20 Jahre ist es mittlerweile her, dass Katya (Svetlana Ivanova) einen verheerenden Flugzeugabsturz überstehen musste. Sie selbst kam mit einem Schrecken davon, doch ihre Mutter starb bei dem Unglück. Seither hat sich viel getan. So ist sie selbst Mutter der kleinen Diana (Marta Timofeeva) und hilft als Psychologin anderen, ihre Ängste zu überwinden. Die eigene Flugangst hat sie jedoch nie so wirklich in den Griff bekommen. Das bekommt sie erneut zu spüren, als sie mit Diana in ein Flugzeug steigt und bald mit schrecklichen Visionen zu kämpfen hat. Obwohl der Mitreisende Alexey (Wolfgang Cerny) versucht, zuvorkommend zu sein und sie auf andere Gedanken zu bringen, wächst in ihr die Vermutung, dass etwas mit diesem Flug nicht stimmt …
Der Horror des Fliegens
So ein Flug kann schon mit richtig viel Schrecken verbunden sein. Das Gefühl, in der Situation völlig hilflos und dem Schicksal ausgeliefert zu sein, in Verbindung mit dem in sich geschlossen Raum: Das ist schon unter normalen Umständen genug, damit Menschen Todesangst bekommen können. Besonders schlimm wird es, wenn in Filmen diese ohnehin schon nicht besonders angenehme Situation mit zusätzlichen bedrohlichen Elementen verknüpft ist. In Non-Stop heißt es, einen an Bord befindlichen Terroristen zu finden. In 7500 wird ein Flugzeug zur Zielscheibe einer Geiselnahme. Blood Red Sky kombinierte das zusätzlich mit Vampiren. Und dann wäre da natürlich noch der Kultfilm mit dem selbsterklärenden Namen Snakes on a Plane.
Insofern steht da Row 19 – Der Todesflug schon in einer gewissen Tradition, wenn wir hier an Bord eines Flugzeugs einen absoluten Alptraum erleben. Im Unterschied zu den obigen Beispielen, bei denen die Gefahren – so absurd sie im Einzelfall sein mögen – klar definiert sind, weiß man bei dem russischen Horrorfilm lange Zeit nicht, worin genau diese Bedrohung denn besteht. Es ist ja nicht einmal sicher, ob es die Bedrohung wirklich gibt oder ob da nicht doch die Flugangst der Protagonistin für schreckliche Visionen sorgt. Gut möglich, dass das hier alles eingebildet ist. Aber was wenn nicht? Was wenn da wirklich eine übernatürliche Kraft am Wirken ist und es auf die junge Mutter abgesehen hat?
Wahn jenseits der Grenzen
Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen also kräftig spekulieren und rätseln. Sie sollen es sogar: Row 19 – Der Todesflug ist einer dieser Horrorfilme, die ihr Heil in der Verwirrung suchen. Die Figuren und Publikum gleichermaßen mit mysteriösen Szenen verunsichern wollen. Die Grenzen zwischen dem, was erkennbar real ist und was ein Traum, die sind hier fließend. Und auch die Grenzen zwischen Vergangenheit und Zukunft sind sehr durchlässig: Immer wieder wird das Geschehen an Bord des Flugzeugs durch Erinnerungen an früher unterbrochen. Das soll der Charakterisierung dienen und gleichzeitig den Eindruck verstärken, dass die Antwort auf die Fragen in der Vergangenheit zu suchen sind. Vor allem der Flugzeugabsturz spielt in der Hinsicht erwartungsgemäß eine größere Rolle.
Solche Verwirrspiele sind eigentlich immer nett. Grundsätzlich macht Row 19 – Der Todesflug in der Hinsicht auch nicht wirklich etwas verkehrt. Nur, so richtig spannend ist das Ergebnis nicht. Dass alles nie so richtig real wirkt aufgrund der Psychose hat Anteil daran, dass da kein Gefühl einer Gefahr entsteht. Diese ständigen Versuche einer Konfusion sind zudem zu sehr gewollt. Da hat man des Öfteren den Eindruck, dass es nur noch um das Prinzip geht, weniger darum, eine in sich geschlossene Geschichte zu erzählen. Auf diese Weise bleibt der Film leider unter den Möglichkeiten, die Setting und Szenario geboten hätten. Trotz einzelner atmosphärischer Momente und einer engagiert aufspielenden Svetlana Ivanova, der Mysteryhorror reicht nicht für nervliche Turbulenzen aus.
OT: „Ryad 19“
Land: Russland
Jahr: 2021
Regie: Alexander Babaev
Drehbuch: James Rabb
Kamera: Nikolay Smirnov
Besetzung: Svetlana Ivanova, Marta Timofeeva, Wolfgang Cerny, Vitaliya Kornienko
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