Als Lila (Hafsia Herzi) erfährt, dass ihr Freund Rémi (Jérémie Laheurte) sie betrügt, bricht für sie eine Welt zusammen. Während der sich erst einmal nach Bolivien absetzt, um dort in Ruhe seine Gedanken sammeln zu können, weiß Lila nicht so recht, wie es für sie weitergehen soll. Auf der einen Seite wäre sie schon sehr gern weiter mit ihm zusammen, ist er doch trotz allem ihre große Liebe. Gleichzeitig würde sie ganz gern ein eigenes und selbstbestimmtes Leben führen. Ermuntert von ihrem besten Freund Ali (Djanis Bouzyani) beschließt sie, sich erst einmal ein wenig auszuprobieren, neue Leute zu treffen und ein bisschen Spaß dabei zu haben …
Zwischen alter und neuer Liebe
Als Schauspielerin ist Hafsia Herzi schon seit einigen Jahren fleißig unterwegs, war zuletzt etwa in dem Drama Schwestern – Eine Familiengeschichte oder dem Biopic Madame Claude zu sehen. Dann und wann zeigt sie aber auch Ambitionen, mehr zu sein als das. Und so drehte sie nach einem ersten Gehversuch mit dem Kurzfilm Le Rodba 2010 einige Jahre später auch einen eigenen Spielfilm. Genauer führte sie bei dem Langfilmdebüt Regie, schrieb das Drehbuch und übernahm auch gleich die Hauptrolle. Und damit sie die Kontrolle über das gesamte Projekt hat, war sie darüber hinaus als Produzentin tätig. Sie widerstand zudem der Versuchung, ihr Debüt mit berühmten Kollegen und Kolleginnen zu füllen, die ihr Schützenhilfe geben sollen. Am bekanntesten dürfte noch Samir Guesmi, der an einer Stelle als ein Freund der Protagonistin auftaucht.
Im Mittelpunkt des auf mehreren Filmfestivals gezeigten Dramas steht aber ohnehin Lila. Gleichzeitig wieder nicht. Herzi erzählt in dem Film von einer jungen Frau, die verletzt von ihrem Freund hin und her gerissen ist zwischen ihrer alten Beziehung und dem Wunsch nach etwas Neuem. Doch gleich, ob sie nun die alte Liebe aufwärmt oder eine neue beginnt, eines bleibt dabei immer: die Sehnsucht irgendwo hin zu gehören. In Du verdienst eine Liebe bewegt sie sich durch eine Gesellschaft, in der alle Möglichkeiten offenstehen und jeder mit jedem darf. Es kommt nur irgendwie nicht so wahnsinnig viel dabei heraus. Da wird munter von einem Versuch zum nächsten gesprungen, ohne dass dabei mal die große Liebe herausspringen würde, nach der sie sich sehnt. Je mehr sie ausprobiert, je mehr Leute sie kennenlernt, umso weniger scheint das alles zu bringen.
Fragmente ohne scharfe Kanten
Das ist eigentlich ziemlich bitter. Und doch ist Du verdienst eine Liebe keine verzweifelte Abrechnung mit der Wegwerfgesellschaft, die bekanntlich auch auf das Paarverhalten Einflüsse hatte: Warum festlegen, wenn um die nächste Ecke schon was Besseres kommen könnte? Vielmehr ist der Film immer auch von einer hoffnungsvollen Tonalität und einer gewissen Neugierde auf das Leben. Herzi zeigt die Grenzen und zugleich die Chancen einer Welt des Unbestimmten. Da darf schon mal mit den Geschlechtern experimentiert werden, ein kleiner Dreier ist nicht verwerflich. Er ist genau genommen nicht einmal wirklich besonders, sondern nur ein Mosaikstein unter vielen, welche hier im Laufe der rund 100 Minuten zusammengetragen werden. Fragmente einer Zeit, wie man sie an jeder Ecke finden und begutachten kann.
Herzi verzichtet dabei darauf, am Ende ein genau definiertes Bild mit scharfen Kanten anzulegen. Vielmehr wird gar nicht so genau deutlich, was genau sie mit dem Film überhaupt sagen wollte. Oder ob sie etwas sagen wollte. Dabei gibt es durchaus immer mal wieder einzelne Momente, die hervorstechen. Das Ensemble selbst setzt immer mal wieder Glanzpunkte: Neben dem Multitalent im Mittelpunkt darf vor allem Djanis Bouzyani als bester Freund Präsenz zeigen, mal aufmunternd, dann wieder stänkernd. Diese Momente trösten dann auch darüber hinweg, dass sich Du verdienst eine Liebe manchmal ein wenig auf der Beliebigkeit ausruht oder dem einen oder anderen Klischee. Selbst wenn am Ende keine wirklichen Erkenntnisse rausspringen und die Suche unbestimmt bleibt, es ist doch ein stimmungsvolles Debüt, das ganz unaufgeregt von der Liebe und der Sehnsucht danach erzählt und sich nicht wirklich darum schert, ob das Publikum das jetzt gut findet oder nicht.
OT: „Tu mérites un amour“
IT: „You Deserve a Lover“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Hafsia Herzi
Drehbuch: Hafsia Herzi
Musik: Nousdeuxtheband
Kamera: Jérémie Attard
Besetzung: Hafsia Herzi, Djanis Bouzyani, Anthony Bajon, Sylvie Verheyde, Jérémie Laheurte, Karim Ait M’Hand, Myriam Djeljeli
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