Bei ihrer Arbeit für die Kanzlei hat Ella Schön (Annette Frier) schon die unterschiedlichsten Fälle gehabt. Aber noch keinen wie diesen: Klara Kieper (Zora Müller), die Tochter von Ellas Freundin Christina (Julia Richter), drängt sie dazu, sich für ein Pferd einzusetzen, dem nach einer Verletzung die Schlachtung droht. Einfach ist das nicht, gilt ein Tier doch offiziell als Objekt ohne eigene Rechte. Während die Rechtsreferendarin noch nach einem Weg sucht, das Pferd zu retten, hat sie privat mit sich zu kämpfen. So geht ihr die Trennung von Jannis Zagorakis (Josef Heynert) nahe, während sie immer stärkere Gefühle für ihren Kung-Fu-Trainer Arndt Engler (Oliver Stein) entwickelt …
Der Anfang vom Ende
Alles hat einmal ein Ende, so auch Ella Schön: Rund vier Jahre, nachdem die ZDF-Filmreihe an den Start gegangen ist, soll Schluss sein mit den Geschichten der Rechtsreferendarin. Das ist recht schnell für eine Produktion der Sonntagabendschiene Herzkino, bei der es manche Reihen auf mehrere Dutzende Teile bringen. Ein Sommer am Gardasee war beispielsweise der mittlerweile 40. dieser Sommerfilme. Vor Schöns Abschied gibt es aber noch drei letzte Filme, in denen sie beweisen darf, warum sie jedes Mal mit ihren Alltagsgeschichten in dem kleinen Küstenort ein Millionenpublikum anzog. Mit Das Glück der Erde geht es los. Im Anschluss folgen noch im wöchentlichen Abstand Freischwimmer sowie Seitensprünge, der elfte und damit letzte Film der Reihe.
Das ist schon etwas schade, da die Reihe in der Schiene auf jeden Fall zu den besseren gehört. Im Gegensatz zu den anderen Filmen wird auf übertriebene Herzschmerzszenarien verzichtet, so auch bei Ella Schön: Das Glück der Erde. Gefühle spielen natürlich schon eine Rolle, gerade auch bei Ella und Christina, die mit ihren jeweiligen Liebesgeschichten hadern. Der zweite größere emotionale Punkt betrifft die Kinder, die sich auf einmal mit dem Tod eines geliebten Tieres auseinandersetzen müssen. Es ist aber auch schwer begreiflich zu machen, weshalb eine einfache Verletzung bedeuten soll, dass das Pferd getötet wird. Der Film zeigt an der Stelle auf, wie schwer es manchmal Erwachsenen fällt, sich in die Gedanken der Kinder einzufinden und auf Augenhöhe erklären zu können.
Nicht ambitioniert, aber gut gespielt
Wobei der Film auch nicht wirklich viel zu der Debatte beitragen will. Die grundsätzlich interessanten Gedanken zu Tierrechten finden nur am Rande statt. An deren Stelle tritt der Humor der Reihe. Regisseur Holger Haase (Freundschaft auf den zweiten Blick) setzt dabei auf die üblichen komischen Situationen, wenn die überkorrekte Titelheldin alles ganz rational zu erfassen versucht, selbst ihre eigenen Gefühle. Das ist keine besonders einfallsreiche Porträtierung eines Menschen, der Asperger-Autismus hat und deshalb immer ein bisschen anders ist. Aber es funktioniert doch gut genug. Außerdem muss man Ella Schön: Das Glück der Erde bzw. der gesamten Reihe zugutehalten, dass überhaupt eine Betroffene in den Mittelpunkt gestellt wird und nicht als Kuriosität am Rande vor sich hin vegetiert.
Das würde mit einer Annette Frier aber auch nicht funktionieren. Die Schauspielerin, die in tragischen Rollen (Leben über Kreuz) wie auch komischen (Merz gegen Merz) Jahr für Jahr ihre Klasse zeigt, ist Dreh- und Angelpunkt der Reihe. Sie findet selbst dann noch Nuancen, wenn das Drehbuch keine bereitstellt. Fürs Herzkino ist ihr Fortgang damit ein großer Verlust, ein Sendeplatz, der sonst nicht unbedingt mit Schauspielprominenz protzen kann. Andererseits wären ihr ambitioniertere Drehbücher zu wünschen als eines wie dieses hier. Ella Schön: Das Glück der Erde ist ein durchaus netter Film, mit dem man sich den Abend vertreiben kann, zumal auch wieder hübsche Bilder der Gegend locken. Die eine oder andere Szene ist auch recht witzig. Aber sehr viel mehr als die übliche Fernsehberieselung der öffentlich-rechtlichen Sender ist das nicht.
OT: „Ella Schön: Das Glück der Erde“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Holger Haase
Drehbuch: Elke Rössler
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Konstantin Kröning
Besetzung: Annette Frier, Julia Richter, Rainer Reiners, Josef Heynert, Oscar Brose, Zora Müller, Tanja Schleiff, Marc Ben Puch, Oliver Stein
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