Seit 14 Jahren schon sind Tom (Joel McHale) und Janet (Kerry Bishé) miteinander verheiratet. Doch noch immer sind sie verliebt wie am ersten Tag und können nicht die Finger voneinander lassen – sehr zum Ärger ihrer Freunde und Freundinnen, die das einfach nicht mehr ertragen können. Damit scheinen sie nicht die einzigen zu sein: Eines Tages taucht ein mysteriöser Mann (Stephen Root) bei ihnen auf und sagt ihnen, ihre große Liebe sei das Ergebnis eines Defektes, der behoben werden muss. Doch die zwei können nicht einfach tatenlos zusehen, wie ihre Ehe zerstört wird, und greifen daher zu drastischen Mitteln. Und als wäre das nicht schon Aufregung genug, steht ein Wochenende mit dem Rest des Freundeskreises an, das sehr schnell sehr böse eskaliert …
Ein Film abseits der Genregrenzen
Happily – Glück in der Ehe, Pech beim Mord ist einer dieser Filme, bei denen man im Anschluss gar nicht so genau sagen kann, was das eben gewesen ist. Tatsächlich ist schon die Einteilung in ein Genre nicht wirklich einfach. Worauf sich alle werden einigen können, ist die Einteilung ins Komödienfach. Denn Witze oder witzige Situationen gibt es, mehr als genug. Das Szenario selbst dreht sich zu einem großen Teil um das Thema Liebe, ohne dass daraus jedoch eine Liebeskomödie wurde. Hinzu kommt natürlich der bereits im deutschen Titel angekündigte Mord, was den Film immer mal wieder in Richtung Thriller wandern lässt. Aber auch Mystery stimmt natürlich. Schließlich ist das Auftauchen des Mannes ein großes Rätsel, das gelöst werden muss – für das Paar wie auch das Publikum daheim.
Eines vorweg: Wer unbedingt eine solche Auflösung braucht, der sollte sich das mit Happily gut überlegen. Regisseur und Drehbuchautor BenDavid Grabinski hat zwar sichtlich Spaß daran, seine Figuren mit seltsamen Vorkommnissen auf die Folter zu spannen. Mit einer richtigen Aussage ist das jedoch nicht verbunden, der Filmemacher hat daran schlichtweg kein Interesse. Aber auch die Männer und Frauen, die er ein Wochenende lang in ein Luxushaus gesperrt hat, scheinen zum Ende hin die Lust verloren zu haben, noch weitere Fragen zu stellen. Das ist einerseits verständlich, nach diversen Erfahrungen, die sie innerhalb kürzester Zeit machen müssen, ist dann irgendwann einfach genug. Man lässt dann so einiges ungefragt über sich ergehen. Aber es kann eben auch frustrierend sein für ein Publikum, das auf Fragen Antworten haben möchte.
Absurder Krieg der Liebe
Dafür hat Happily, welches auf dem Tribeca Film Festival 2020 hätte Weltpremiere haben sollen, anderweitig eine Menge zu bieten. So demonstriert Grabinski wieder und wieder seine Vorliebe für einen schwarzen, teils recht bissigen Humor. Dabei lauern die Abgründe oft nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche. In dem Film haben sie alle irgendwelche Macken, fallen sich immer mal wieder in den Rücken – sofern sie sich nicht offen bekriegen. Tatsächlich darf man die Aussage, es handele sich hier um einen Freundeskreis ziemlich in Frage stellen. Und auch innerhalb der Beziehungen liegt da einiges im Argen, von Tom und Janet einmal abgesehen. Die Ablehnung der beiden durch alle anderen dürfte dann auch maßgeblich darauf zurückgehen, dass die anderen Partnerschaften kurz vorm Zusammenbruch stehen. Da kann man ein solches Traumpaar, das die eigenen Mängel deutlich macht, wirklich nicht gebrauchen.
Dass ausgerechnet diese eine funktionierende Ehe, bei der weit und breit kein Streit zu sehen ist, das Ergebnis eines Defekts sein soll, das ist natürlich schon eine ziemlich gemeine und zynische Aussage. Eine, die genüsslich das Konzept von Partnerschaften dekonstruiert. Zusammen mit einigen satirischen Elementen und natürlich den absurden Situationen, die sich Grabinski ausgedacht hat, kommt da schon einiges zusammen, mit dem man sich die anderthalb Stunden füllen kann. Das bestens aufgelegte Ensemble, welches sich auch für weniger schmeichelhafte Szenen nicht zu schade ist, trägt ebenfalls zu einem gesteigerten Vergnügen bei. Dennoch, so ganz klappt das mit der Landung nicht. Happily baut hier mehr auf, als am Ende wirklich genutzt wird. Irgendwo in dem guten Film hätte noch deutlich mehr gesteckt, auch wenn nicht ganz klar ist, wie dieses mehr hätte aussehen müssen.
OT: „Happily“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: BenDavid Grabinski
Drehbuch: BenDavid Grabinski
Musik: Joseph Trapanese
Kamera: Adam Bricker
Besetzung: Joel McHale, Kerry Bishé, Stephen Root, Natalie Zea, Paul Scheer, Natalie Morales, Jon Daly, Kirby Howell-Baptiste, Charlyne Yi, Breckin Meyer, Shannon Woodward, Brea Grant, Al Madrigal
Tribeca Film Festival 2020
Tribeca Film Festival 2021
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