Wer sich den Lebenslauf von Jan Schmidt-Garre anschaut, der wird immer wieder ein großes Thema finden, das ihm ganz besonders am Herzen liegt: die Oper. So hat er im Laufe der Zeit immer wieder selbst welche inszeniert, sei es in seiner Heimat Deutschland oder in der Schweiz. Und auch wenn der studierte Regisseur und gelegentliche Hochschuldozent einen Film dreht, stehen die Chancen hoch, dass er sich der klassischen Musik widmet, sei es weil er Aufführungen in Filmform festhält oder er in Werken wie Belcanto – Die Tenöre der Schellackzeit oder Legato – The World of the Piano namhafte Künstler und Künstlerinnen porträtiert. Mit 360° Figaro schuf er vor einigen Jahren zudem eine 360°-Oper für Virtual Reality.
In Fuoco sacro – Suche nach dem heiligen Feuer des Gesangs wird es nun wieder traditioneller, wenn er abermals Menschen in den Mittelpunkt rückt, die in diesem Bereich tätig sind. Genauer begleitet er in seinem neuen Dokumentarfilm die drei Opernsängerinnen Ermonela Jaho, Barbara Hannigan und Asmik Grigorian. Die sind von ihrer Art her sehr unterschiedlich, kommen auch aus verschiedenen Kulturen: Albanien, Kanada und Litauen. Gemeinsam ist ihnen – und natürlich Schmidt-Garre – aber die Liebe zur Musik. Die Oper wird auf diese Weise zu einem verbindenden und grenzüberschreitenden Element. Gerade in Zeiten gewaltsamer Auseinandersetzungen und tiefer Gräben tut so etwas dann doch irgendwie ganz gut, Gemeinsamkeiten zu betonen.
Zwischen Technik und Gefühl
Gleichzeitig betont der Film aber, wie unterschiedlich sie sich auf ein und dieselbe Arbeit vorbereiten. Mal geht es um die passende Technik, womit der körperliche Aspekt in den Vordergrund rückt. An einer anderen Stelle geht es um das intuitive Verständnis der Rolle und der Geschichte: Nur wer selbst fühlt, was in den Figuren vor sich geht, kann zu dieser werden. Die drei Sängerinnen geben hierbei Einblicke in ihre Welt hinter der Bühne und welchen Wegen sie folgen. Fuoco sacro wird an diesen Stellen zu einer Dokumentation, die ganz grundsätzliche Fragen zu künstlerischem Arbeiten stellt. Das macht sie in diesen Passagen auch für ein Publikum interessant, das mit Opernmusik eher weniger anzufangen weiß.
Dennoch, Fuoco sacro richtet sich ganz eindeutig an Zuschauer und Zuschauerinnen, welche die Leidenschaft des Regisseurs und der drei Protagonistinnen teilen und ohnehin in dieser Welt unterwegs sind. Der Rest wird vermutlich nicht einmal etwas mit den Namen der Sängerinnen anfangen können – was bei biografisch ausgerichteten Dokumentationen schwierig ist. Für Fans hält Jan Schmidt-Garre dann auch immer wieder Aufnahmen von Konzerten und Auftritten bereit, welche die Interviewszenen für eine Weile unterbrechen. Das Theoretische und das Praktische kommen auf diese Weise zusammen. Außerdem kommt das Publikum in den anderthalb Stunden gut rum, wenn der Film an den verschiedensten Opernhäusern Halt macht und so zu einer keinen musikalischen Weltreise einlädt.
OT: „Fuoco sacro“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jan Schmidt-Garre
Kamera: Thomas Bresinsky
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