River
© Film Kino Text

River

River
„River“ // Deutschland-Start: 21. April 2022 (Kino) // 23. September 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Flüsse bestimmen seit Jahrtausenden das Leben auf der Erde. Seit wir gelernt haben, die Kraft des Wassers nutzbar zu machen, stellt sich jedoch die große Frage: Haben wir vergessen sie zu ehren? Diese Frage beschäftigte auch Jennifer Peedon (Solo, Mountain), die in ihrem neuesten Werk River dokumentarisch aufgearbeitet wird. Aufgeteilt in drei Kapitel, wird so die generelle Bedeutsamkeit, der Fußabdruck des Menschen und die Schönheit der „Arterien des Planeten“ portraitiert. Audiovisuell fantastisch festgehalten, wird die Naturdokumentation von Willem Dafoes dichterischen Kommentaren aus dem Off begleitet. Auf Fakten, zum Beispiel wann sich der erste Fluss gebildet hat, wird jedoch verzichtet. In River geht es vielmehr um filmische Poesie.

Universell

Ästhetische Naturaufnahmen und herrliche orchestrale Klänge lassen in den ersten Minuten jegliche Sorgen vergessen. Jeder Frame gleicht hier einem Gemälde und man wird einmal mehr daran erinnert, zu welcher imposanten Schönheit das Medium Film fähig ist. Weniger eine Dokumentation, fühlt man sich in ein durch und durch ästhetisches Naturportrait hineinversetzt. Eine herrliche Wohltat, wenn man bedenkt, dass viele Naturdokumentationen Missstände aufzeigen wollen und gegen das desaströse Verhalten des Menschen appellieren. Wir werden im Laufe des Films jedoch noch eines Besseren belehrt. Im ersten Drittel steht jedoch die Schönheit der Natur im Mittelpunkt, wobei Peedon uns zu Gletschern, Eishöhlen, Wasserfällen und in schneeverzierte Wälder entführt. Das Besondere dabei: Ortsangaben und Flussnamen sucht man vergebens. Die Dokumentation sieht sich vielmehr überall zu Hause, unabhängig von Land und Kontinent.

Dominierende Melancholie

Im Laufe des Films muss die Schönheit jedoch weichen, denn auch River begreift sich als Film, der Missstände aufzeigen will. Das darauffolgende zweite Kapitel widmet sich daher verdreckten Flüssen, Berge voller Müll und den immensen Verbrauch von Wasser in der Landwirtschaft, wodurch immer größere globale Probleme entstehen. Die spirituelle Kraft, die Rivers bis zur Hälfte mitbringt, wird unter der überwiegenden Melancholie somit begraben, die einst noch fühlbare Wohltat wird im Keim erstickt. Peedons Dokumentation stellt sich, wie anfangs erwartet, nicht als Feelgood-Produktion zum Abschalten heraus.

„Wir haben aufgehört zum Fluss zu gehen, jetzt bringen wir den Fluss zu uns.“

Der Kontrollwahn der Menschen, jegliches Wasser nutzbar zu machen, wird so zum eigentlichen Thema der Dokumentation. Als ehemaliger Träger von Poesie, Religion, Geschichten und Kultur, werden den Flüssen heutzutage ihre Kraft geraubt. Dass es nach Angaben der Regisseurin heutzutage kaum noch einen Fluss gibt, der nicht kanalisiert, eingedämmt oder umgeleitet wird, verdeutlicht den menschlichen Kontrollwahn auf anschaulichste Weise. An Kritik in Hinblick auf Wasserkraftwerke, die ganze Landstriche vernichten, sowie dem generell katastrophalen Umgang mit Flüssen, mangelt es daher nicht. In Kombination mit dem Blick in die Vergangenheit, als die Menschen Flüsse noch verehrten, ergibt sich so ein sehr gelungener holistischer Blick. Die kulturelle Bedeutung wird hierbei besonders anschaulich umrissen und kann durch poetische Kommentare wie zum Beispiel: „Die Götter wurden so zu Untertanen“, ihre volle Wirkung entfalten. In der Gesamtheit erhält River somit einen gleichermaßen spirituellen und belehrenden Touch.

Bildgewalten

Trotz der anhaltenden Melancholie hält die Naturdokumentation bildgewaltige Szenen fest, die sowohl Zeitraffer als auch grandiose Plansequenzen umfassen. Eine einmütige Drohnenfahrt über gigantische Gletscher wird so zum absoluten Highlight. Ignoriert man einmal die Missstände, die Peedon aufzeigt, so fühlt man sich aufgrund dessen schon fast in einer Verfilmung des orchestralen Klassikers Die Moldau von Bedřich Smetana. Während leise dahin plätschernde Flüsse mit dezenten Klängen unterlegt werden, so erhalten tobende Wassermassen, die den Abgrund hinabtosen, rasende und imposante Musikstücke. Durch die Zusammenarbeit mit dem Australian Chamber Orchestra, welches sämtliche Stücke für die Dokumentation komponierte, ist in der Gesamtheit ein wunderschönes Werk entstanden – sowohl in bildlicher als auch akustischer Hinsicht. Dass River sich, wie bereits erwähnt, nicht als Wohlfühlproduktion herausstellt, sollte jedoch jedem bewusst sein.

Credits

OT: „River“
Land: Australien
Jahr: 2021
Regie: Jennifer Peedom, Joseph Nizeti
Drehbuch: Robert Macfarlane, Joseph Nizeti, Jennifer Peedom
Musik: William Barton, Piers Burbrook de Vere, Richard Tognetti
Kamera: Yann Arthus-Bertrand, Sherpas Cinema, Ben Knight, Peter McBride, Renan Ozturk
Besetzung: Willem Dafoe (Off-Voice)

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

River
Fazit
Ein Blick auf die weltweiten Flüsse gerichtet, portraitiert "River" anschaulich die Schönheit des Quell des Lebens. Einmal ganz leise im Zeitraffer als auch schnell und mit tobenden Klängen unterlegt, hält Jennifer Peedon ästhetische Bilder fest.
Leserwertung3 Bewertungen
2.7