Tatort Es lebe der Tod
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Tatort: Es lebe der Tod

Tatort Es lebe der Tod
„Tatort: Es lebe der Tod“ // Deutschland-Start: 20. November 2016 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Fünf Menschen hat der oder die Unbekannte bereits auf dem Gewissen. Jedes Mal wurde das Opfer mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne gefunden. Da jegliche Spur fehlt, beschließt Hauptkommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) eine Falle zu stellen: Ein angebliches sechstes Opfer wird bekannt gegeben, das sich in einigen Punkten unterscheidet und auf diese Weise eine Reaktion des Täters provozieren soll. Die lässt nicht lange auf sich warten: Arthur Steinmetz (Jens Harzer) meldet sich bei Murot und will nun diesen töten, wird dabei aber zuvor geschnappt. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Nicht nur, dass noch immer ein Beweis fehlt, mit dem man Steinmetz verurteilen könnte. Mehr noch: Alle seine Opfer sollen den Tod herbeigesehnt haben. Zudem sei seine Arbeit noch nicht vollbracht …

Jagd auf einen Serienmörder

Auch wenn es beim Tatort meist darum geht, unbekannte Mörder und Mörderinnen zu entlarven und zu schnappen, so gibt es doch immer mal wieder Beispiele, wie Filme von dieser Standardformel abweichen. Eine Möglichkeit: Da treibt ein Serienmörder sein Unwesen, dessen Identität alle bereits kennen, das Publikum inklusive. Da geht es also nicht darum herauszufinden, wer es war, sondern darum, ob und wie derjenige aufgehalten wird. Zwei berühmte Beispiele sind Markus Graf (Auf ewig Dein) und Kai Korthals (Borowski und der stille Gast), die sich jeweils drei Filme lang durch die Gegend mordeten, bis man ihnen endlich das Handwerk legen konnte. Ein weniger ausdauerndes Beispiel ist Arthur Steinmetz, der lediglich in Es lebe der Tod auftrat. Doch es war ein Auftritt, den man nicht wieder vergisst.

Dabei hat der Film gar nicht so wahnsinnig viel mit den üblichen Serienmörder-Geschichten zu tun. Anspielungen an diese gibt es natürlich, die Hommage an Sieben ist schon sehr offensichtlich. Außerdem führt die Möglichkeit eines sechsten Opfers zu einer erhöhten Dringlichkeit, wie man es von solchen Film gewohnt ist. Wird es die Polizei schaffen, dieses rechtzeitig zu retten? Doch auch wenn der Kampf um das Leben von Nummer sechs die Antriebsfeder in Tatort: Es lebe der Tod ist, durch die die Handlung maßgeblich bestimmt wird: Es geht in dem Film über weite Strecken nicht darum. Wer hier einschaltet mit der Erwartung oder Hoffnung, ein hochspannendes Katz-und-Maus-Duell zu sehen zwischen Killer und Kommissar, der wird enttäuscht.

Zwischen Tragik und Tod

Stattdessen hat Regisseur Sebastian Marka wie schon bei seinem ebenfalls sehr guten Das Haus am Ende der Straße einen Film gedreht, der die besonders die Tragik der Figuren und ihrer Geschichten betont. So verrät Steinmetz gleich zu Beginn, dass er keinen Mord in dem Sinne verübt hat, sondern nur Menschen half, die ohnehin nicht mehr leben wollten. Eine Form der Sterbehilfe also, nur eben keine freiwillige. Tatort: Es lebe der Tod stellt damit klar die alten Konzepte von gut und böse in Frage, zwingt damit das Publikum, sich selbst dazu zu positionieren. Damit einher gehen Überlegungen zum Sinn des Lebens, zur Suche nach dem Glück. Der Film ist damit deutlich nachdenklicher und ruhiger, aber auch melancholischer mit einem Hang zum Unwirklichen. Selbst wenn wir die Realität nie ganz verlassen, hat das hier schon etwas Traumartiges an sich.

Das funktioniert auch durch Hauptdarsteller Jens Harzer (Ruhe! Hier stirbt Lothar) so gut, der gleichzeitig unscheinbar ist und doch sehr präsent, auf eine unheimliche Art und Weise. Seine leise vorgetragenen Dialoge sind klar und verdreht im einen, während er einen , begleitet von einer stimmungsvoll-traurigen Musik, immer tiefer in den Abgrund lockt, bei dem irgendwann nicht mehr zu unterscheiden ist: Ist das seiner oder der eigene? Natürlich muss man sich darauf einlassen können. Tatort: Es lebe der Tod ist einsame Reflexion, keine gediegene Spurensuche. Der 1001. Teil der ARD-Krimireihe verstört, anstatt wohlig-gewohnte Sonntagabendunterhaltung zu bieten. Doch gerade diese Besonderheiten machen ihn aus und zu einem der interessantesten und eindrucksvollsten Werke des Dauerbrenners.

Credits

OT: „Tatort: Es lebe der Tod“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Sebastian Marka
Drehbuch: Erol Yesilkaya
Musik: Thomas Mehlhorn
Kamera: Armin Alker
Besetzung: Ulrich Tukur, Barbara Philipp, Jens Harzer, Ygal Gleim, Hans Löw, Corinna Kirchhoff

Bilder

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Tatort: Es lebe der Tod
Fazit
„Tatort: Es lebe der Tod“ handelt zwar prinzipiell von der Jagd auf einen Serienmörder. Mit einem traditionellen Thriller hat der Film dennoch nicht viel. Stattdessen handelt es sich um ein melancholisches, zuweilen unwirkliches Krimidrama über einsame und verzweifelte Menschen und die Frage nach dem Bösen.
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