Slow Horses Apple TV+
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Slow Horses: Ein Fall für Jackson Lamb – Staffel 1

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„Slow Horses: Ein Fall für Jackson Lamb“ // Deutschland-Start: 1. April 2022 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Für River Cartwright (Jack Lowden) stand immer fest, dass er in die Fußstapfen seines Großvaters David Cartwright (Jonathan Pryce) treten würde, einem geradezu legendären Agenten des britischen Geheimdienstes. Tatsächlich ist auch River dort gelandet. Legendär ist an ihm jedoch allenfalls sein katastrophales Versagen bei einer Trainingsmission. Und so wird er zu Slough House abgeschoben, einer von Jackson Lamb (Gary Oldman) geleiteten Sonderabteilung, bei der alle gescheiterten Agenten und Agentinnen landen, die man anderweitig nicht los wird. River will sich aber nicht damit abfinden, so früh schon aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Als der Student Hassan Ahmed (Antonio Aakeel) von einer rechtsradikalen Organisation entführt wird, sieht er seine Chance gekommen, seinen Wert zu beweisen. Und so macht er sich gemeinsam mit Sid Baker (Olivia Cooke) und anderen Ausgestoßenen an die Arbeit, hat dabei aber auch mit viel Gegenwind zu kämpfen. Schließlich ist Diana Taverner (Kristin Scott Thomas), die eine führende Position beim Geheimdienst hat, Slough House schon länger ein Dorn im Auge …

Dauerbrenner Spionagethriller

Auch wenn im Kino und im Fernsehen Trends kommen und gehen, manche Sachen scheinen dann doch zeitlos zu sein. Dazu gehört auch die unverminderte Faszination rund um Geheimagenten und Geheimagentinnen, die im Verborgenen die Welt retten. James Bond 007: Keine Zeit zu sterben wurde trotz ungünstigen Umfelds zu einem Erfolg an den Kinokassen. Die kommenden Mission: Impossible Filme werden von Fans heißt herbeigesehnt. Serien wie Hamilton: Undercover in Stockholm oder Spy City verstehen sich ebenfalls in der reichen Tradition solcher Geschichten. Insofern verwundert es nicht wirklich, dass auch Apple TV+ beim Versuch, sich unter den großen Streamingdiensten zu etablieren, mit Slow Horses an einer eigenen Fassung dieses Genres arbeitet. Das Vertrauen in diese ist offensichtlich groß. Noch vor dem Start der ersten Staffel wurde bekannt, dass es eine zweite geben wird.

Das ist tatsächlich eine gute Nachricht, denn die Geschichte um Slough House ist eine reizvolle Variante des Agententhrillers, die einerseits sehr klassisch ist, gleichzeitig aber auch durchaus eigene Akzente sitzt. Das dürfte niemanden wundern, der die literarische Vorlage kennt. Seit 2010 gab es eine ganze Reihe von Büchern, in denen der britische Autor Mick Herron von den Abenteuern seiner Ausgestoßenen erzählt. Der Unterschied zu Bond, Ethan Hunt oder auch Jason Bourne liegen auf der Hand. Wo dort gestählte und zu jeder Zeit kompetente Übermenschen im Einsatz sind, denen so ziemlich alles gelingt, da sind bei Slow Horses die persönlichen Erfolge überschaubar. Stattdessen werden hier die Loser des Geheimdienstes in den Mittelpunkt gerückt, die entgegen aller Erwartungen tatsächlich Fälle lösen. Mit ein paar Schwierigkeiten, aber immerhin.

Komik ohne Parodie

Da liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei Slow Horses um eine Parodie handelt, vergleichbar etwa zu Austin Powers oder Johnny English, bei denen selbstverliebte Trottel auch ohne die notwendigen Fähigkeiten die Welt retten. Ganz so weit geht man hier dann doch nicht. Wenn Cartwright und die anderen Schwierigkeiten haben, dann entstehen die einerseits aus einer eher alltäglichen Überforderung. Andererseits werden ihnen aber auch Hindernisse in den Weg gelegt, von denen sie anfangs gar nicht wissen, dass es sie gibt. Wie so oft in diesem Bereich kann man hier niemandem trauen, nicht einmal den eigenen Leuten. Da gibt es Verschwörungen und Intrigen, im Zweifel ist sich jeder dann doch selbst der nächste. Die Leute bei Slough House haben also unabhängig von eigenen Fähigkeiten keine besonders große Chance.

Die Art und Weise, wie die Gruppe mit allerhand Widrigkeiten zu kämpfen hat, ist aber auch ohne Slapstick und überzogen peinliche Situationen unterhaltsam. Humor spielt bei der Serie durchaus eine große Rolle. Streckenweise ist Slow Horses sogar eine Workplace-Komödie, weniger Agententhriller. Aber eine, die auf Dialoge vertraut, die hier schon mal sehr bissig sein können. Vor allem die Szenen, in denen sich Lamb und Taverner gegenseitig bekriegen, sind ein Genuss. Auch die Parallelhandlung um die Entführung des Studenten mit pakistanischen Wurzeln hat ihre humoristischen Momente. Schließlich ist der Teilzeit-Comedian seinen Entführern – einer besonders dämlichen Gruppe namens Sons of Albion – intellektuell haushoch überlegen. Dafür hat Letztere Waffen und ist von einer skrupellosen Brutalität geprägt.

Vorteil Menschlichkeit

Dennoch ist der Fall an sich der eher uninteressante Teil der Geschichte. Die Stärke der Serie sind die Figuren und die Dynamik innerhalb der verschiedenen Gruppieren. Die Entführung des jungen Mannes ist mehr ein Mittel zum Zweck als wirklicher Inhalt. Je stärker sich die Staffel im Lauf der sechs Folgen auf diese konzentriert, umso schwächer wird sie. Insgesamt ist Slow Horses jedoch ein weiterer empfehlenswerter Neuzugang in dem stetig wachsenden Apple TV+ Katalog. Wer eine Schwäche für traditionelle Agentengeschichten hat, jedoch weniger mit dem überzogenen Super-Alphamännchen-Geprotze anfangen kann, findet hier eine reizvolle Gegendarstellung, die von der Menschlichkeit der Protagonisten und Protagonistinnen lebt und nicht von absurden Manövern und explosiven Verfolgungsjagden.

Credits

OT: „Slow Horses“
Land: UK, USA
Jahr: 2022
Regie: James Hawes
Drehbuch: Will Smith, Morwenna Banks, Mark Denton, Jonny Stockwood
Vorlage: Mick Herron
Musik: Daniel Pemberton, Toydrum
Kamera: Danny Cohen
Besetzung: Jack Lowden, Olivia Cooke, Gary Oldman, Kristin Scott Thomas, Antonio Aakeel, Sam Hazeldine, Rosalind Eleazar, Chris Reilly, Freddie Fox, Jonathan Pryce, Christopher Chung, Dustin Demri-Burns

Bilder

Trailer

Interview

Wer noch mehr über die Serie erfahren möchte: Zum Start von Slow Horses: Ein Fall für Jakcson Lamb unterhalten wir uns im Interview mit Hauptdarsteller Jack Lowden über die Arbeit an der Serie und auch darüber, was Spione und Schauspieler gemeinsam haben.

Jack Lowden [Interview]

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Slow Horses: Ein Fall für Jackson Lamb – Staffel 1
Fazit
Basierend auf den gleichnamigen Romanen erzählt „Slow Horses“ von einer Sondereinheit des britischen Geheimdienstes, zu der gescheiterte Agenten und Agentinnen abgeschoben werden. Das ist tatsächlich komisch, ohne dabei zu einer Idioten-Parodie zu werden. Später wandelt sich die Serie zu einem traditionelleren Spionagethriller, der ebenfalls funktioniert, aber nicht ganz so interessant ist wie die Figuren, die hier so auftauchen.
Leserwertung129 Bewertungen
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7
von 10