Spiel tut dies auch, wenn unsere Hauptfigur auf einmal mit dem Leben konfrontiert wird, das er eigentlich hinter sich gelassen glaubte. In seinem Fall ist die Geschichte jedoch von einer ambivalenten Natur. Auf der einen Seite will er das neue Leben, verständlicherweise, drohte ihm im alten doch der Tod. Andererseits: Wenn die große Liebe deines Lebens plötzlich doch wieder möglich ist, ist das mit dem Abschluss nicht so ganz einfach. Zumal es nachvollziehbar ist, dass Sam zumindest gern wissen würde, was das alles zu bedeuten hat.
Das Szenario hatte also durchaus Potenzial. Hinzu kommen einige bekanntere Leute, die im Ensemble untergekommen ist. Samara Weaving zeigte in den letzten Jahren in Filmen wie The Babysitter und Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot eine Affinität zu bissig-düsteren Filmen sowie echte Starqualitäten. Udo Kier und Brian Cox, die jeweils kleinere Nebenrollen übernommen haben, sind ohnehin gewichtigere Namen. Hauptdarsteller Zach Avery wird hingegen wohl in erster Linie für seine betrügerischen Aktivitäten in Erinnerung bleiben, für die er kürzlich zu einer Haftstrafe zu 20 Jahren verurteilt wurde. Für die Filmwelt ist sein Karriereende sicher nicht der größte Verlust, basierend auf diesem Werk. Wobei es nur bedingt an ihm liegt, dass seine Figur so uninteressant ist und bis zum Schluss keine echte Verbindung zu ihm aufgebaut wird. Mindestens ebenso schuldig sind die Brüder James und Colin Krisel, die bei Doppeltes Spiel gemeinsam Regie führten und das Drehbuch schrieben.
Alles ein bisschen dämlich
Die Geschichte beginnt dabei schon mit einer großen Frage, die aber offensichtlich niemand gestellt hat: Warum sollte eine Frau, die ganz offensichtlich auf der Flucht vor Verbrechern ist, eine Karriere als Schauspielerin starten wollen? Schließlich gibt es kaum einen Beruf, bei dem man derart in der Öffentlichkeit steht. Aber offensichtlich schauen Verbrecher keine Filme. Die warten lieber darauf, dass der ebenfalls untergetauchte Ex-Freund wieder auftaucht, um dann die Jagd zu eröffnen. Nein, plausibel ist Doppeltes Spiel nicht. Später werden noch andere Szenen und Ereignisse hinzukommen, die so haarsträubend sind, dass man wünschen würde, das Ganze wäre konsequent als Komödie umgesetzt. Dann hätte man wenigstens wirklich etwas zu lachen, anstatt sich mit den unfreiwillig komischen Momenten und willkürlich agierenden Leuten herumplagen zu müssen.
Es ist aber nicht nur die idiotische Geschichte, welche dem Film zu schaffen macht. Mindestens ebenso schlecht sind die Dialoge, die zwar formal menschlicher Sprache entsprechen, aber kaum als solche funktioniert. Dabei haben die Krisels durchaus versucht, etwas mit diesen auszusagen. Zum Ende hin geht es in Doppeltes Spiel beispielsweise darum, wie sehr man von Erfahrungen geprägt ist und ob es überhaupt möglich ist, eine Vergangenheit fortzusetzen. Daraus hätte man sicher etwas Interessantes machen können. Dafür fehlte aber der Wille, vielleicht auch das Talent. Wie die Handvoll Wendungen, die man später bemühte: Das reicht in der Form nicht aus. Die im Grundsatz spannende Suche nach Antworten wird zu einer quälend langweiligen Nullnummer, bei der nichts wirklich funktioniert und die durch die wiederholten Flashbacks noch länger ist, als sie es sein müsste.
OT: „Last Moment of Clarity“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: James Krisel, Colin Krisel
Drehbuch: James Krisel, Colin Krisel
Musik: Benjamin Patrick
Kamera: Andrew Wheeler
Besetzung: Zach Avery, Samara Weaving, Carly Chaikin
https://www.youtube.com/watch?v=L0maLPAvVJc
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