Schlimmer hätte es nicht sein können: Gerade als die beiden Männer durch das australische Outback fahren, kommt es zu einer Panne, mitten im staubtrockenen und ausgestorbenen Nirgendwo. Doch der ungeplante Zwischenhalt hat auch etwas Gutes, entdecken sie dabei doch einen gewaltigen Goldklumpen, der sie steinreich machen würde. Tatsächlich ist er so groß, dass sie ihn mit denen ihnen zur Verfügung stehenden Werkzeugen gar nicht abbauen können. Und so beschließt der Fahrer (Anthony Hayes) noch einmal loszuziehen, um die benötigte Ausrüstung zu holen. Der zweite Mann (Zac Efron) bleibt solange dort, ausgestattet mit etwas Wasser und einem Telefon, und soll über den Schatz wachen. Doch das wird zunehmend schwieriger, die Wartezeit wird immer länger. Und dann taucht auf einmal auch noch eine unheimliche Frau (Susie Porter) auf …
Ein Frauenschwarm auf Abwegen
Es ist doch immer wieder interessant, wenn Schauspieler und Schauspielerinnen, die in erster Linie ihres Aussehens wegen bekannt geworden sind, sich von diesem Image lösen und andere Seiten von sich zeigen wollen. Robert Pattinson und Kirsten Stewart gelang es auf diese Weise tatsächlich, sich von Twilight zu emanzipieren und im Arthouse-Indie-Bereich zu etablieren. Ganz so weit ist Zac Efron zwar noch nicht. Aber auch ihm ist anzumerken, dass er kein Interesse mehr an seiner mit High School Musical gestarteten Schmacht-Popularität hat. Selbst seine Phase derber Komödien (Bad Neighbors, Dirty Grandpa) scheint er hinter sich lassen zu wollen. So nutzte er in Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile sein vorteilhaftes Äußeres, um das Grauen des berüchtigten Serienmörder Ted Bundy zu verdeutlichen. Nun geht er in Gold – Im Rausch der Gier noch einen Schritt weiter.
Dabei ist seine Figur hier kein außergewöhnlicher Psychopath. Vielmehr handelt es sich um einen Mann, der so alltäglich ist, dass er in den Credits nicht einmal einen eigenen Namen bekommt. Dieser Bruch mit den Konventionen ist natürlich keine neue Erfindung. Tatsächlich starten mit den zwei Dramen Vortex und Der Mann, der die Welt aß zwei Filme parallel zur Veröffentlichung von Gold – Im Rausch der Gier im Kino, bei denen ebenfalls die Hauptfiguren anonym bleiben. Die Idee dahinter ist einfach: Die Filme wollen damit verdeutlichen, dass die Protagonisten und Protagonistinnen keine Einzelschicksale darstellen, sondern vielmehr stellvertretend für universelle Themen und die Welt stehen. Was hier passiert, so wird jedes Mal impliziert, kann überall und bei jedem passieren. Trotz aller Individualität, die man im Einzelnen haben mag, vieles ist allgemeingültig.
Überlebenskampf in einer düsteren Zukunft
Während man sich bei den obigen Beispielen noch darüber streiten kann, ob das jetzt gut oder schlecht ist, da ist bei Gold – Im Rausch der Gier die Sachlage klar – der deutsche Untertitel verrät es bereits. Anthony Hayes (Cargo), der Regie führte, gemeinsam mit seiner Ehefrau Polly Smyth das Drehbuch schrieb und eine der Hauptrollen übernommen hat, scheint keine besonders hohe Meinung von der Menschheit zu haben. Zum Teil mag dies auch an den Umständen liegen: Der Film beschreibt eine düstere Zukunftsvision, in der Ressourcen wie Wasser knapp geworden ist. Und wie das nun einmal so ist, wenn die Menschen mit schwierigen Situationen konfrontiert werden, da kommen nicht unbedingt die positivsten Eigenschaften ans Tageslicht. Wer ums Überleben kämpft, für den wird das schnell zu einem Luxus, ein guter Mensch zu sein.
Hayes vermeidet es dann auch, zu sehr mit dem moralischen Zeigefinger herumzuwedeln. Ihm reicht es, die Folgen einer auf Selbstnutz ausgerichteten Gesellschaft zu zeigen, bei der im Zweifel alles erlaubt ist, was einem nützt. Die Figuren sind nicht zwangsläufig böse. Sie interessieren sich nur nicht füreinander. Die Hauptfigur ist ohnehin in erster Linie damit beschäftigt, in der feindlichen Natur überleben zu wollen. Da braucht es keine anderen Menschen, um konstant in Lebensgefahr zu schweben. Gold – Im Rausch der Gier erinnert hier an die vielen anderen Survival-Thriller der letzten Jahre, etwa Arctic. Nur dass hier eben das ewige Eis durch eine trockene, tödliche Wüste ersetzt wurde.
Intensiv gespieltes, existenzielles Drama
Die sieht dafür sehr schön aus, zumindest aus der sicheren Entfernung. Gemeinsam mit seinem Kameramann Ross Giardina hat Hayes einige faszinierende, zum Teil surreal anmutende Aufnahmen aus der Einöde mitgebracht. Weniger überzeugend ist die Musik, die wie so oft ein bisschen aufdringlich und dramatisch geraten ist, was den Eindruck zunichtemachte, in der Wildnis verloren zu sein. Dafür zeigt Efron in Gold – Im Rausch der Gier, dass er tatsächlich mehr sein kann als der Schönling mit der Fönfrisur. Seine Attraktivität ist unter dem Dreck und Blut nur noch zu erahnen, während seine Figur und sein Menschsein mehr und mehr verschwinden. Umgeben vom Nichts, untermalt von dem Geheul der Hunde, wird aus diesem Überlebenskampf ein zwar nicht originelles, dafür aber intensiv dargestelltes existenzielles Drama.
OT: „Gold“
Land: Australien
Jahr: 2022
Regie: Anthony Hayes
Drehbuch: Anthony Hayes, Polly Smyth
Musik: Antony Partos
Kamera: Ross Giardina
Besetzung: Zac Efron, Susie Porter, Anthony Hayes
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