Champagner begleitet die Adelshäuser und die Freunde des Genusses schon jahrhundertelang, bis zum heutigen Tag. Wie hat der edle Tropfen jedoch eine so hohe Bedeutung erlangt, dass heutzutage an die 350 Millionen Flaschen jedes Jahr produziert werden? Dies hat sich auch der britischen Dokumentarfilmer Frank Mannion gefragt, die er nun mit seinem neusten Werk Prickelnd – Die Geschichte des Champagners beantworten will. Ganz zur Freude der Weinhäuser, die so auf sich aufmerksam machen können, ist damit ein Film entstanden, bei dem es vordergründig um die Vermarktung des Luxusguts geht. Mit einem flüchtigen Blick in die Vergangenheit verfeinert, befasst sich Mannion jedoch nur bedingt mit der Geschichte. Vielmehr geht es um die Bedeutung des eleganten Gebräus in der Gegenwart.
Steigende Bedeutung
Die Liste an Berühmtheiten mit Champagnerflaschen in der Hand wird von Jahr zu Jahr größer. Mannion hält dabei gelungen den Wandel der Zeit fest, wenn zwischen einerseits Königen und Politikern sowie andererseits Rappern und Filmschaffenden hin- und hergesprungen wird. Dabei ist dies längst keine Überraschung mehr, dass man mit dem ursprünglichen Getränk des Adels das eigene Image ordentlich aufpolieren kann und um das Bild von Eleganz in die Welt zu tragen. Sting, Brad Pitt, John Malkovich oder Jay-Z, sind hierbei schließlich nur einige Beispiele, die entweder Marken oder selbst ein eigenes Weingut besitzen. Was sie alle eint: Sie lehren uns, welche Bedeutung der Schaumwein heutzutage einnimmt. Tendenz steigend, wirft man nur einmal einen Blick auf den Umstand, dass immer mehr Stars auf diesen Zug aufspringen.
Besonders bei den Partnerschaften, die Champagner-Produzenten eingehen, zeigt sich dies auf anschauliche Weise. Champagne Bollinger beispielsweise ist ein fester Bestandteil von James Bond geworden, Pol Roger hält mit Wimbledon eine enge Freundschaft und Cattier konnte sich mit Jay-Z profilieren. Dieser Fokus auf die Gegenwartsbedeutung kommt dabei sehr gut zum tragen und zeigt, dass der Champagner heutzutage schon gar nicht mehr wegzudenken ist, selbst im Filmmedium oder bei exzentrischen Musikvideos. Gerade im Punkt Champagner im Film geht Mannion jedoch nicht tief in die Materie, obgleich sich dieses Thema aus kultureller Sicht wohl als sehr interessant herausstellen würde.
Kulturell einzigartig
Doch was macht den Champagner eigentlich so besonders, könnte man sich jetzt fragen. Im Vergleich mit zum Beispiel einem schweren Rotwein zeigen sich die Unterschiede relativ zügig – dies ist auch die größte Stärke der britischen Dokumentation. Das Besondere liegt in der Anpassungsfähigkeit des Schaumweines, die Mannion sehr gelungen festhält. Egal ob auf Filmfestspielen wie in Cannes oder bei den Oscars, Aftershowpartys, Siegerehrungen, königlichen Banketten oder Sportfestivals, das Luxusgut fühlt sich überall zu Hause. Es ist ein echtes Lebensgefühl, erfahren wir. Die Genuss-Dokumentation erweckt aus dem Grund fast schon ein wenig den Eindruck, dass es gar nicht so sehr um die historische Nachzeichnung des Schaumweins geht, sondern vielmehr darum dem Zuschauer Honig oder eben Champagner um das Maul zu schmieren, wobei dies nicht einmal negativ gemeint ist. Letzten Endes ist es ja genau das, was zählt: die Begeisterung des Zuschauers wecken.
Eine Erklärung, inwiefern sich Champagner noch einmal von anderen Schaumweinen unterscheidet oder beispielsweise einen Exkurs zu den Parker-Punkten, mit denen Weine bewertet werden, sucht man allerdings vergebens. Die größte Schwäche, die Prickelnd aufweist, liegt daher in der mangelnden „Ausgewogenheit“, da fast ausschließlich die großen Bosse der Champagner-Imperien zur Sprache kommen. Unabhängige Experten oder Historiker kommen somit ein Stück weit zu kurz. Mannion gleicht damit einem Influencer, da verstärkt auf Hochglanzbilder gesetzt wird und die Vermittlung von Wissen doch eher untergeht.
Strukturlos
In der Gesamtheit hätte Mannions Werk zudem etwas mehr Struktur verdient, da ständig hin- und hergesprungen wird. Geht es beispielsweise um die Entdeckung des Gärungsverfahrens, so wird nicht viel später die aufstrebende Konkurrenz in den USA oder Großbritannien unter die Lupe genommen. Und wenn es mal um die kulturelle Entwicklung in 1950er Jahre geht, so folgt hier wiederum ein Sprung in das 17. und 18. Jahrhundert und die Streitfrage, ob Don Pérignon nun tatsächlich der Erfinder des Champagner ist. Dies ist nicht nur anstrengend mitanzusehen, sondern erweist sich auch als ziemlich unnötig, gerade weil Mannions Werk durchaus seine Stärken hat, diese aber nicht elegant genug ausspielt. Vor dem Hintergrund wäre es sinnvoller gewesen, Mannion hätte diese Stärken noch weiter ausgebaut. Am Ende gibt es jedoch einen Lichtblick, da die Dokumentation mit „Fortsetzung folgt“ endet und es scheinbar noch sehr viel mehr über das luxuriöse Gebräu zu erzählen gibt. Na dann Prost.
OT: „Sparkling: The Story of Champagne“
Land: UK
Jahr: 2021
Regisseur: Frank Mannion
Drehbuch: Frank Mannion
Musik: James Jones
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