Tatort Borowski und der Schatten des Mondes TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© NDR/Christine Schroeder

Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes

Tatort Borowski und der Schatten des Mondes TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes“ // Deutschland-Start: 10. April 2020 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als im Wald eine skelettierte Leiche gefunden wird, wird für Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) ein Alptraum wahr. Schließlich handelt es sich bei der Toten um Susanne Hansen (Mina Rueffer), mit der er als Jugendlicher (August Milberg) zu einem Konzert abhauen wollte. Doch auf dem Weg kam es zu einem Streit zwischen den beiden, weswegen die Teenagerin wütend davonstapfte – und spurlos verschwand. Er selbst hatte gesehen, wie sie in ein fremdes Auto einstieg. Doch auch mit seiner Zeugenaussage blieben die Ermittlungen ohne Erfolg. Fest entschlossen, endlich die Wahrheit aufzudecken, nimmt er sich der Sache an und bringt damit seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) gegen sich auf …

Aus der Zeit gefallen

Auch wenn der Tatort natürlich in erster Linie fürs Fernsehen produziert wurde, dann und wann werden einzelne Teile doch im Kino gezeigt. Vor allem Filmfeste werden immer mal wieder genutzt, um Fans die Möglichkeit zu geben, ihre Helden und Heldinnen auf der großen Leinwand zu bewundern. Einer dieser Teile ist Borowski und der Schatten des Mondes. Der Film feierte bereits im September 2020 Premiere auf dem Filmfest Oldenburg, das aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen neben eher obskuren Independentfilmen aus aller Welt immer mal wieder deutsche TV-Produktionen zeigt. Ebenfalls sonderbar ist, dass es im Anschluss anderthalb Jahre dauerte, bis dann auch die reguläre Ausstrahlung im Ersten stattfindet, während zahlreiche später produzierte Teile längst zu sehen waren.

Andererseits passt es auch irgendwo zu einem Film, der sich große Mühe gibt, das Konzept Zeit aufzuheben. So spielt Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes natürlich schon in der Gegenwart, wenn es darum geht, einen Mord aufzuklären. Gleichzeitig überlagert sich im 1197. Fall der ARD-Krimireihe immer wieder die Vergangenheit, wenn Erinnerungen und aktuelle Suche eins werden. Das geht auch mit einem netten Besetzungscoup einher. So wird die junge Ausgabe von Borowski von August Milberg gespielt, dem realen Sohn von Borowski-Darsteller Axel Milberg. Auf den Inhalt hat das natürlich keinen Einfluss. Aber es ist doch ein schönes Metaelement in einem Werk, das maßgeblich davon handelt, wie unser jetziges Ich von dem Vorangegangenen geprägt wird.

Verfolgt von der Vergangenheit

Natürlich geht es trotz allem darum, den Mörder der Jugendlichen zu fangen. Mehr noch als ein klassischer Whodunnit ist Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes aber ein Porträt des Polizisten, der seit seiner Jugend diese Schuld mit sich herumträgt. Dass er seine Freundin seinerzeit im Stich ließ, führte auch mit dazu, dass er überhaupt bei der Polizei landete. Plötzlich fünfzig Jahre später noch einmal mit diesem Ereignis konfrontiert zu werden, bedeutet für ihn, das Trauma ein weiteres Mal erleben zu müssen. Oft sind Krimis, bei denen die Ermittelnden persönlich involviert sind, recht billig und leben von Zufällen. Hier funktioniert das jedoch gut, das eine baut schlüssig auf dem anderen auf und veranschaulicht, wie sehr man das Ergebnis eigener Erfahrungen ist.

Das ist nicht unbedingt spannend, zumindest aus kriminologischer Sicht. Viele Spuren gibt es Jahrzehnte später natürlich nicht. Stattdessen wird umso mehr geredet. Und manchmal geschwiegen: Die eindrucksvollsten Szenen sind die, wenn Regisseur Nicolai Rohde seinen Protagonisten in erster Linie sich selbst und den eigenen Gedanken überlässt. Das geht bei Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes mit einer düster-melancholischen Stimmung einher, die gerade auch im Kontrast mit der Vergangenheit erzeugt wird. Auf der einen Seite der bunte Hippie-Ausläufer der deutschen Provinz, auf der anderen das graue und verlorene heute. Jahrzehnte liegen zwischen den Szenen, es fühlt sich teilweise nach mehr an: zwei Welten, die keine Gemeinsamkeit haben. Bis auf Borowski natürlich, der lange Zeit später lernen muss, beides miteinander zu verbinden, die Vergangenheit aufzuarbeiten und gleichzeitig sie loslassen zu können.

Credits

OT: „Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Nicolai Rohde
Drehbuch: Patrick Brunken, Torsten Wenzel
Musik: Johannes Kobilke
Kamera: Philipp Kirsamer
Besetzung: Axel Milberg, Almila Bagriacik, Stefan Kurt, August Milberg, Lena Stolze, Thomas Küge, Anja Antonowicz, Mina Rueffer

Bilder

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Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes
Fazit
„Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes“ ist ein sehr persönlicher Krimi, bei dem der Kommissar sich mit einem Trauma aus seiner Jugend befassen muss. Die Verbindung aus Vergangenheit und Gegenwart funktioniert sehr gut, auch wenn der Film mehr als Drama über einen Mann funktioniert, der noch immer von seinen Erinnerungen bestimmt wird.
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