Nach der Beerdigung seines Adoptiv-Großvaters macht Otto (beide Otto Waalkes) sich auf den Weg von Ostfriesland nach Hamburg, um Leichtmatrose zu werden. Schließlich war der alte Mann einmal Kapitän der Queen Henry. Leider fällt der motivierte Freigeist durch die Prüfung, allerdings kann er sich als Mitglied einer Frauenband verkleidet doch noch an Bord ebenjenes Schiffes schleichen. Dort trifft er nicht nur die umwerfende Sonja (Eva Hassmann), sondern wird von Interpol fälschlicherweise für einen Terroristen gehalten, während die echte Gefahr vorerst unerkannt bleibt …
Späte Rückkehr des Blödelbarden
Erschienen die ersten vier Otto-Filme innerhalb von sieben Jahren, ließ der fünfte und letzte gute acht Jahre auf sich warten. Während Otto – Der neue Film von Stress geprägt zu sein schien, war Otto – Der Liebesfilm zwar ebenso wie dessen Vorgänger Otto – Der Außerfriesische ziemlich entspannt, zeigte im Gegensatz zu diesem aber deutliche Ermüdungserscheinungen. Eine gute Gelegenheit also für eine kreative Pause, wobei das nicht der einzige Grund für die Auszeit gewesen sein dürfte. Der Hype um Otto Waalkes hatte seinen Zenit schließlich bereits hinter sich gelassen hatte und der Markt war zu jenem Zeitpunkt in dieser Hinsicht schlicht übersättigt.
Während der Titel Otto – Der Katastrofenfilm einige besonders geistreiche Köpfe dazu einladen mag, den Film selbst als „Katastrofe“ zu bezeichnen, um allen zu beweisen wie viel witziger und origineller sie als Otto sind, lässt sich hier leicht übersehen, dass die falsche Schreibweise durchaus eine Art kleiner Metajoke sein könnte. Heute ist es vielleicht unvorstellbar, aber „Katastrofe“ war in den 1990er-Jahren im Zuge der geplanten Rechtschreibreform ernsthaft als korrekte Version des Wortes im Gespräch. Zugegeben kann es sich bei der Namensgebung schlicht um eine Blödelei ohne weitere Bedeutung handeln, die nicht einmal so weit ging, Katastrofenphilm daraus zu machen, andererseits setzt der Streifen sich, gewollt oder ungewollt, durchaus mit der Verbindung von „alt“ und „neu“ auseinander. Da ist es nur passend, dass er um die Jahrtausendwende herum erschien.
Altbacken im besten Sinn
Bereits im Vorgänger Otto – Der Liebesfilm kokettierte der ostfriesische Komiker mit modernen Gimmicks, wenn Liebesgott Amor Videospiele seiner eigentlichen Berufung vorzieht. Während das dort in die Story miteingearbeitet war, findet sich das Moderne in Otto – Der Katastrofenfilm eher in der Machart. Viele Szenen mit der Queen Henry oder auch dem Pinguinkameraden Max wurden mithilfe von CGI realisiert, welches überwiegend nicht gut gealtert ist, obwohl einige Shots für einen deutschen Film durchaus noch etwas hergeben. Selbst seinerzeit sahen die visuellen Effekte hier und da ein wenig unsauber aus. Das größere Problem an dem ambitionierten Unterfangen ist jedoch, dass so ein oppulentes Beiwerk für eine Komödie eigentlich overkill ist. Teilweise lenkt die Optik dann auch von den Witzen innerhalb der jeweiligen Szene ab, was kaum im Sinne des Erfinders gewesen sein kann.
Andererseits ist Otto – Der Katastrofenfilm aber auch erfreulich altbacken, im besten Sinne des Wortes. Wer sich die Pentalogie länger nicht mehr zu Gemüte geführt hat, der würde bei einer Befragung wahrscheinlich guten Gewissens zu Protokoll geben, dass die Begrüßungsszene am Bahnhof aus Otto – Der Außerfriesische stammt, wie auch überhaupt viele der in Ottos Heimat spielenden Szenen an den dritten Teil und dessen Unbeschwertheit erinnern. Im Außerfriesischen hält Otto seinen Mitbürgern eine Predigt übers Recyceln, und Recycling ist auch einer der Grundpfeiler der Otto-Filme. So gibt es im Katastrofenfilm erneut Ottos an die Bibel angelehnte Entstehungsgeschichte wie auch sonst mehrere wiederverwendete, altbekannte Gags, von denen einige wahrlich nicht mehr zünden wollen, die Mehrheit aber immer noch zu unterhalten weiß.
Parodien des Zeitgeists
Ob die Schreibweise des Titels nun dazugehört oder nicht, im Katastrofenfilm frönt Otto wieder seiner Parodielust. Während Forrest Gump und Titanic die offensichtlichsten Opfer davon sein mögen, welche ebenso wie ein Eklat der Band Tic Tac Toe auf einer Pressekonferenz zeitlich in den 1990er-Jahren zu verorten sind, stand hier für Kenner ebenfalls der Katastrophenfilm 18 Stunden bis zur Ewigkeit (1974) Pate. Warum Otto hier die Regie allerdings erstmals abgab ist fraglich, noch unverständlicher jedoch ist es, wieso sie Edzard Onneken anvertraut wurde, welcher zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich dafür bekannt war, Folgen von Gute Zeiten, Schlechte Zeiten inszeniert zu haben, falls das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt bemüht werden darf. In den Händen eines routinierten Kinoregisseurs wäre die Balance zwischen alt und neu, zwischen Witz und Optik vermutlich besser gelungen.
OT: „Otto – Der Katastrofenfilm“
Land: Deutschland
Jahr: 2000
Regie: Edzard Onneken
Drehbuch: Bernd Eilert, Michel Bergmann, Otto Waalkes
Musik: Darius Zahir
Kamera: Hagen Bogdanski
Besetzung: Otto Waalkes, Reiner Schöne, Eva Hassmann, Steffen Münster, Michael Schweighöfer, Wotan Wilke Möhring, Ben Becker
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)