Eigentlich ist der Fall klar: Wolfgang Löhns (Burghart Klaußner) hat seine Tochter Kathrin (Mareike Beykirch) erschossen, weil er sie für einen Einbrecher hielt. Eine furchtbare Tragödie ohne näheren Klärungsbedarf – so scheint es. Kommissarin Ellen Lucas (Ulrike Kriener) ist jedoch skeptisch, denn irgendwie stimmen da viele Details nicht so recht. Hinzu kommt, dass der Verdächtige offensichtlich nicht mehr ganz Herr über seine geistigen Kräfte ist. Haben dann vielleicht seine Söhne Johannes (Maximilian Brückner) und Markus (Johannes Klaußner) etwas mit der Sache zu tun? Schließlich hat Wolfgang Löhns Goldschätze im Wert von mehreren Hunderttausend Euro, von denen aber niemand sagen kann, wo sie sind …
Zwischen Vergangenheit und Aufbruch
Seit dem Start im Jahr 2003 ist Kommissarin Lucas zu einer echten Institution geworden. Zwar ist die Zahl der jährlichen Filme überschaubar, es kommen gerade mal ein bis hinzu – da sind andere Krimireihen deutlich produktiver. Dafür ist die ZDF-Reihe recht konstant, mehr als dreißig Mal hat die Titelheldin inzwischen ermittelt. Letztes Jahr wurde die Kontinuität dafür anderweitig durchbrochen: Statt wie bisher in Regensburg wurde in Nürnberg die gleichnamige bayerische Stadt zum Schauplatz gekürt. Das ist sie auch in Goldrausch, der 32. Teil des Dauerbrenners, weshalb von Lucas einmal abgesehen niemand von der alten Garde mehr dabei ist. Für Fans mag das traurig sein. Neulinge dürfen hingegen direkt einsteigen, ohne das Gefühl zu haben, alte Geschichten aufarbeiten zu müssen.
Wobei es diese hier natürlich auch gibt. Sie beziehen sich in Kommissarin Lucas: Goldrausch jedoch auf Familie Löhns, die im Mittelpunkt des Falls steht. Die Ausgangssituation ist ganz interessant. Ein Mann, der behauptet, seine eigene Tochter getötet zu haben, sich dabei aber nicht wirklich erinnern kann? Da ahnt man als erfahrene Zuschauer und Zuschauerinnen doch gleich, dass da irgendwas nicht stimmen kann. Das verleiht dem Film auch einen gewissen Reiz. Meistens ist es so, dass die Verantwortlichen in Krimis versuchen, möglichst alle Schuld von sich zu weisen und ganz unverdächtig zu wirken. Jemand, der sich selbst verdächtigt macht, obwohl er es mutmaßlich nicht war, das hat Seltenheitswert. Zumal das die Frage provoziert: Warum sollte jemand das tun?
Zu viel versucht
Auch das thematische Umfeld der Verschwörungstheorie ist recht dankbar, wenn sich herausstellt, dass Papa Wolfgang obskuren Verschwörungstheorien folgt – daher auch der Goldschatz. Nur artet das Ganze mit der Zeit immer mehr aus, Drehbuchautor Christoph Busche (Tatort: Rettung so nah) kann sich offensichtlich nicht ganz entscheiden, wovon sein Film denn nun handeln soll. Immer wieder schwankt er zwischen verschiedenen Themen, bauscht dabei auch das eine oder andere mal auf. Gleichzeitig ist Kommissarin Lucas: Goldrausch zumindest als Krimi recht beschränkt, da eben der Fokus so stark auf der Familie liegt. Ein bisschen wird zwar noch drumherum versucht etwas aufzubauen, um das Publikum auf eine falsche Fährte zu locken. Aber das geschieht nicht konsequent genug.
Den stärksten Eindruck hinterlässt der Film noch als Familiendrama, wenn mit der Zeit deutlich wird, wie viel bei dieser im Laufe der Jahre kaputt gegangen ist. Der mentale Abbau des Oberhaupts inklusive paranoider Goldkäufe ist dabei nur ein Problem unter vielen. Kommissarin Lucas: Goldrausch beschreibt Leute, die sich über Jahre hinweg gegenseitig so schwer zugesetzt haben, dass ein normales Verhältnis schon nicht mehr möglich ist. Leider wird aber auch in der Hinsicht zu dick aufgetragen, weshalb man der Geschichte vieles nicht so recht abkaufen mag. Die Ansätze für einen interessanten Fall waren sicher da. Trotz zwischenzeitlich spannender Momente überzeugt das in der Summe aber nicht, irrt geschäftig durch die Gegend, ohne viel draus zu machen.
OT: „Kommissarin Lucas: Goldrausch“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Uwe Janson
Drehbuch: Christoph Busche
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Birgit Bebe Dierken
Besetzung: Ulrike Kriener, Claudia Kottal, Sebastian Schwarz, Burghart Klaußner, Maximilian Brückner, Johannes Klaußner, Amelie Kiefer, Felix Everding
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