In Wolke unterm Dach spielt Frederick Lau den jungen Familienvater Paul, der glücklich mit seiner Frau Julia (Hannah Herzsprung) und der gemeinsamen Lilly (Romy Schroeder) lebt. Doch dieses Glück nimmt eines Tages ein jähes Ende, als Julia unerwartet stirbt. Während Paul versucht, stark zu sein und möglichst gut weiter zu funktionieren, auch um Lilly wegen, beginnt diese mit ihrer Mutter zu sprechen. Denn eigentlich sei die gar nicht wirklich fort, sondern würde als Wolke auf dem Dachboden weiterleben. Zum Kinostart unterhalten wir uns mit Lau über die Beschäftigung mit dem Tod, tabuisierte Trauerarbeit und das Drehen mit Kindern.
Was hat dich an dem Film gereizt? Warum wolltest du bei Wolke unterm Dach mitmachen?
Ich war gerade mitten im Dreh von einer Komödie, als das Angebot kam. Das war für mich ein schönes Konträrprogramm, bei dem ich mal wieder etwas völlig anderes spüren darf. Dabei habe ich schon unterschätzt, was das bedeutet und was das mit dir macht, wenn du dich die ganze Zeit mit dem Tod beschäftigst. Es war eine sehr intensive Zeit und ich habe sehr gern mit dem Team gearbeitet, gerade mit meiner Filmtochter. Aber ich würde nicht sagen, dass es eine Freude war, diesen Film zu drehen. Er war schon eine größere Belastung für mich. Ich bin da vielleicht auch einfach jemand, den so etwas stärker beschäftigt.
Hast du dich denn mit dem Thema Tod vorher größer beschäftigt?
In meiner Familie war das schon Thema, weil ich meinen Vater verloren habe. Als er starb, konnte ich mich aber von ihm verabschieden, anders als bei meiner Figur Paul, der seine Frau sehr plötzlich verliert. Wenn du dich vorher verabschieden kannst, macht es das sicher einfacher. Trotzdem bleibt es natürlich ein schwieriges Thema, das dir auch deine eigene Sterblichkeit vor Augen führt.
Und wie sieht es nach dem Film aus. Hat Wolke unterm Dach deinen Blick darauf verändert?
Auf jeden Fall, das glaube ich schon. Ich glaube auch, dass ich anders reagiert hätte als Paul, der vieles erst noch zulassen muss, zum Beispiel dass seine Tochter mit der toten Mutter spricht. Es ist ganz wichtig, dass man diese Trauer zulässt. Aber auch, dass man sich Hilfe sucht oder Hilfe annimmt. Ich finde es richtig, wenn man über die eigenen Gefühle spricht und darüber, wie es dir geht. Trauer ist nichts Schlimmes. Das ist nichts, wofür du dich schämen musst. Wir sind nicht mehr 1960, wo du über so etwas nicht reden darfst. Bei meinen Eltern war es noch so, dass sie alles in sich hineingefressen haben.
Bei Wolke unterm Dach kommt hinzu, dass nicht nur deine Figur trauert. Er hat auch eine kleine Tochter, die plötzlich keine Mutter mehr hat. Wie bringt man Kindern den Tod bei?
Meine Kinder waren dabei, als ich mich von meinem Vater verabschiedet habe. Die haben das ziemlich gut verarbeitet, vielleicht auch weil sie noch so klein waren und deshalb damit aufgewachsen sind. Wir haben aber auch viel darüber geredet. Ich habe ihnen erklärt, dass ihr Opa krank ist. Und damit war es auch okay für sie. Klar haben sie sich dann eigene Gedanken gemacht und haben sich zum Beispiel Sorgen gemacht, dass sie uns verlieren können. Aber auch darüber kann man reden.
Und wie ist das, wenn man im Umfeld jemanden hat, der trauert. Wie geht man damit um? Wie kann man damit umgehen?
Es ist natürlich ganz wichtig, das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine sind und dass man für sie da ist. Gleichzeitig darf man sich nicht aufdrängen, sondern muss ihnen auch Ruhe und Zeit lassen, damit sie für sich selbst schauen können, wie es weitergeht. Da gilt es, die richtige Balance zu finden. Aber du musst ja auch nicht viel machen. Vielleicht mal einen Kuchen vor die Haustür stellen oder einen Brief schreiben. Einfach etwas tun, damit sie wirklich das Gefühl haben, dass jemand an sie denkt und sie sich nicht alleine fühlen.
Manche finden Trost in der Vorstellung, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Glaubst du selbst daran?
Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen! (lacht) Aber das lasse ich jetzt erst einmal auf mich zukommen.
Kommen wir zu deiner Figur Paul. Wie würdest du ihn beschreiben?
Er ist ein sehr sozialer Typ, der anderen Menschen hilft und Freundschaften pflegt. Er liebt seine Frau und seine Tochter und hat unglaublichen Spaß am Leben.
Was macht das mit ihm, als seine Frau stirbt?
Ich glaube, dass seine Frau nicht nur seine große Liebe war, sondern auch sein bester Freund. Er versteht es auch ganz lange nicht, dass sie weg ist. Das kann man in dem Moment wohl auch nicht verstehen. Er versucht dann für seine Tochter stark zu sein und übersieht dabei, dass er sich um seine eigenen Gefühle kümmern muss.
Diese Beziehung von Paul zu Lilly steht im Zentrum der Geschichte und damit auch deine Szenen mit Romy Schroeder, die deine Tochter spielt. Wie war diese Zusammenarbeit?
Das war absolut fantastisch! Für sie war das der erste Dreh und sie hat gleich so eine Rolle bekommen. Wir waren da total kuschelig und hatten eine wirklich schöne Zeit. Ich hab mich jeden Tag total auf sie gefreut. Meine eigene Tochter war da schon richtig eifersüchtig. (lacht)
Hilft es bei einem Film, wo es um die enge Beziehung zwischen Vater und Tochter geht, wenn man selbst Kinder hat?
Das glaube ich schon, ja. Als ich selbst noch nicht Vater war, bin ich ganz anders mit Kindern umgegangen. So etwas musst du erst einmal lernen. Bei mir war es zumindest so.
Hast du dich mit Romy dann auch über das Thema Tod unterhalten?
Ja, haben wir. Gleichzeitig war es aber auch wichtig, dass sich bei uns nicht alles immer nur um den Tod dreht. Wir mussten uns zwischendurch ablenken und etwas anderes tun. Sonst stehst du das nicht durch.
Konntest du das Thema, als ihr dann fertig wart mit dem Dreh, hinter dir lassen? Oder bleibt da etwas zurück?
Ich war schon froh, dass ich wieder zurück zu meiner Familie durfte und erst einmal mein altes Leben wieder hatte. Wir haben ja während der ersten Welle der Pandemie gedreht und durften während der Zeit unsere eigenen Familien nicht sehen. Das war schon ziemlich hart. Ich bin unheimlich dankbar, jeden Tag meine wunderbare Frau um mich zu haben und meine Kinder um mich zu haben. Ich war auch froh, dieses Thema erst einmal wieder aus meinem Kopf zu schaffen, weil das nichts ist, mit dem man sich die ganze Zeit beschäftigen müsste. Klar ist es wichtig, dass du dich damit auseinandersetzt. Aber dauernd darüber nachdenken will ich dann doch nicht.
Ganz allgemein: Was können wir von dem Film lernen?
Dass man Trauer zulässt und dass jeder auf seine eigene Weise trauert. Um jemanden zu trauern, heißt nicht schwach zu sein. Im Gegenteil: Es ist sehr menschlich.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Anzeige)