Die Nacht kann etwas Beruhigendes für die Menschen sein, wenn sie dann den ersehnten Schlaf finden. Gleichzeitig ist die Nacht aber auch die Zeit der Horrorgeschichten und der tiefen Sehnsüchte. Bei Night ist es gar nicht so leicht zu sagen, was überwiegt, das Bedrohliche oder das Tröstliche. Zunächst dominiert das Erstere, wenn wir uns durch eine zerstörte Stadt bewegen. Die Häuser liegen in Trümmern, überall liegen Objekte herum, wie zur Erinnerung an eine Zeit, als hier noch Leben war. Menschen sind kaum anzutreffen, wobei offen bleibt, ob sie sich nur der Nacht wegen zurückgezogen haben oder ob sie die Gegend verlassen haben. Denn was sollte man an einem derart verwüsteten Ort noch wollen? Eine Frau ist zumindest noch da, sucht nach dem Kind, das in dem Chaos verloren gegangen ist.
Allgemein erzeugt der Stop-Motion-Kurzfilm das Gefühl von Verlust und Melancholie, lässt uns suchen nach Halt und Antworten. Eine übergroße Gestalt ragt dabei in den Nachthimmel hinauf, der Schlaf, der die Menschen umsorgt und doch nicht greifbar ist. Night, das beim Filmfest Dresden 2022 als bester nationaler Animationsfilm ausgezeichnet wurde, verzichtet dabei über weite Strecken auf Worte. Regisseur und Drehbuchautor Ahmad Saleh (Ayny – My Second Eye) verlässt sich lieber auf die Atmosphäre, die er mit minimalen Mitteln zu erzeugen versteht. Sein Werk ist dabei märchenhaft und poetisch, gleichzeitig aber auch tieftraurig, wenn er keinen Zweifel daran lässt, was Krieg und Gewalt bedeuten. Er zeigt die Einsamkeit und die Sehnsucht, zwingt zu einer Konfrontation und hilft doch dabei dieser zu entfliehen.
OT: „Layl“
Land: Deutschland, Jordanien, Katar, Palästina
Jahr: 2021
Regie: Ahmad Saleh
Drehbuch: Ahmad Saleh
Musik: Suad Bushnaq
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